Die Stalltür öffnen und hoffen, dass die Kühe zum Melken zurückkommen – so einfach ist es leider nicht. Um Weidegang und Melkroboter zu vereinen, braucht es ein klares Konzept.
Landwirte, die ihren Kühen Weidegang anbieten wollen, können grundsätzlich zwischen zwei Weidesystemen wählen. Davon hängt auch das Management des Melkroboters ab:
Bei Vollweidesystemen (Kurzrasen- oder Portionsweide) haben die Kühe bis zu 24 Stunden Zugang zur Weide. Mehrmals täglich wird ihnen ein neues Weidestück zugeteilt. Das Ziel ist, möglichst viel Energie aus dem Gras zu nutzen und die Zufütterung auf ein Minimum zu begrenzen. Meist kommen nur Lockfutter am Melkroboter sowie Strukturfutter zur freien Verfügung hinzu. Bei diesem System ist das Weidemanagement eine Herausforderung. Betriebe nutzen in der Regel AB- oder ABC-Weidemodelle. Sie bieten den Kühen also im Verlauf eines Tages zwei bis drei verschiedene Weiden an. Das Zugangsrecht zur nächsten, frischen Weide erhalten die Tiere erst ab einer bestimmten Tageszeit und nachdem sie den Melkroboter besucht haben. Die gute Pflege des Grünlandes und die exakte Zuteilung der Weideflächen sind wichtig, damit die Kühe ihren Energiebedarf überwiegend aus Gras decken können und der Nachtreibeaufwand gering ist.
Roboter richtig auslasten
In Deutschland üblicher sind Stand- oder Umtriebsweiden. Diese sind in der Regel nicht darauf ausgelegt, den gesamten Grundfutterbedarf von der Weide zu decken. Die Kühe erhalten zusätzlich eine Mischration oder Grundfutter im Stall. „Die meisten Betriebe betreiben Mischsysteme“, erklärt Uwe Eilers vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf. „Bei hohem Grasaufwuchs im Frühjahr haben die Kühe im Wechsel Zugang zu verschiedenen kleineren Weidestücken, sogenannten Umtriebsweiden. Wenn der Aufwuchs nachlässt, führen Landwirte diese Flächen zu einer großen Standweide zusammen.“
Die größte Herausforderung bei der Kombination von Stand- oder Umtriebsweiden mit automatischen Melksystemen ist, den Melkroboter gleichmäßig auszulasten und zugleich den Aufwand für das Nachtreiben zu minimieren. Denn wenn die Kühe ihren Futterbedarf hauptsächlich aus der Mischration decken, kann der Andrang im Stall zur Fütterungszeit groß sein und entsprechend auch die Auslastung des Roboters. Bietet die Standweide wiederum viel Futter, ist der Anreiz zum Melkroboter in den Stall zu gehen gering, was den Nachtreibeaufwand erhöht.
Einige Voraussetzungen und Empfehlungen gelten für Betriebe mit Melkrobotern (stationär im Stall) und Weidegang unabhängig von dem jeweiligen Weidesystem. Diese fasst Uwe Eilers vom LAZBW so zusammen:
Selektionstor
Kontrolliert den Kuhverkehr vom Stall bzw. Melkroboter auf die Weide.
Ist Grundvoraussetzung bei Vollweidesystemen.
Ist auch bei Stand- und Umtriebsweiden sinnvoll. Je höher die Auslastung des Roboters, desto wichtiger.
Senkt den Nachtreibeaufwand von der Weide zum Melkroboter.
Erlaubt nur Kühen ohne (baldiges) Melkanrecht den Weidezugang.
Erlaubt allen Kühen freien Zugang in den Stall. ▶
Stall
Ist von der Weide frei zugänglich.
Umwege zum Stall vermeiden.
Bietet hohen Tierkomfort.
Ist der einzige Witterungsschutz.
Laufen
Lange Laufstrecken über die Weide sind unproblematisch.
Treibwege möglichst kurz halten und tiergerecht gestalten: trittfest, trocken, weich, nicht morastig oder steinig
Gute Klauengesundheit ist Voraussetzung für Funktion des Systems.
Fütterung
Im Melkroboter Lockfutter oder leistungsabhängiges Kraftfutter anbieten.
Der Geschmack des (Lock-)Futters ist wichtiger als die Menge.
Zufütterung im Stall sollte attraktiv sein: Strukturfutter oder Mischration
Futtervorlage: Zu festen Zeiten im Tagesrhythmus als Impuls von der Weide in den Stall zu kommen. Wird kombiniert mit Weidesperre, Nachtreiben, Tierkontrolle, z.B. 7 und 17 Uhr.
Weideanteil an Ration: Sehr variabel abhängig von verfügbarer Weidefläche und Grasaufwuchs. Im Schnitt ca. 80% der tägl. Trockenmasse bei mind. 0,2 ha und 10% bei mind. 0,06 ha pro Kuh.
