Der Einfluss von Milcherzeugern auf die Gewinnmarge beschränkt sich oft auf die Kostenseite. Unsere Beispiele zeigen, wie sich mit höheren Inhaltsstoffen mehr Zuschläge erreichen lassen.
Milchviehhalter haben wenig Einfluss auf den Auszahlungspreis. Molkereien legen den Milchpreis entsprechend der Markt- und Verwertungssituation fest. Der große Hebel für Landwirte ist also die kostengünstig erzeugte Milch. Die Zuschläge zum Grundpreis gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Landwirte sollten deshalb nicht nur einen Blick auf die Milchmenge werfen.
Einfluss der Inhaltsstoffe
Zuschläge zum Grundpreis gibt es unter anderem für Nachhaltigkeits- oder Weideprogramme. Zusätzlich können Landwirte mit den Inhaltsstoffen den Auszahlungspreis beeinflussen (siehe Reportagen ab Seite R8).
Molkereien rechnen mit unterschiedlichen Korrekturfaktoren (siehe Kasten (Einfluss der Fett-/Eiweißbewertung auf Seite R10). Betriebsleiter sollten kalkulieren, ob ein moderater Verzicht an Milchmenge bei gleichzeitiger Erhöhung der Inhaltsstoffe zu mehr Erlös führen kann.
Inhaltsstoffe lassen sich durch Genetik und Fütterung beeinflussen. Wer heute Bullen einsetzt, die höhere Inhaltsstoffe vererben, wird den Erfolg zwar erst Jahre später sehen. Doch eine Beachtung positiver Vererber bietet Potenzial (siehe Reportage, Seite R9). Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollte die Milchmenge bei der Anpaarung aber ein Kriterium bleiben.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Inhaltsstoffe hat die Fütterung – allerdings mit Grenzen. Die ersten 100 Laktationstage muss die Ration auf eine hohe Futteraufnahme abgestimmt sein, sodass der Peak in der Laktationskurve möglichst hoch ist. Danach können Landwirte mehr Augenmerk auf die Inhaltsstoffe legen. Aber Vorsicht: Zu niedrige bzw. zu hohe Fettgehalte weisen auf eine unausgeglichene Fütterung bzw. auf Stoffwechselstörungen hin.
Rechnung Beispielbetrieb
Bei einer Modellkalkulation (s. Übersicht 1) sind die Fütterungseffekte berücksichtigt. Unterstellt wurde, dass eine steigende Milchmenge (von 25 kg durchschnittlicher Tagesleistung auf 38 kg ansteigend) zu sinkenden Inhaltsstoffen führt. Die Annahme war, dass je kg mehr produzierte Milch der Fettgehalt um 1% und der Milcheiweißgehalt um 0,5% fällt. Bei einem Milchmengenanstieg von 29 auf 30 kg/Tag, würde der Fettgehalt folglich von 4,27 auf 4,23% sinken.
Zudem wurde davon ausgegangen, dass höhere Milchmengen eine höhere Energie- und Eiweißkonzentration in der Ration und damit höhere Kosten verursachen. Milchkühe mit 35 kg Tagesleistung fressen 25 kg Trockenmasse (TM), im Vergleich zu 21 kg TM bei 25 kg Tagesleistung. Bei dem Beispiel lagen die Tagesrationskosten je Kuh bei 4,00 €/Tag bis zu 4,70 €/Tag.
In Übersicht 1 sind beispielhaft die Milchauszahlungspreise und der Income over Feed cost (IOFC), also der Erlös nach Futterkosten, bei steigenden Milchmengen dargestellt. Es wird deutlich, dass Milchmenge der größere Hebel ist als die Inhaltsstoffe.
Die Zahlen für die Beispielrechnungen beziehen sich auf das Deutsche Milchkontor (DMK) im Wirtschaftsjahr 2019/2020. Das DMK ist Deutschlands größter Milchverarbeiter, sodass das Beispiel eine Vielzahl von Lieferanten widerspiegelt. Gerechnet hat die Molkerei in dem Zeitraum mit dem Korrekturfaktor 7,4. Der Wert galt im vergangenen Wirtschaftsjahr sowohl für Fett als auch für Eiweiß.
