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Mit Top-Zitzen zur S-Klasse

Lesezeit: 5 Minuten

Niedrige Zellzahlen entscheiden maßgeblich darüber, wie wirtschaftlich Ihre Milchproduktion ist. Wir zeigen, wie Sie Veränderungen an den Zitzen erkennen und deren Ursachen finden können.


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Hohe Zellzahlen und häufige Euterentzündungen können Ihren Schlaf, Ihre Nerven und letztendlich eine Menge Milchgeld rauben.


Ein Hauptgrund für schwankende und erhöhte Milchzellgehalte sind Schädigungen der Zitzen und ihrer natürlichen Infektionsabwehrmechanismen. Sind Euter und Zitzen dann einem hohen Infektionsdruck ausgesetzt, gelangen viele Erreger in das Euter und müssen von der Kuh durch Abwehrzellen bekämpft werden. Dadurch entsteht ein hoher Zellgehalt in der Milch.


Bei regelmäßig gutem Ausmelkgrad – auch der oberen Drüsenbereiche – und einem guten Allgemeinzustand der Kühe (Fütterung, Haltung, Klauen…) können diese in das Euter eindringende Erreger oft noch abwehren. Trotz höherem Zellgehalt muss es dann nicht unbedingt zu akuten Euterentzündungen kommen.


„Nie“ gibt es nicht


Weil es aber auch in den besten Betrieben für einzelne Kühe Phasen mit Stoffwechselproblemen, Stress oder anderen Belastungen geben kann, die das Immunsystem zeitweise beeinträchtigen, hat der Zustand der Zitzen eine entscheidende Bedeutung für die Eutergesundheit.


Zitzen haben sich so entwickelt, dass sie den Massagedruck der Zunge des saugenden Kalbes gut aushalten. Beim Melken arbeiten dagegen viel härtere Zitzengummis und belasten beim Zusammenfalten hauptsächlich die Zitzenspitzen. Für die Qualität der Melkarbeit ist deshalb entscheidend, ob es gelingt, trotz zügigen Melkens die funktionierende Infektionsbarriere der Zitzen zu erhalten.


In der Praxis ist zu beobachten, dass vor allem solche Zitzen in einem schlechten Zustand sind, die lange einer hohen mechanischen Belastung durch den Zitzengummischaft ausgesetzt sind. Das ist der Fall, wenn in der Entlastungsphase das zitzenendige Melkvakuum dauerhaft zu hoch (>35 kPa) ist und die Phasenwechsel der Pulsatoren sehr kurz (<120 ms) sind (Übersicht 1). Durch den so schnell entstehenden hohen Differenzdruck zieht sich der Zitzengummischaft mit hoher Geschwindigkeit zusammen.


Phasenwechsel verlängern


Leider erfüllen Pulsatoren trotz extrem kurzer A- (Zitzengummi öffnet) oder C-Phasen (Zitzengummi zusammengezogen) die DIN-ISO-Normen und werden bei Anlagenüberprüfungen als in Ordnung eingestuft. Durch Puffersiebe oder Reduzierstücke im langen Pulsschlauch kann man die Phasenwechsel verlängern, sodass A- und C-Phasen zwischen 140 bis 180 ms entstehen. Auch durch Umstellung der Pulsation auf Gleichtakt oder durch längere Pulsschläuche werden die Phasenübergänge und so die Zitzengummibewegung etwas langsamer und damit zitzenschonender. Nach jeder Änderung ist eine Prüfung der Pulskurven sinnvoll, weil sowohl zu kurze als auch extrem lange Phasenübergänge oder eine zu kurze Massagephase nachteilig sind.


Je größer und härter der Zitzengummischaft und je dünner die Zitzen, desto höher ist der Druck oder Aufprall auf die Zitzen. Die Zitzenspitzen lagern zum Schutz vor dieser mechanischen Beanspruchung Bindegewebe an und werden dadurch unelastischer und schwermelkender.


