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Mitten in der Herde melken

Lesezeit: 5 Minuten

Die Schumacher GbR möchte die tägliche Arbeit mit den Kühen ständig optimieren. Der Umbau des Melkstandes hat einen großen Teil dazu beigetragen.


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Ein Melkstand mitten im Kuhstall, links und rechts davon kauen die Kühe wieder. Dieser ungewöhnliche Anblick ist in dem Stall der Schumacher GbR in Bunde (Niedersachsen) alltäglich. 200 Kühe mit einer durchschnittlichen Leistung von 11200 kg Milch je Kuh und Jahr finden hier ihren Platz. Arend und Edda Smit sind zufrieden mit ihrem zentral gelegenen Melkstand: „Wir haben kurze Wege und unsere Tiere bestens im Blick“.


Platz für mehr Kühe


Die Melkeinheit ist seit fast 23 Jahren an diesem Platz. Sowohl früher als auch heute als Swing-Over-System. 2016 hat Smit mit seinem GbR-Partner und Schwiegervater Gerd-Frieling Schumacher (64) den bestehenden Bereich erweitert, um die Tiere in kürzerer Zeit mit besserer Technik zu melken.


Die Tiere stehen jetzt anstatt in einer normalen, in einer steilen Fischgräte in einem Winkel von etwa 60°. Der zusätzlich benötigte Platz für die steilere Aufstellung entsteht durch zwei Maßnahmen: Eine Estrichschicht verbreitert die Standfläche um 30 cm in Richtung der Melkergrube und wirkt mit einer Dicke von 12 cm gleichzeitig als Erhöhung. Außerdem sind die seitlichen Begrenzungsmauern nur noch 90 cm hoch, sodass die Kühe mehr Platz im Kopfbereich haben. Diese beiden Schritte haben Platz für 16 anstatt der vorherigen zehn Kühe auf jeder Seite geschaffen.


Smit war es jedoch wichtig, die Technik so gut wie möglich auszulasten. Um 20 Kühe je Seite melken zu können, haben sie den Melkstand deshalb um sieben Meter verlängert und dafür den Güllekeller unter dem Kuhstall genutzt. Nachdem der Güllelagerraum leer gefahren war, haben die Landwirte eine provisorische Wand aus Holz eingezogen, um den neuen Bereich mit einer Mauer abzutrennen. „Ich war anfangs skeptisch, 16 Melkplätze auf jeder Seite wären mir lieber gewesen. Aber ich bin nun überzeugt, dass es gut so ist“, sagt Schumacher.


Durch die Erweiterung des Melkstands ist allerdings der Wartebereich geschrumpft und bietet seitdem nur noch für 60 Tiere Platz. „Wir müssen die Kühe zwar dreimal umtreiben, aber dafür warten sie höchstens 15 Minuten, bevor wir sie melken“, so Smit.


Vor einigen Wochen hat sich der Betriebsleiter dazu entschieden, die Melktechnik der einzelnen Standplätze um 40 cm entlang der Milchleitung nach hinten zu versetzen. Die Kühe sind im Laufe der Jahre, auch durch die Futterumstellung auf eine Voll-TMR, deutlich breiter und schwerer geworden. Um darauf zu reagieren, hat Smit die Technik dementsprechend verschoben.


Neue Melktechnik


Im Zuge des Umbaus haben sich die Landwirte auch für eine neue Melktechnik entschieden. Die Ohrmarken für die Tiererkennung der vorhandenen Kraftfutterstationen wollten sie gerne beibehalten. Die Entscheidung der GbR-Partner fiel deshalb auf ein Dairymaster-System.


Neben Abnahmeautomatik, Milchmengenmessung und Durchlauferkennung, die auch im alten Melkstand zur Routine gehörten, hat sich der 37-Jährige zusätzlich für eine Zwischendesinfektion mit Wasserstoffperoxid entschieden. Auch ein Lautsprecher, der Besonderheiten wie Sperrmilch und Biestmilch-Status der einzelnen Kühe ansagt, ist neu. Weicht ein Tier von der erwarteten Milchmenge um 20% ab, gibt das Sprachrohr diese Info ebenfalls bekannt. Eine weitere Änderung ist die Belüftung des Melkzeuges. Früher war diese am Sammelstück angebracht. Da bei einigen schnell melkenden Kühen die Melkzeuge oft abgefallen sind, sind die neuen Melkzeuge mit einer Kopfbelüftung ausgestattet. Seitdem ist das Problem gelöst.


Auch den Arbeitskomfort konnte der Betrieb mit dem Umbau verbessern: Die Milchleitung, an der normalerweise auch die Terminals befestigt sind, steigt von vorne nach hinten um 30 cm an. Da auch kleinere Melker auf dem Betrieb tätig sind, befinden sich die Terminals bei der Schumacher GbR nun alle auf derselben Höhe, unabhängig der Milchleitung. „Das sind Kleinigkeiten, aber sie erleichtern die Arbeit“, sagt Smit.


Eine Stunde eingespart


Um die 170 laktierenden Kühe zu melken, braucht der Betrieb inklusive Reinigung etwa eineinhalb Stunden Zeit. Zum Vergleich: Im alten Melkstand waren es noch 2,5 Stunden. „Das Melken ist hier sehr entspannt“, so Ehefrau Edda.


Fünf Jahre später denkt die Familie über weitere Optimierungsschritte nach. Da hohe Temperaturen im Sommer für die Kühe eher unangenehm sind, planen Smit und sein Schwiegervater eine Schlauchlüftung über den Standplätzen. Damit wollen sie den Tieren auch bei warmen Temperaturen mehr Komfort bieten.


Auch die Installation eines Kotbleches stand zur Debatte. Denn auf dem Grünlandstandort ist der Kot durch den hohen Anteil an Grassilage in der Fütterung verhältnismäßig dünn. Ein Blech hinter den Kühen im Melkstand könnte zwar Abhilfe schaffen, jedoch fehlt die Sicht auf die Kuh.


Nicht alles hat sich bewährt


Die Zeit hat auch gezeigt, dass nicht alle Umbauten nötig waren: Die zweite Milchleitung, die sich neben der Hauptleitung befindet, würde Smit so nicht noch einmal bauen. Ursprünglich war diese für nicht verkehrsfähige Milch gedacht, das hat sich aber nicht etabliert. „Die Biestmilch benötigen wir für unsere Kälber und Sperrmilch vertränken wir grundsätzlich nicht. Hinzu kommt, dass unsere Herde von einer stabilen Eutergesundheit profitiert“, so der Betriebsleiter. Die zweite Milchleitung ist bis heute nicht angeschlossen, bleibt jedoch vorerst an Ort und Stelle, immerhin stört sie nicht.

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