Auswirkungen in der PRaxis
Ein reales Praxisbeispiel zeigt, wie sich eine Anhebung der Milchinhaltsstoffe auswirkt (siehe Übersicht 2). Es handelt sich um einen Betrieb mit 845 Holsteinkühen und einer durchschnittlichen verkauften Tagesmilchmenge von 28 kg Milch/Kuh und Tag.
Es wurden drei verschiedene Varianten inkl. der Ausgangssituation mit steigenden Milchinhaltsstoffen bei gleicher Milchmenge gerechnet. Die vorherige Kalkulation hinsichtlich der veränderten Futterkosten wurde ebenfalls berücksichtigt.
Der Betrieb erzielte im Wirtschaftsjahr 2019/2020 einen Unternehmergewinn von -1,7 ct/kg Milch bei 3,87% Fett und 3,36% Eiweiß bei einem vergleichbar hohen Erlös von 34,7 ct/kg Milch. Bei der zweiten Variante wurden 4,15% Fett- und 3,48% Eiweißgehalt angenommen. Der Unternehmergewinn verbesserte sich auf -0,3 ct/kg. In einer dritten Variante wurde Fett auf 4,32% Eiweiß auf 3,55% gesteigert. Gegenüber der Ausgangssituation ergibt sich damit eine Verbesserung von 2,9 ct/kg Milch. Bei der Betriebsgröße entspricht das einem Unterschied von 200000 € pro Jahr.
Der Betrieb hat es mittlerweile geschafft, die Milchinhaltsstoffe auf 4,2% Fett und 3,5% Eiweiß anzuheben und dabei die Milchmenge zu erhöhen. Genau das führt zu einem besseren ökonomischen Ergebnis. Ziel muss sein, die Inhaltsstoffe zu steigern, ohne dabei viel Milchmenge zu verlieren. ▶
kirsten.gierse-westermeier
@topagrar.com
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Der Einfluss von Milcherzeugern auf die Gewinnmarge beschränkt sich oft auf die Kostenseite. Unsere Beispiele zeigen, wie sich mit höheren Inhaltsstoffen mehr Zuschläge erreichen lassen.
Milchviehhalter haben wenig Einfluss auf den Auszahlungspreis. Molkereien legen den Milchpreis entsprechend der Markt- und Verwertungssituation fest. Der große Hebel für Landwirte ist also die kostengünstig erzeugte Milch. Die Zuschläge zum Grundpreis gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Landwirte sollten deshalb nicht nur einen Blick auf die Milchmenge werfen.
Einfluss der Inhaltsstoffe
Zuschläge zum Grundpreis gibt es unter anderem für Nachhaltigkeits- oder Weideprogramme. Zusätzlich können Landwirte mit den Inhaltsstoffen den Auszahlungspreis beeinflussen (siehe Reportagen ab Seite R8).
Molkereien rechnen mit unterschiedlichen Korrekturfaktoren (siehe Kasten (Einfluss der Fett-/Eiweißbewertung auf Seite R10). Betriebsleiter sollten kalkulieren, ob ein moderater Verzicht an Milchmenge bei gleichzeitiger Erhöhung der Inhaltsstoffe zu mehr Erlös führen kann.
Inhaltsstoffe lassen sich durch Genetik und Fütterung beeinflussen. Wer heute Bullen einsetzt, die höhere Inhaltsstoffe vererben, wird den Erfolg zwar erst Jahre später sehen. Doch eine Beachtung positiver Vererber bietet Potenzial (siehe Reportage, Seite R9). Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollte die Milchmenge bei der Anpaarung aber ein Kriterium bleiben.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Inhaltsstoffe hat die Fütterung – allerdings mit Grenzen. Die ersten 100 Laktationstage muss die Ration auf eine hohe Futteraufnahme abgestimmt sein, sodass der Peak in der Laktationskurve möglichst hoch ist. Danach können Landwirte mehr Augenmerk auf die Inhaltsstoffe legen. Aber Vorsicht: Zu niedrige bzw. zu hohe Fettgehalte weisen auf eine unausgeglichene Fütterung bzw. auf Stoffwechselstörungen hin.
