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Mehr Tierwohl – aber auch mehr Arbeit

Lesezeit: 3 Minuten

Der Kompostierungsstall verspricht viel Tierwohl. Doch wie aufwendig ist die Bewirtschaftung im Vergleich zum Boxenlaufstall? Unsere Autoren haben die Arbeitszeiten in der Praxis verglichen.


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Die ausverkauften Seminare zum Kompostierungsstall beispielsweise in Bayern zeigen: Milcherzeuger haben ein zunehmendes Interesse an diesem Stallsystem. Denn der Kompostierungsstall unterstützt das natürliche Verhalten und verbessert die Gesundheit sowie das Wohlbefinden von Kühen. Klar ist aber auch, dass es zwei Knackpunkte gibt: Wo und zu welchem Preis bekomme ich die richtige Einstreu? Und wie viel Arbeit macht der Kompostierungsstall? Vor allem, weil die Landwirte die Einstreu des Kompostierungsstalls mindestens zweimal täglich wenden sollten (vgl. „Kompost- und Kompostierungsstall“).


Um die Frage der Arbeitszeit zu beantworten, haben wir einen hessischen Milchviehbetrieb analysiert, der Kühe sowohl in einem Kompostierungsstall als auch in einem Boxenlaufstall hält.


Der Kompostierungsstall hat eine 1080 m² große kompostierende Liegefläche sowie einen 4 m breiten planbefestigten Fressgang mit Selbstfangfressgitter. In dem Stall laufen 100 Frischmelker mit einem Platzangebot von 8,6 m2 pro Kuh. Abgetrennt davon sind 24 Trockensteher mit 9 m2 aufgestallt. Je nach Wetter, streut der Betriebsleiter in einem Abstand von fünf Tagen bis fünf Wochen Einstreu nach. Er verwendet dazu Getreideausputz, das er mit einem Anhänger oder Teleskoplader in den Stall bringt. Der Betrieb melkt dreimal täglich. Zu jeder Melkzeit bearbeitet der Betriebsleiter die komplette Fläche mit einem Schlepper mit Flügelschargrubber. Das lockert die Kompostierungsschicht.


Im daneben liegenden Liegeboxenlaufstall stehen 128 altmelkende Kühe und 36 Rinder. Das Tier-/Liegeplatz-Verhältnis beträgt etwa 1:1. Es gibt Tiefboxen mit einer Stroh-Kalk-Mischung als Einstreu. Der Betriebsleiter streut die Boxen alle 16 Tage ein. Dreimal täglich zum Melken pflegt er die Boxen und entmistet die Übergänge.


Fütterung und Management sind in beiden Ställen identisch.


Mehr Arbeitszeit nötig


Wir haben für beide Stallsysteme die Arbeitszeiten für das Entmisten und Einstreuen etwa 10 bis 15-mal gemessen. Bei der Auswertung haben wir die Werte für jeweils 100 Kühe berechnet. Klares Ergebnis: Die Bewirtschaftung eines Kompostierungsstalls bindet deutlich mehr Arbeitszeit als die Bewirtschaftung eines Liegeboxenlaufstalls. So kommt der Betriebsleiter im Kompostierungsstall auf einen Zeitbedarf von 4,14 Stunden pro Kuh und Jahr für das Einstreuen und Misten. Im Laufstall sind es dagegen nur 2,38 Stunden pro Kuh und Jahr (Übersicht). Die genaue Aufschlüsselung der Arbeitszeiten finden Sie unter www.topagrar.com/kompostierungsstall2019


Die Differenz entsteht vor allem durch das dreimal tägliche Grubbern der Kompostierungsfläche. Inklusive „Kühe treiben“ dauert das pro Tag durchschnittlich 78,93 Minuten. Das sind 35,5 Minuten mehr als der Betriebsleiter im Liegeboxenlaufstall für „Boxenpflege und Übergänge entmisten“ sowie „Kühe treiben“ benötigt.


Würde der Betrieb nur zweimal täglich grubbern, reduziert sich der Mehraufwand auf 11,7 Minuten pro Tag. Würde er nur einmal grubbern, hätte der Kompostierungsstall sogar einen Vorteil bei der Arbeitszeit. Allerdings würde sich die Qualität der Liegefläche drastisch verschlechtern – außer, der Betrieb erweitert das Platzangebot auf 14 m2 pro Kuh. Das aber wiederum würde die Baukosten stark erhöhen und wäre letztlich nicht wirtschaftlich.


Der untersuchte Praxisbetrieb könnte Arbeitszeit sparen, wenn es baulich möglich wäre. Er kann die Einstreufläche nur von einer Seite befahren. Deshalb kann er immer nur eine Bahn grubbern und muss dann „leer“ zurückfahren. Effektiver wäre, wenn sich die Kompostierungsfläche von beiden Seiten befahren ließe. Darauf sollten interessierte Landwirte unbedingt achten.


patrick.liste@topagrar.com


patrick.liste@topagrar.com


Mehr Infos im Beitrag „Der Kompost braucht Luft“ in top agrar 4/2015, Seite R30.


Unsere Autoren


Therese Däumler, Prof. Dr. Steffen Hoy; Universität Gießen

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