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Mehr Geld mit Spezialmilch?

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Milchsorten rasant gestiegen. Die Molkereibranche reagiert damit auf verschiedene gesellschaftliche Anforderungen.

Lesezeit: 4 Minuten

Die AMI hat exklusiv für top agrar analysiert, wie sich das auf die Milchpreise auswirkt.

Unsere Autorin Dr. Kerstin Keunecke, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), Bonn

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Gentechnikfreiheit, Nachhaltigkeit und Tierwohl sind in den vergangenen Jahren stärker in den Fokus der Gesellschaft gerückt. Die Milchwirtschaft hat deshalb branchenübergreifende und firmeneigene Konzepte entwickelt, aus denen sich höhere Produktionskosten in den milchviehhaltenden Betrieben ergeben. Molkereien honorieren in Form von Zuschlägen die Anstrengungen ihrer Lieferanten, zum Beispiel eine nachhaltige und artgerechte Tierhaltung umzusetzen.

Produktionsseitig betrachtet sind dadurch mehr neue Milcharten entstanden (siehe Übersicht 1). Auch das Wirrwarr an Zuschlägen auf den Abrechnungen ist größer geworden. Im bundesweiten Schnitt machen diese mittlerweile gut 1,3 ct/kg am Milchpreis aus. Um hier mehr Transparenz zu schaffen, hat die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) erstmals für 2019 eigene Preise für die verschiedenen Sondermilcharten berechnet.

70% der Milch gentechnikfrei

Den Anfang machte 2011 die gentechnikfrei erzeugte Milch mit einem Anteil von 3% an der gesamten Milcherfassung in Deutschland. Mittlerweile ist sie mit rund 70% zum Standard geworden (siehe Übersicht 2). Im Schnitt zahlen die Molkereien knapp 1,0 ct/kg für den Verzicht auf gentechnisch veränderte Futtermittel. Und die Diversifizierung am Milchmarkt geht weiter: Molkereien weisen zusätzlich Weide-, Heu-, Bergbauern- oder Tierwohlmilch aus.

Auf Weidemilch mit einem entsprechenden Zuschlag entfallen rund 5% der deutschen Milchanlieferung. Für sechs Molkereien hat die AMI für das Jahr 2019 einen Preis berechnet (siehe Übersicht 3). Sie alle zahlen einen separaten Weidezuschlag, der zwischen 0,5 und 1,5 ct/kg liegt und auch davon abhängt, wie viele Tage und Stunden die Tiere grasen können. Nach dem niedersächsischen Label „Pro Weideland“ müssen es mindestens sechs Stunden an 120 Tagen sein (siehe Reportage Seite R10). Schwarzwaldmilch sattelt mit mindestens acht Stunden an 150 Tagen nochmals oben drauf und zahlt dafür 1,5 ct Zuschlag je kg.

Heumilch hingegen war 2019 nach AMI-Erhebungen in Deutschland mit einem Anteil von 0,1% weniger weit verbreitet. Die Zuschläge liegen dafür im Schnitt bei knapp 3 Cent. Etwas höher war der Anteil der explizit als Tierwohlmilch ausgelobten Milch mit 0,7%. Die Zuschläge bei den drei ausgewerteten Molkereien lagen bei 4,0 ct/kg (siehe Übersicht 4). Damit ist gleichzeitig abgegolten, dass die Milch gentechnikfrei ist.

Absatzpotenzial entscheidet

Oftmals handelt es sich um Spezialmilchprogramme, die der Handel fordert. Die abgenommene Menge bemisst sich am Absatzpotenzial, weshalb die Teilnahme an einem entsprechenden Programm limitiert ist. Bei der Tierwohlmilch gelten für die Einstiegsstufe und für die Premiumstufe unterschiedliche Anforderungen (siehe Reportage auf Seite R10).

Auch andere Molkereien zahlen Zuschläge für eine artgerechte Tierhaltung. In Bayern zielt die Kombinationshaltung darauf ab, Kühen mehr Bewegung und Komfort zu verschaffen. Die Milchwerke Berchtesgadener Land haben ein solches System vor drei Jahren eingeführt und zahlen für Auslauf und Laufstall je 1,0 ct und für Weide 1,5 ct/kg. Erfüllt ein Betrieb alle drei Anforderungen erhält er 3,5 ct/kg.

Die großen Molkereien, wie das Deutsche Milchkontor, FrieslandCampina, Arla Foods und Hochwald setzen mit eigenen Programmen auf Nachhaltigkeit. Der Bonus dafür ist oftmals, je nach Erfüllung der einzelnen Kriterien, gestaffelt und kann, wie bei Arla und Hochwald, bis zu 1,0 ct/kg betragen.

Welches ist meine Benchmark?

Ein beliebtes Spiel in der Milchwirtschaft ist das Vergleichen von Preisen. Nur mit wem, wenn der Kollege anders produziert und damit geringere oder höhere Kosten hat? Es gilt daher, eine möglichst homogene Gruppe, die Benchmark, mit gleichen Anforderungen an die Produktion zu definieren. So hat die AMI für konventionell erzeugte Milch mit 4,2% Fett und 3,4% Eiweiß für 2019 einen bundesweiten Schnitt von 33,00 ct/kg errechnet. Für die gentechnikfrei erzeugte Milch waren es 34,62 ct/kg und für das Prädikat gentechnikfreie Weidemilch 36,31 ct/kg. Die Unterschiede ergeben sich nicht ausschließlich aus den Zuschlägen, sondern auch aus den Milchpreisen höher auszahlender Molkereien.

Wie geht es weiter?

Die Differenzierung in der Milcherzeugung wird auch in den kommenden Jahren weiter voranschreiten (siehe Markteinschätzung, Seite R9). Handel und Molkereien werden versuchen, sich durch neue Produktmerkmale vom Wettbewerber abzugrenzen, um mehr Wertschöpfung zu generieren. Hat sich ein Kriterium erstmal großflächig durchgesetzt, dann ist der Wettbewerbsvorteil mitunter dahin. Es bleibt den Milcherzeugern zu wünschen, dass Verbraucher ihre Anstrengungen in puncto artgerechter Tierhaltung auch durch eine höhere Zahlungsbereitschaft für Molkereiprodukte honoriern.

kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

In der nächsten top agrar-Ausgabe 1/2021 lesen Sie einen Artikel über die Zusatzkosten in der Milcherzeugung und -verarbeitung, die durch die Einhaltung verschiedener Tierwohlstandards entstehen.

Hinweis: In Übersicht 3 hat sich leider ein Fehler eingeschlichen. Bei der Molkerei Ammerland (konventionell) in der Mengenklasse "500 t" müsste es heißen "34,59 ct/kg" statt wie in der Tabelle abgebildet "35,59 ct/kg".

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