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Mehr Milch mit nassen Rationen?

Lesezeit: 5 Minuten

Trockenes Futter ist in diesem Winter für fast alle Milcherzeuger ein Problem. Was bringt das Einmischen von Wasser in die Ration? Steigen Futteraufnahme und Milchleistung?


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Die Folgen des trockenen Sommers 2018 sind nicht nur an den knapperen Futtervorräten sichtbar, sondern auch auf dem Futtertisch: Bei hohen Trockenmassegehalten (TM) in Totalen Mischrationen selektieren die Kühe Kraftfutter aus der Ration heraus, da es nicht am Grundfutter haftet. Dadurch ändert sich im Tagesverlauf die Rationszusammensetzung.


Direkt nach der Futtervorlage nehmen ranghöhere Tiere mehr Kraftfutter und somit eine energiereichere Ration auf als berechnet. Die rangniederen Tiere, die erst einige Stunden nach der Futtervorlage fressen, bekommen weniger Kraftfutter als berechnet und somit eine energieärmere Ration. Folge: schwankende pH-Werte im Pansen, subakute Pansenazidosen, weniger Milch.


Um das selektive Fressen zu vermeiden, mischen viele Praktiker Wasser in die Totale Mischration (TMR). Die Ergebnisse scheinen positiv zu sein, wissenschaftliche Untersuchungen gibt es aber nicht. Deshalb haben wir auf Haus Riswick im Winter 2017/2018 sowie Sommer 2018 Fütterungsversuche zur sogenannten Nass-TMR durchgeführt. (Anm. d. Red.: Nicht verwechseln mit Kompakt-TMR, die exakte Vorgaben zur Wasserzugabe hat; top agrar 3/2018, R16.)


In zwei zwölfwöchigen Versuchen mit je 2 x 24 Kühen haben wir die Kontrollration mit der Versuchsration (Kontrollration + Wasserzugabe) verglichen. Nach der halben Versuchsdauer wechselten die Gruppen (cross-over). Den Versuchsgruppen haben wir zur TMR 12,5 (Versuch I) bzw. 14 Liter (Versuch II) Wasser je Kuh und Tag gemischt. So sanken die TM-Gehalte der Rationen in Versuch I (Winter) von 46 auf 37% und in Versuch II (Sommer) von 42 auf 34% (Übers. 1). Das Futter erhielten alle Kühe zur freien Aufnahme.


Mehr Milch, aber...

Die wichtigsten Ergebnisse der Versuche sind:


  • Futteraufnahme: Die Wasserzugabe erhöhte die TM-Aufnahme in beiden Versuchen signifikant (Übersicht 2). Das führte zu höheren Energie- und Nährstoffaufnahmen. Die höhere TM-Aufnahme könnte aus einer gleichmäßigeren Ration resultieren und für eine stabilere mikrobielle Situation im Pansen sprechen.
  • Milchleistung: Die Kühe mit Nass-TMR erzielten in beiden Versuchen höhere tägliche Milchleistungen. Die Differenzen betrugen im ersten Versuch 0,6 kg und im zweiten Versuch 0,5 kg pro Tag. Im zweiten Versuch beeinflusste der TM-Gehalt der Ration auch die Fett- und Eiweißmengen, sodass die Kühe mit Nass-TMR eine signifikant höhere energiekorrigierte Milchleistung erreichten (+0,7 kg ECM/Tag). Ähnliche Ergebnisse gibt es in Praxisuntersuchungen.
  • Wasseraufnahme: In den Versuchen haben wir auch die Wasseraufnahme über die Tränken ermittelt. Hierbei zeigte sich, dass die Tiere der Kontrollgruppen eine signifikant höhere Wasseraufnahme realisierten. Die Differenz entsprach dabei in etwa der Wassermenge, die wir den Tieren der Versuchsgruppen über den Mischwagen zugegeben haben.
  • Fressverhalten: Um die Futterselektion zu prüfen, haben wir in jedem Versuch an zwölf Tagen je fünf Futterproben im Tagesverlauf entnommen. Diese haben wir mit der Schüttelbox auf die Partikelgrößenverteilung geprüft. Die Proben haben wir entnommen direkt nach der Futtervorlage, nach fünf, zehn und fünfzehn Stunden Vorlagedauer sowie am Folgetag aus den Futterresten.


Übersicht 3 zeigt, dass es in der Kontrollvariante zu einer deutlichen Futterselektion kam. Die Anteile an feinen Futterbestandteilen gingen im Tagesverlauf permanent zurück, wohingegen der Anteil an groben Futterpartikeln anstieg. Über den Tag betrachtet ergibt sich damit eine ungleiche Nährstoffaufnahme.


Hingegen gab es bei den angefeuchteten Rationen keine Veränderungen in der Partikelgrößenverteilung. Ein selektives Fressen fand demnach nicht statt. So stand den Tieren über den gesamten Tag eine einheitliche Ration zur Verfügung.


  • Nacherwärmung: Anschnittsflächen neigen vor allem unter feucht-warmen Bedingungen zu Nacherwärmung. Deshalb haben wir das Nacherwärmungsverhalten beider Rationen im zweiten Versuch geprüft.


Dazu haben wir Datenlogger über drei Tage in das Futter gelegt bzw. mit einem Stabthermometer die Temperatur in den Trögen erfasst. Die Ergebnisse sind homogen: In den ersten 24 Stunden nach dem Mischen der Rationen kam es trotz sehr hoher Außentemperaturen (Tagesmitteltemperatur bis 27°C) zu keiner stärkeren Nacherwärmung der Nass-TMR (Übersicht 4).


Im weiteren Verlauf (24 bis 48 Stunden nach Futteraustrag) ist die angefeuchtete Ration jedoch anfälliger für Nacherwärmung. Hier gibt es im Vergleich zur Kontrollration etwa zehn Stunden früher eine Temperaturerhöhung. Nach 48-stündiger Vorlagedauer tritt dagegen kein nennenswerter Temperaturunterschied mehr auf.


Bei der Zugabe von Wasser in die Totale Mischration ist somit die tägliche Vorlage der Futterration noch wichtiger. Unter Umständen empfiehlt sich hierbei sogar eine zweimalige Futtervorlage pro Tag.


Wasserzusatz lohnt sich:

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Kühe Totale Mischrationen mit einem TM-Gehalt über 42% selektiv fressen. Somit änderte sich die Rationszusammensetzung im Tagesverlauf. Die Wasserzugabe von 12 bis 14 l/Kuh und Tag senkte die TM-Gehalte auf 34 bis 37%. Das verhinderte selektives Fressen. Letztlich stiegen Futteraufnahme und die Milchleistung zum Teil signifikant an. Feuchtere Rationen neigen zur Nacherwärmung. Bei der Zugabe von Wasser in die TMR ist somit die tägliche Vorlage einer frischen Ration noch wichtiger.


Kontakt:


patrick.liste@topagrar.com

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