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„Mit Heumilch die Kunden begeistern“

Lesezeit: 5 Minuten

In Sachsen haben sechs Milchviehbetriebe die Kohrener Landmolkerei gegründet. Sie produziert hochwertige und einzigartige Produkte. Das bringt bis zu 5 Cent mehr Milchgeld.


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In Krisen entstehen oft die besten Ideen. Allerdings dauert es meist Jahre, sie umzusetzen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Kohrener Landmolkerei in Sachsen. Sie verarbeitet 45 Mio. kg Milch pro Jahr und kann ihren Gesellschaftern – sechs Betriebe mit 5000 Kühen – bis zu 5 ct/kg Milch über dem üblichen Milchpreis im Land zahlen.


„Wir hatten es satt, immer am Tropf der großen Molkereien zu hängen. Als die Milchkrise 2008 ihren Höhepunkt erreichte und wir nur noch 20 ct/kg erhielten, beschlossen wir, unsere Milch selbst zu verarbeiten und zu vermarkten“, erzählt Sirko Hornung, Geschäftsführer der Kohrener Landmolkerei und des Milchviehbetriebs Osterland Agrar.


Spezielle Produkte:

Fünf weitere Milchviehbetriebe in Sachsen und Sachsen-Anhalt schlossen sich der Idee der Molkereigründung an. Den geeigneten Standort dafür fanden die Betriebsleiter im Kohrener Land am Ortsrand von Penig. Bis die Idee technisch und finanziell umgesetzt war, vergingen fünf Jahre. Die Investitionen lagen bei weit über 10 Mio. €. Im Herbst 2012 war die Grundsteinlegung, im Frühjahr 2014 startete die Produktion. Seitdem verarbeiten 75 Mitarbeiter täglich über 100000 kg Milch.


Die Molkereigründer wussten, dass sie mit einem Standardprogramm nicht mit den Großen der Branche mithalten können. Deshalb suchten sie nach zukunfts-trächtigen Lösungen und setzten auf modernste Technik. Somit können sie auch in kleineren Chargen produzieren.


„Unser Fokus liegt auf hochwertigen und einzigartigen Produkten“, erzählt Hornung. So wird Frischmilch in einem neuartigen Verfahren (prolong-Verfahren) nahezu keimfrei gemacht. Dadurch bleibt sie 21 Tage haltbar, obwohl sie nur bei 75°C pasteurisiert wird. Das soll vor allem die Vitamine schonen.


Das Sortiment ist breit gefächert. Es besteht aus Heumilch und konventioneller Milch, Erdbeer-, Vanille- und Schoko-H-Milch sowie Belgischer Schokolade, Cappuccino, Latte Macchiato, Eiskaffee, Schlagsahne und Kefir. Außerdem ist Schulmilch (Kakao, Erdbeere, Vanille und Natur) stark gefragt.


Die meiste Trinkmilch füllt die Molkerei in klassische Kartons ab. In einer neuen Verpackungslinie kann sie Milch aber auch in recyclebare PET-Flaschen in vier verschiedenen Größen füllen.


Ein Beispiel für die Innovationsfreudigkeit ist der Sensocap-Verschluss. Eine Platine aus Aluminium versiegelt die Flaschen luftdicht. Der Verschluss ist einfach in der Handhabung und bietet maximale Produktsicherheit. Auch bei der Abfüllung von Joghurt in Bechern ist neue Technologie im Einsatz.


Cleverer Vertrieb:

Von Anfang an hatten die Molkereigründer den Vertrieb im Blick. Dazu nahmen sie frühzeitig Kontakt zum Lebensmitteleinzelhandel auf, speziell zu Edeka Nordbayern, zu deren Einzugsgebiet die Molkerei gehört, und neuerdings auch zu Lidl und Netto. Dort sind stets verschiedene Frischprodukte der Kohrener Landmolkerei im Kühlregal zu finden. Die Molkerei hat aber auch schon bis nach China vermarktet.


Grundsätzlich versucht sie, möglichst viele Produkte mit ihrem Eigennamen zu verkaufen. Ein Renner ist die sogenannte Heumilch. Sie stammt von Kühen, die neben Kraftfutter ausschließlich Heu bzw. frisches Grünfutter erhalten. Auf die Fütterung von Silage wird ganzjährig verzichtet. Derzeit füttert ein Betrieb nach diesen Richtlinien. Wenn der Bedarf an Heumilch steigt, können weitere Landwirte darauf umsteigen. Für die Molkerei ist Heumilch ein Image-Träger und lockt Kunden an.


Anforderungen an Bauern:

„Wir legen bei unserer Rohmilch Wert darauf, dass sie von Kühen stammt, die artgerecht gehalten und vor allem mit Futter und Produkten ernährt werden, die aus der Region stammen“, versichert Hornung. Das seien neben Aufwüchsen von Wiesen und vom Acker auch Nebenprodukte aus der Verarbeitungsindustrie wie Biertreber, Melasse und Zuckerrübenschnitzel sowie Rapsschrot.


Der Einsatz von importierten Sojaschroten wurde stark eingeschränkt und wenn, handelt es sich nicht um Erzeugnisse aus Amerika, sondern um GVO-freies Soja aus der österreichischen Donauniederung. Die an der Molkerei beteiligten Milchviehbetriebe haben sich verpflichtet, kein Futter von gentechnisch veränderten Pflanzen einzusetzen.


Um die neuen Molkereianlagen auszulasten, wird auch noch Milch für andere Unternehmen abgefüllt. „Im Mittelpunkt steht aber das regionale Geschäft: Aus der Region, für die Region“, versichert Hornung. Und da spielen der Hofladen, wo es alle Produkte gibt, und die Schulmilch eine große Rolle.


Der Hofladen ist aber oft auch der Ausgangspunkt für Betriebsbesichtigungen. Bei Kindern und Jugendlichen kommt der „Milchwandertag“ ebenfalls gut an. Dabei erhalten die Besucher einen Einblick hinter die Kulissen, von der Milcherzeugung im Kuhstall bis zur Verarbeitung in der Molkerei.


Ziel der Kohrener Landmolkerei ist es, nachhaltig einen wettbewerbsfähigen Milchpreis zu erwirtschaften, mit dem Erzeuger, Molker und Verbraucher zurechtkommen. „Im Dialog mit unseren Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern suchen wir nach optimalen Lösungen“, versichert Hornung.


Mehr Milchgeld:

Dass man auf gutem Wege ist, zeigt sich in der jetzigen Krise. Hier hält die Landmolkerei am Ziel fest, den Erzeugern 2 ct/kg mehr für GVO-freie Milch und 5 ct/kg mehr für Heumilch zu zahlen als die größte Molkerei in Sachsen, die Sachsenmilch in Leppersdorf.Fritz Fleege

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