Rechnung Beispielbetrieb
Bei einer Modellkalkulation (s. Übersicht 1) sind die Fütterungseffekte berücksichtigt. Unterstellt wurde, dass eine steigende Milchmenge (von 25 kg durchschnittlicher Tagesleistung auf 38 kg ansteigend) zu sinkenden Inhaltsstoffen führt. Die Annahme war, dass je kg mehr produzierte Milch der Fettgehalt um 1% und der Milcheiweißgehalt um 0,5% fällt. Bei einem Milchmengenanstieg von 29 auf 30 kg/Tag, würde der Fettgehalt folglich von 4,27 auf 4,23% sinken.
Zudem wurde davon ausgegangen, dass höhere Milchmengen eine höhere Energie- und Eiweißkonzentration in der Ration und damit höhere Kosten verursachen. Milchkühe mit 35 kg Tagesleistung fressen 25 kg Trockenmasse (TM), im Vergleich zu 21 kg TM bei 25 kg Tagesleistung. Bei dem Beispiel lagen die Tagesrationskosten je Kuh bei 4,00 €/Tag bis zu 4,70 €/Tag.
In Übersicht 1 sind beispielhaft die Milchauszahlungspreise und der Income over Feed cost (IOFC), also der Erlös nach Futterkosten, bei steigenden Milchmengen dargestellt. Es wird deutlich, dass Milchmenge der größere Hebel ist als die Inhaltsstoffe.
Die Zahlen für die Beispielrechnungen beziehen sich auf das Deutsche Milchkontor (DMK) im Wirtschaftsjahr 2019/2020. Das DMK ist Deutschlands größter Milchverarbeiter, sodass das Beispiel eine Vielzahl von Lieferanten widerspiegelt. Gerechnet hat die Molkerei in dem Zeitraum mit dem Korrekturfaktor 7,4. Der Wert galt im vergangenen Wirtschaftsjahr sowohl für Fett als auch für Eiweiß.
Auswirkungen in der PRaxis
Ein reales Praxisbeispiel zeigt, wie sich eine Anhebung der Milchinhaltsstoffe auswirkt (siehe Übersicht 2). Es handelt sich um einen Betrieb mit 845 Holsteinkühen und einer durchschnittlichen verkauften Tagesmilchmenge von 28 kg Milch/Kuh und Tag.
Es wurden drei verschiedene Varianten inkl. der Ausgangssituation mit steigenden Milchinhaltsstoffen bei gleicher Milchmenge gerechnet. Die vorherige Kalkulation hinsichtlich der veränderten Futterkosten wurde ebenfalls berücksichtigt.
Der Betrieb erzielte im Wirtschaftsjahr 2019/2020 einen Unternehmergewinn von -1,7 ct/kg Milch bei 3,87% Fett und 3,36% Eiweiß bei einem vergleichbar hohen Erlös von 34,7 ct/kg Milch. Bei der zweiten Variante wurden 4,15% Fett- und 3,48% Eiweißgehalt angenommen. Der Unternehmergewinn verbesserte sich auf -0,3 ct/kg. In einer dritten Variante wurde Fett auf 4,32% Eiweiß auf 3,55% gesteigert. Gegenüber der Ausgangssituation ergibt sich damit eine Verbesserung von 2,9 ct/kg Milch. Bei der Betriebsgröße entspricht das einem Unterschied von 200000 € pro Jahr.
Der Betrieb hat es mittlerweile geschafft, die Milchinhaltsstoffe auf 4,2% Fett und 3,5% Eiweiß anzuheben und dabei die Milchmenge zu erhöhen. Genau das führt zu einem besseren ökonomischen Ergebnis. Ziel muss sein, die Inhaltsstoffe zu steigern, ohne dabei viel Milchmenge zu verlieren. ▶