Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Aus dem Heft

Machen scharfe Milchtypen mehr Probleme?

Lesezeit: 6 Minuten

D ank der modernen Zuchtprogramme hat das Leistungspotential der HF-Kühe kontinuierlich zugenommen. Auch in Deutschland melken mittlerweile etliche leistungsstarke Milchviehbetriebe bereits mehr als 10 000 kg Milch pro Kuh und Jahr.Allerdings verlassen immer mehr junge Kühe vorzeitig die Herden.Insbesondere Fruchtbarkeits-,Euter-und Klauenprobleme führen in vielen Betrieben zu einer Verkürzung der Nutzungsdauer. Setzen wir in der Zucht zu stark auf HöchstleistungenFührt die einseitige Ausrichtung der Zuchtprogramme auf maximale Milchleistung und den Milchcharakter der Töchter zu einer höheren Krankheitsanfälligkeit und zu einer geringeren Nutzungsdauer der KüheHaben wir den Bogen überspannt? Dieser Frage sind jetzt drei Wissenschaftler aus den USA,aus Schweden und aus Dänemark nachgegangen.Sie aben untersucht,inwieweit hohe Leistungszuchtwerte (Eiweißmenge)und hohe Exterieurzuchtwerte (Milchtyp) der Bullen die Nutzungsdauer und die Krankheitsanfälligkeit der Kühe beeinflussen.In der Untersuchung wurden die Daten von insgesamt 104 Töchtergruppen amerikanischer Vererber in den USA,Dänemark und Schweden analysiert. Die Ergebnisse sind in Übersicht 1 und 2 als genetische Merkmalsbeziehungen (Korrelationsverhältnis) angegeben.Die Korrelations-Koeffizienten liegen zwischen +1 (positiv =in erwünschter Richtung) und 1 (negativ =in uner-wünschter Richtung).Bei einem Wert nahe Null ist keine genetische Beziehung vorhanden oder sie ist rechnerisch nicht darstellbar. Hohe Leistung geht zu Lasten der Eutergesundheit Zwischen dem Leistungs-Zuchtwert (Eiweißmenge)und der Zellzahl bzw. der Mastitis-Häufigkeit wurden genetische Verknüpfungen zwischen 0,09 bis 0,32 gefunden,d..je höher der Leistungs-Zuchtwert der Bullen war,desto häufiger wurden bei den Töchtern erhöhte Zellzahlen oder Euterkrankheiten gefunden (Übersicht 1). Hingegen konnten zwischen dem Zuchtwert Nutzungsdauer (Productive Life )und den Zellzahlen bzw.Euterkrankheiten positive Wechselwirkungen nachgewiesen werden (+0,06 bis +0,59). Der engste positive Zusammenhang zwischen der Eutergesundheit und Eutermerkmalen besteht zur Eutertiefe , Vordereuteraufhängung und der Eu-tergesamtqualität (Übersicht 1). Die Wissenschaftler kommen deshalb zu folgender Schlussfolgerung:Bei einer Selektion nach Nutzungsdauer und Lebensleistung (productive Life )mit niedriger Zellzahl und hoch aufgehängten Eutern wird das genetische Risiko zu Euterentzündungen verringert,während der Zuchtwert für Leistung (Eiweißmenge)die Anfälligkeiten zu Mastitiden und hohen Zellzahlen verschärft. Darüber hinaus weisen die Wissenschaftler darauf in,dass der Milchtyp oft eine große Rolle bei der Auswahl der Mütter zukünftiger Prüfbullen spielt,so dass mit der Selektion der Väter allein auf höheren Eiweiß-Zuchtwert und der Mütter auf extremeren Milchtyp von Generation zu Generation die Nachkommen immer anfälliger werden für die oben genannten Krankheiten! Scharfe Milchtypen sind anfälliger Ähnliche genetische Zusammenhänge gibt es auch zwischen den Leistungszuchtwerten und anderen ProduktionsKrankheiten der Kühe wie z.B.Lahmheiten,Verdauungs-,Stoffwechsel-und Fruchtbarkeitsstörungen. Danach hat der Leistungswert des Vaters (Eiweißmenge)den stärksten negativen Einfluss auf die Gesundheitsstabilität der Töchter (0,62 bzw.0,60).