Wasserangebot
Wasseraufnahme nicht limitiert und unabhängig von Melkroboterbesuch möglich: in Stall/Roboternähe und auf der Weide
katharina.luetke-holz@topagrar.com
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Die Stalltür öffnen und hoffen, dass die Kühe zum Melken zurückkommen – so einfach ist es leider nicht. Um Weidegang und Melkroboter zu vereinen, braucht es ein klares Konzept.
Landwirte, die ihren Kühen Weidegang anbieten wollen, können grundsätzlich zwischen zwei Weidesystemen wählen. Davon hängt auch das Management des Melkroboters ab:
Bei Vollweidesystemen (Kurzrasen- oder Portionsweide) haben die Kühe bis zu 24 Stunden Zugang zur Weide. Mehrmals täglich wird ihnen ein neues Weidestück zugeteilt. Das Ziel ist, möglichst viel Energie aus dem Gras zu nutzen und die Zufütterung auf ein Minimum zu begrenzen. Meist kommen nur Lockfutter am Melkroboter sowie Strukturfutter zur freien Verfügung hinzu. Bei diesem System ist das Weidemanagement eine Herausforderung. Betriebe nutzen in der Regel AB- oder ABC-Weidemodelle. Sie bieten den Kühen also im Verlauf eines Tages zwei bis drei verschiedene Weiden an. Das Zugangsrecht zur nächsten, frischen Weide erhalten die Tiere erst ab einer bestimmten Tageszeit und nachdem sie den Melkroboter besucht haben. Die gute Pflege des Grünlandes und die exakte Zuteilung der Weideflächen sind wichtig, damit die Kühe ihren Energiebedarf überwiegend aus Gras decken können und der Nachtreibeaufwand gering ist.
Roboter richtig auslasten
In Deutschland üblicher sind Stand- oder Umtriebsweiden. Diese sind in der Regel nicht darauf ausgelegt, den gesamten Grundfutterbedarf von der Weide zu decken. Die Kühe erhalten zusätzlich eine Mischration oder Grundfutter im Stall. „Die meisten Betriebe betreiben Mischsysteme“, erklärt Uwe Eilers vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf. „Bei hohem Grasaufwuchs im Frühjahr haben die Kühe im Wechsel Zugang zu verschiedenen kleineren Weidestücken, sogenannten Umtriebsweiden. Wenn der Aufwuchs nachlässt, führen Landwirte diese Flächen zu einer großen Standweide zusammen.“
Die größte Herausforderung bei der Kombination von Stand- oder Umtriebsweiden mit automatischen Melksystemen ist, den Melkroboter gleichmäßig auszulasten und zugleich den Aufwand für das Nachtreiben zu minimieren. Denn wenn die Kühe ihren Futterbedarf hauptsächlich aus der Mischration decken, kann der Andrang im Stall zur Fütterungszeit groß sein und entsprechend auch die Auslastung des Roboters. Bietet die Standweide wiederum viel Futter, ist der Anreiz zum Melkroboter in den Stall zu gehen gering, was den Nachtreibeaufwand erhöht.
Einige Voraussetzungen und Empfehlungen gelten für Betriebe mit Melkrobotern (stationär im Stall) und Weidegang unabhängig von dem jeweiligen Weidesystem. Diese fasst Uwe Eilers vom LAZBW so zusammen:
Selektionstor
Kontrolliert den Kuhverkehr vom Stall bzw. Melkroboter auf die Weide.
Ist Grundvoraussetzung bei Vollweidesystemen.
Ist auch bei Stand- und Umtriebsweiden sinnvoll. Je höher die Auslastung des Roboters, desto wichtiger.
Senkt den Nachtreibeaufwand von der Weide zum Melkroboter.
Erlaubt nur Kühen ohne (baldiges) Melkanrecht den Weidezugang.
Erlaubt allen Kühen freien Zugang in den Stall. ▶
Stall
Ist von der Weide frei zugänglich.
Umwege zum Stall vermeiden.
Bietet hohen Tierkomfort.
Ist der einzige Witterungsschutz.
Laufen
Lange Laufstrecken über die Weide sind unproblematisch.
Treibwege möglichst kurz halten und tiergerecht gestalten: trittfest, trocken, weich, nicht morastig oder steinig
Gute Klauengesundheit ist Voraussetzung für Funktion des Systems.
Fütterung
Im Melkroboter Lockfutter oder leistungsabhängiges Kraftfutter anbieten.
Der Geschmack des (Lock-)Futters ist wichtiger als die Menge.
Zufütterung im Stall sollte attraktiv sein: Strukturfutter oder Mischration
Futtervorlage: Zu festen Zeiten im Tagesrhythmus als Impuls von der Weide in den Stall zu kommen. Wird kombiniert mit Weidesperre, Nachtreiben, Tierkontrolle, z.B. 7 und 17 Uhr.
Weideanteil an Ration: Sehr variabel abhängig von verfügbarer Weidefläche und Grasaufwuchs. Im Schnitt ca. 80% der tägl. Trockenmasse bei mind. 0,2 ha und 10% bei mind. 0,06 ha pro Kuh.
Wasserangebot
Wasseraufnahme nicht limitiert und unabhängig von Melkroboterbesuch möglich: in Stall/Roboternähe und auf der Weide