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Milchpreise: Im Herbst wieder aufwärts?

Lesezeit: 5 Minuten

Gespaltener Milchmarkt: Während die meisten Molkereien den Milchpreis senken, erhöhen ihn einzelne. Zum Jahresende könnte der gesamte Markt wieder nach oben drehen.


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Nach einer kurzen Erholung zu Jahresbeginn stürzen die Milchpreise ab. Der Grund ist relativ simpel: Die beiden wichtigen Exporteure Neuseeland und Europa produzieren fleißig Milch, die beiden wichtigen Importeure Russland und China fragen aber nur wenig nach.


Viel Milch, wenig Nachfrage:

In Neuseeland hatten Beobachter wegen der Trockenheit mit einem schwachen Saisonende gerechnet. Tatsächlich ist die Milchmenge im April aber mit einem Plus von 8,5 % wieder deutlich über das Vorjahresniveau geschossen. Gleichzeitig haben die Milcherzeuger in der EU direkt im ersten Monat nach der Quote kräftig gemolken: Zum Vormonat legten sie um 0,7 % zu und sind über Vorjahresniveau gesprungen (Übers. 1).


Diese Mehrmengen stoßen auf eine schwächelnde Nachfrage. Denn Russland hat die Grenzen für die EU und andere Exporteure weiter dicht, China kauft nur wenig ein: Mit 256 000 t blieb der Milchpulver-Import im ersten Quartal 2015 um 43 % unter Vorjahresniveau. Aus der EU kamen 9 735 t – nur halb so viel wie im Vorjahreszeitraum.


Deshalb buhlen die Exporteure um neue Absatzmärkte – mit harten Ban-dagen: Die neuseeländische Molkerei Fonterra hat den algerischen Tender für Milchpulver gewonnen, offenbar mit einem Kampfpreis weit unter dem Marktpreis. Algerien war 2014 der größte Importeur für Magermilchpulver und hat den EU-Markt deutlich entlastet.


Das erzeugt Druck auf die Preise. Bereits seit Wochen sinken sie für Butter, Magermilchpulver, Vollmilchpulver und Cheddar in der EU (Übers. 2). Zum Teil liegen die Notierungen nur noch knapp über dem Niveau der Milchkrise 2009.


Das gleiche gilt für den Weltmarkt: Auf der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade ist der Preisindex für Milchprodukte fast auf das Niveau von 2009 abgestürzt (Übers. 3).


Deshalb sind die Verwertungen abgeschmiert. Der Kieler Rohstoffwert Milch, der sich aus den Preisen für Butter und Magermilchpulver bildet, lag im Mai bei nur 24,9 ct/kg (4,0 % Fett, ab Hof). Im Mai 2014 betrug er 36,4 ct/kg.


Die Trinkmilch-Verwertung ist durch die Preissenkung des Handels Anfang Mai um etwa 4,5 ct/kg gesunken. Sie liegt nach Einschätzung von Experten bei höchstens 26 ct pro kg (ohne Fett).


Bei Käse ist die Situation differenzierter: Einfacher Standardkäse steht mächtig unter Druck. Der Spotmarktpreis liegt im Extrem bei gerade einmal rund 2 €/kg. Das ist eine Verwertung von nur etwa 22 ct/kg. Spezialitäten-Käse hat dagegen immer noch eine Verwertung von bis zu 35 ct/kg oder mehr.


Die Auszahlungspreise liegen fast überall in Deutschland noch über den derzeitigen Verwertungen (Übers. 4). „Die aktuellen Milchpreise werden deshalb wohl nicht zu halten sein“, sagt Monika Wohlfarth, ZMB.


Beim Milchpreis-Rückgang dürfte es zu einer weiteren Spreizung der Auszahlung kommen. Die stärksten Einbrüche werden Molkereien mit den Eckprodukten Pulver, Butter und Standardkäse haben, Versandmilch und Magermilchkonzentrat haben ebenfalls stark nachgegeben. Die Auszahlung dürfte hier auf Verwertungsniveau absinken.


Bei den meisten Molkereien ist es jedoch eine Misch-Kalkulation, je nach dem, wie viel Milch in die jeweilige Verwertung fließt. Dazu das Beispiel Omira aus Ravensburg: „Wir senken den Milchpreis für Mai um 3,0 auf 27,56 ct pro kg. Etwa 2 Cent kommen aus dem Rückgang bei der Weißen Linie, etwa 1 Cent aus dem für Pulver und Butter“, sagt Geschäftsführer Ralph Wonnemann.


Erfahrungsgemäß sind die Milchpreis-Täler bei Marken-Molkereien nicht ganz so tief. Allerdings gibt auch Christian Schramm von der Molkerei Zott unumwunden zu: „Die 30 Cent-Marke wird nicht zu halten sein.“


Premium-Käsereien oder -Molkereien können sich am besten dem Marktdruck widersetzen. So erhöht der Käsespezialist Arla Foods Sonthofen den Milchpreis für Mai um 2,5 auf 34,67 ct pro kg, die Milchwerke Berchtesgadener Land zahlen auch für Mai 36,36 ct/kg.


Dreht der Markt im Herbst?

Offen ist, ob sich der Druck in den nächsten Wochen noch verschärft. Denn ob das Russland-Embargo im August ausläuft, zeichnet sich derzeit nicht ab.


Und völlig ungewiss ist, wie viel Milch aus Europa im ersten Jahr ohne Milchquote und Superabgabe kommt. Trotz sinkender Milchpreise deutet sich momentan kein Rückgang der Milchanlieferung an, im Gegenteil: Vor allem Irland, Polen, das Vereinigte Königreich sowie die Niederlande legen kräftig zu, selbst Deutschland liegt über Vorjahr.


„Sollten die EU-Milcherzeuger aber ihre Produktion drosseln und die Milchmenge senken, wird der Markt relativ schnell drehen und die Preise werden noch im vierten Quartal 2015 wieder anziehen“, sagt Mark Voorbergen.


Der Experte aus den Niederlanden macht das an folgenden Punkten fest:


  • Neuseeland schwächer: Das neue Wirtschaftsjahr ist mit einer niedrigen Milchpreis-Prognose gestartet. Deshalb haben die Farmer vermehrt Kühe geschlachtet. Das Wetter-Phänomen El-Nino wird immer wahrscheinlicher. Das könnte zu einer Dürre und somit zu weniger Milch führen. In den USA leidet Kalifornien, der größte Milch-Staat, ebenfalls unter einer heftigen Dürre.
  • China kommt wieder: Die erste Jahreshälfte 2015 ist mit derzeit 5 % mehr heimischer Milch als im Vorjahr gut gelaufen, die zweite Hälfte dürfte wegen der niedrigen Milchpreise im Reich der Mitte aber deutlich schlechter ausfallen. Viele Betriebe werden Kühe schlachten, um Kosten zu senken. Zudem ist gerade Saisontief. Die Lagerbestände an Milchpulver dürften daher schneller sinken, die Import-Nachfrage wieder anziehen.
  • Weltweit geringer Lagerbestand: Die Bestände der öffentlichen Lagerhaltung sind weltweit geringer als 2009 und 2012 – auch wenn einige Käufer wegen der niedrigen Preise gerade Vorräte aufbauen. Es gibt keinen großen Puffer.


Voorbergen ist deshalb zuversichtlich: „Wenn die Milchmenge in der EU nicht explodiert, kann sich der Milchmarkt schnell zum Positiven drehen.“ P. Liste

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