Ähnlich enge Zusammenhänge bestehen zwischen dem extremen Milchtyp und der Krankheitsanfälligkeit. So steigt bei Bullen mit zunehmendem Zuchtwert Eiweißmenge bei den Töchtern der Vererber das Risiko an Lahmheiten oder Stoffwechselerkrankungen zu erkranken deutlich an.Gleiches ist auch zu beobachten,wenn verstärkt auf den Milchtyp selektiert wird (Übersicht 2). Der Milchtyp wird im linearen Bild um so höher bewertet,je schärfer die Kühe in der Vorhand und in der Oberlinie sind.Ein scharfer Milchtyp ist jedoch nicht nur ererbt,sondern wird auch in starkem Maße von der Einsatzleistung zu Laktationsbeginn beeinflusst. Die übrigen Exterieur-Merkmale wie z.B.Hinterbeinstellung,Beckenbreite, Körpergröße und Körpertiefe haben keine oder nur widersprüchliche Einflüsse auf das Auftreten von Krankheiten.Einzige Ausnahme ist die Beckenneigung. Bei abfallenden Becken wurde eine geringere Anfälligkeit für Lahmheiten beobachtet.Diese Erkenntnis deckt sich auch mit Ergebnissen aus Holland. Die genetischen Beziehungen zwischen der Nutzungsdauer und den oben genannten Produktions-Krankheiten sind dagegen positiv zu bewerten:Je höher der Nutzungsdauer-Zuchtwert der Väter,desto weniger sind die Töchter durch Verdauungs-,Stoffwechsel-, Fruchtbarkeitsstörungen bzw.Lahmheiten gefährdet.Dies wird noch deutlicher, wenn man den amerikanischen Zuchtwert Productive Life (Nutzungsdauer) um die Komponente Milchleistung bereinigt (Übersicht 2). Schlussfolgerung für die Praxis Diese Zusammenhänge zeigen,dass die Zuchtwerte für Milchtyp einen deutlich negativen Einfluss auf die Krankheitsresistenz bei Kühen haben.Zwischen den Zuchtwerten für Nutzungsdauer und der Krankheitsresistenz besteht ingegen einen positiver Zusammenhang,unabhängig von der Milchleistung. Viele Milchviehhalter haben inzwischen die Fütterung und Nährstoffversorgung ihrer Kühe so weit optimiert, dass sie trotz steigender Milchleistungen zumindest einen Teil der geschilderten Entgleisungen verschiedener Körpersysteme noch vermeiden können. Auch die Nutzungsdauer beachten! Wenn aber die Genetik den Möglichkeiten und Fähigkeiten der Tierhalter davon rennt,dann werden die hier beschriebenen Gefahren immer mehr zur Wirklichkeit.Die einseitige Selektion auf maximale Einsatzleistungen,bei immer jünger werdenden Bullenmüttern (aufgrund der Pedigree-Indices),beschleunigt diesen Prozess in einer Weise,die weder für die Milchkühe noch für die Tierbesitzer günstig sein kann.Das ist auf längere Sicht hin als kontraproduktiv einzustufen. Milchviehhalter sind deshalb gut beraten,bei der Bullenauswahl als Selektionskriterien nicht die Leistungs-Indices allein zu verwenden,sondern stattdessen auch die Nutzungsdauer,die Lebensleistung oder eine Kombination mehrerer wirtschaftlicher und gesundheitlich wichtiger Merkmale zu berücksichtigen. Beim Rechenzentrum VIT in Verden ist neben dem Gesamt-Zuchtwert (RZG) auch ein Zuchtwert Nutzungsdauer (RZN)sowie ein Gesamt-Zuchtwert Lebensleistung entwickelt worden.Im Gegensatz zu den herkömmlichen Zuchtwerten RZM,RZE oder RZG sind diese beiden Zuchtwerte aber nicht sofort nach dem Kalben der ersten Töchter verfügbar, sondern erst,wenn die Töchter zum zweiten Mal abgekalbt haben. Der Zuchtwert für Nutzungsdauer (RZN)wird auf einen Mittelwert von 100 bezogen.Bullen mit einem RZN größer 100 vererben eine längere Nutzungsdauer als der Durchschnitt.Der RZN wird jährlich geschätzt.Bei der Zuchtwertschätzung werden nur Bullen berücksichtigt,die mindestens 15 Töchter in der zweiten Laktation haben und eine Sicherheit der Zuchtwerte von mindestens 50 Prozent aufweisen.Der RZN fließt mit etwa sechs Prozent in den Gesamtzuchtwert RZG ein. Beim Gesamt-Zuchtwert Lebensleistung werden gegenüber dem RZG die dritte Laktation,die Nutzungsdauer,die Zellzahl und die Persistenz höher gewichtet.Dies geht mit den Forderungen vieler Milchviehhalter einher,die seit längerem bereits fordern,diejenigen Kühe und Bullen in der Zucht stärker zu berücksichtigen,die den Belastungstest der Zeit bestanden haben. Fazit Die Zuchtwerte für Milcheiweißmenge und Milchtyp haben einen deutlich negativen Einfluss auf die Krankheitsresistenz der Kühe. Die Zuchtwerte für Nutzungsdauer hingegen sind genetisch positiv verknüpft mit der Krankheitsresistenz der Kühe,unabhängig von der Milchleistung. Milchviehhalter sind deshalb gut beraten,nicht die Leistungs-Indices allein als Selektionskriterien zu verwenden. Die Nutzungsdauer bzw.die Lebensleistung sollten in der Zucht stärker

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.