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Mineralstoffe: Blindflug ins Milchfieber

Lesezeit: 4 Minuten

Die Trockensteher-Ration entscheidet über den Start in die Laktation. Wie dabei die KationenAnionen-Bilanz aussehen sollte, sagen Martin Schulze und Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge.


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Bundesweit erkrankt fast jede zehnte Kuh an akutem Milchfieber. Literaturangaben zufolge ist die Zahl der Tiere mit subklinischem Milchfieber, das meist unbemerkt bleibt, mit 30% noch ungleich höher.


Hervorgerufen wird Milchfieber insbesondere durch Fütterungs- und Haltungsfehler in der Trockenstehzeit. Auch hohe Einstiegsleistungen, das zunehmende Alter der Kuh und Vorerkrankungen spielen eine große Rolle.


Und dabei bleibt es nicht: Beide Formen von Milchfieber begünstigen Folgeerkrankungen. Nachgeburtsverhalten, Gebärmutterentzündung, Mastitis, Ketose und Labmagenverlagerung treten häufiger bei Kühen auf, die rund um die Geburt an Milchfieber erkrankten.


Das verursacht Milchfieber:

Die Milchfiebergefahr hängt vom Säure-Basen-Haushalt der Kuh ab. Jedes Futtermittel enthält natürlicherweise verschiedene Salze, die den Säure-Basen-Haushalt des Tieres beeinflussen. Die Kationen-Anionen-Bilanz (Kasten rechts) des Futtermittels oder der Ration gibt an, welcher Effekt auf den Säure-Basen-Haushalt der Kuh zu erwarten ist. Ein Überschuss an starken Anionen äußert sich in niedrigen oder negativen DCAB-Werten. Rationen mit einer DCAB von 50 meq/kg TM oder weniger haben eine ansäuernde (azidotische) Wirkung. Sie begünstigen eine metabolische Azidose. Sehr hohe DCAB-Werte wiederum, also ein Überhang an starken Kationen, führen zu einer basischen (alkalischen) Stoffwechsellage. Das ist bei Werten um 200 meq pro kg TM der Fall. Eine DCAB in diesem Bereich führt zu einer verringerten Reaktion von Knochen und Niere auf das Parathormon, das dort normalerweise für die Ausschüttung von Calcium (Ca) sorgt. Bei hohen DCAB-Werten trainiert die Kuh ihre Ca-Regulationsmechanismen nicht ausreichend. Damit steigt das Milchfieberrisiko.


In der Vorbereitungszeit sollte daher eher eine saure Stoffwechsellage angestrebt werden. Berater und Wissenschaftler empfehlen für diese Zeit Rationen mit DCAB-Werten von 50 meq pro kg TM und weniger. Verlässliche DCAB-Werte der Futtermittel sind nötig, um die Ration entsprechend zu berechnen und das Milchfieberrisiko einzudämmen.


Unsere Versuche zeigen jedoch: Annahme und Wirklichkeit über die DCAB-Werte in der Ration gehen teils weit auseinander.


Annahme und Wirklichkeit:

Vorab gingen wir der Frage nach, wie hoch DCAB-Werte in Trockensteherrationen allgemein eingestellt sind. Dafür betrachteten wir die Trockensteher-Rationen von zehn Betrieben in Schleswig-Holstein mit durchschnittlich 188 Kühen. Weiterhin untersuchten wir, ob eine Beziehung zwischen berechneten DCAB-Werten im Futter und dem ermittelten Säure-Basen-Haushalt der Kühe in der Transitphase (gemessen in NSBA; Kasten oben) besteht.


Dafür bestimmten wir die DCAB der Rationen auf Basis der analysierten Mineralstoffgehalte (K, Na, Cl, S), also der realen Werte. Die berechneten Werte bezogen sich auf Tabellenwerte der Mineralstoffgehalte in den Futtermitteln, lediglich K und Na in den Silagen wurden analysiert. Erschreckend: Die reale DCAB der Ration unterschied sich stark von der Berechneten (Übers. 1). Sie war meist deutlich höher als angenommen. Und das steigert die Milchfiebergefahr für Transitkühe. Bei der Bestimmung der NSBA von 50 Kühen der zehn Betriebe bestätigte sich die Annahme. Es bestand kein Zusammenhang zwischen der NSBA der Tiere und der auf Basis unzureichender Analysen kombiniert mit Tabellenwerten unterstellten DCAB in ihrem Futter.


Grassilage ist das Problem:

Die Ursache für die Unterschiede zwischen den realen und den analysierten DCAB-Werten einer Ration liegt besonders in den großen Differenzen zwischen den einzelnen Grassilagen. Oft haben insbesondere Grassilagen sehr unterschiedliche K-Gehalte. Das liegt vor allem an der unterschiedlich starken Gülle-Düngung. Auch in Maissilagen unterscheiden sich die Mineralstoffgehalte (Übersicht 2). Genauso wie die K-Gehalte, variieren auch Cl und S abhängig von Düngung, Boden und Niederschlägen stark. Diese Mineralstoffe nehmen ebenfalls Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt der Kuh.


Was heißt das für die Praxis?

Eine erfolgreiche Milchfieberprophylaxe ist untrennbar mit der Rationsgestaltung für die Trockensteher verbunden.


Insbesondere in der Vorbereiterration müssen die Ca-Gehalte korrekt eingestellt sein. Das geht nur, wenn die realen DCAB-Werte der Einzelfuttermittel bekannt sind. Tabellenwerte der Mineralstoffgehalte von Grundfutter sind wenig verlässlich, da Silagen innerhalb eines Jahres stark variieren. Es ist zwingend notwendig, alle eingesetzten Futtermittel in Bezug auf ihre Wirkung auf den Säure-Basen-Haushalt zu untersuchen. Ist das nicht möglich muss zumindest die ganze Mischration analysiert werden. Nur dann ist die gezielte Anpassung des Ca-Gehalts möglich. -klh-

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