Gleichzeitig kommt es zur Reizung der inneren Auskleidung des Strichkanals, wodurch die Epithelschicht zum Wachsen angeregt wird und sich nach außen schiebt. So entstehen fransige Ringe um die Zitzenöffnung, sogenannte Hyperkeratosen.


Die zerklüftete, abgestorbene Hornhautschicht bildet einen guten Nährboden für Keime und Krankheitserreger, die nach dem Melken dann nur einen kurzen Weg ins Euter haben und das Infektionsrisiko zusätzlich erhöhen. Hyperkeratosen sind aber auch ein Zeichen dafür, dass die inneren Auskleidungen des Strichkanals geschädigt sind und so die Infektionsbarriere nicht mehr intakt ist.


Engere Zitzengummis


Wenn hauptsächlich dünne Zitzen zu melken sind, kann das Melken durch den Einsatz von Zitzengummis mit engem oder dreieckigem Schaft zitzenschonender werden. Auch Zitzengummis mit Luftdüsen sind grundsätzlich vorteilhaft. Allerdings ist ein dauerhafter Lufteinlass unterhalb der Zitzen nicht unproblematisch. Denn dadurch kann beim Öffnen der Zitzengummis ein Luft-Milchgemisch die Zitzen erreichen und Erreger übertragen.


Dauerbelastung verhindern


Ausschlaggebend ist nicht nur die Stärke der Überbeanspruchung, sondern auch, wie lange Zitzen das aushalten müssen. Manche Melktechnikanbieter empfehlen daher das Melkzeug früher abzunehmen, um die aggressiven Bedingungen möglichst schnell zu beenden.


Leider werden dadurch oft viele Euter und gerade problematische Viertel nur unzureichend ausgemolken. Auch in Melkrobotern begrenzt man oft die Melkung je Tier und Tag, anstatt die aggressiven Bedingungen zu verbessern. Bei geringen Milchflüssen sind die Zitzen in fast jedem Melksystem einem hohen Vakuum ausgesetzt. Um mit möglichst geringem Anlagenvakuum melken zu können, sollten Sie daher alle nur denkbaren Ursachen für Vakuumverluste vermeiden. Zusätzlich muss man einem frühzeitigen Klettern der Melkbecher entgegenwirken. Das geht z.B. mit trockenen und gut stimulierten Zitzen (auch im Melkroboter!), optimal abgestimmten Zitzengummigrößen und Melkbechergewichten, mit flexiblen kurzen Milchschläuchen und vor allem mit einer gleichmäßigen Gewichtsverteilung auf alle Melkbecher.


Nur so ist ein schnelles Anschwellen der Venenringe durch zu früh an der Zitzenbasis sitzende Melkbecher zu verhindern. Ziel ist ein möglichst gleichzeitiges Melkende aller Viertel ohne Nachmelken. So ist die Zitzenbelastung geringer und die Melkzeit wird kürzer.


Wie gut das in Ihrem Betrieb gelingt, sollten Sie gezielt beobachten. Die Milchflusskurven geben sehr detailliert Auskunft über das Milchabgabeprofil jeder Kuh. Ich rate jedem Betrieb, der im Rahmen der Milchleistungsprüfung oder von der eigenen Milchmengenmessung Milchflusskurven erhalten kann, sie regelmäßig anzuschauen.


Milchflusskurven checken


Viele Melkfehler lassen sich deutlich an den Milchflusskurven erkennen (Übersicht 2). Dazu gehören: Ein zu langes Melkende (z.B. durch verschlissene Zitzengummis), falsche Abnahmezeiten, ein stufig nachlassender Milchfluss durch eine ungleichmäßige Melkbecherbelastung (z.B. wenn der Schlauch am Boden liegt), Lufteinbrüche oder fehlende Stimulation. Auch den Erfolg bestimmter Maßnahmen sehen Sie daran sofort. Nutzen Sie dieses Potenzial!


silvia.lehnert@topagrar.com


silvia.lehnert@topagrar.com


Die folgende Zitzenkarte zum Ausschneiden hilft Ihnen, konkrete Melkfehler aufzudecken und zu beheben.

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