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Mutterkühe nach Bedarf füttern

Lesezeit: 7 Minuten

Rationen für Mutterkühe müssen kostengünstig und ihre Herstellung wenig arbeitsintensiv sein. Eine bedarfsgerechte Versorgung ist besonders um den Kalbezeitraum wichtig.


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Mit den Kälbern erwirtschaften Mutterkuhhalter 50 bis 70% ihrer Umsätze. So gibt die bekannte Formel „ein Kalb je Mutterkuh und Jahr“ weiterhin die Richtung vor.


Zugleich gibt es bei der Trockensteherfütterung hinsichtlich der Tiergesundheit häufig noch Optimierungsbedarf. Das kann negative Auswirkungen auf Kuh und Kalb haben – und damit auch auf den wirtschaftlichen Erfolg.


Geburtsprobleme durch zu schwere Kühe


Eine angepasste Körperkondition von Mutterkühen zum Zeitpunkt der Abkalbung ist für den Geburtsvorgang und die Leistung der Kühe nach der Kalbung ausschlaggebend. Eine deutliche Überversorgung vier bis sechs Wochen vor der Kalbung kann beispielsweise zu Problemen führen. Grund dafür sind insbesondere die durch Fetteinlagerung verengten Geburtswege.


Eine Unterkonditionierung auf der anderen Seite ist für die Reproduktion negativ, denn die schlechte Körperkondition kommt durch einen Energiemangel zustande. Diese Energie und das im Fettdepot erzeugte Hormon Leptin sind allerdings für einen passenden Hormonhaushalt wichtig.


Wer die Geburtsgewichte der Kälber und das Gewicht der Kühe ermittelt, hat ein wichtiges Kontrollinstrument in der Hand: Für eine problemlose Kalbung sollten die Kälber von Mutterkühen mit mindestens zwei Kalbungen ein relatives Geburtsgewicht von maximal 7,0% der Lebendmasse der Mutter haben. Die Kälber von Färsen maximal 5,0%. Das wären beispielsweise bei einer 600 kg schweren Färse ein Geburtsgewicht von circa 30 kg.


Die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) in Iden (Sachsen-Anhalt) notiert die Gewichte seit Jahren. In der Kalbeperiode 2018/2019 betrug das mittlere Geburtsgewicht der Charolais-Tiere ab dem zweiten Kalb im Schnitt 52 kg. 70% der Kälber wogen weniger als 55 kg.


Jungtiere, die Geburtshilfe benötigten, hatten ein um mehr als 10 kg höheres Geburtsgewicht als Kälber mit leichtem Geburtsverlauf. Die relative Lebendmasse dieser Kälber im Verhältnis zum Gewicht der Mütter lag bei 7,5%, ohne Hilfe nur bei durchschnittlich 5,8%. Zudem hatten auch die Bullen einen großen Effekt auf den Kalbeverlauf. Während in einem Kalbezeitraum die Nachkommen eines Bullen zu 100% ohne Geburtshilfe zur Welt kamen, brauchten die Kälber eines anderen bei 11% der Geburten Unterstützung.


Körperkondition gezielt kontrollieren


Ob Kühe im Jahresverlauf zu unter- oder überkonditioniert sind, können Mutterkuhhalter visuell über den Body Condition Score (BCS) oder über die Messung der Rückenfettdicke erfassen. Optimal zur Kalbung ist ein mittlerer BCS-Wert von 3,0 bis 3,5 oder eine mittlere Rückenfettdicke von 20 bis 25 mm. In der Praxis ist mindestens eine BCS-Bewertung zur Abkalbung, eine zum Absetzen und eine beim Decken empfehlenswert.


Bei einer Winterabkalbung sinkt der BCS häufig für einen kurzen Zeitraum nach der Kalbung. Im Herbst auf guten Weiden bzw. nach dem Absetzen der Kälber kann es bei den Mutterkühen dann wieder zu einer deutlichen und zu starken Zunahme der Kondition bis zur Kalbung kommen.


Aber auch bei Mutterkuhherden, die von Mai bis Juli abkalben, besteht die Gefahr einer Überkonditionierung. Mit Auftrieb auf das Grünland bauen die Tiere häufig sehr schnell Fettreserven auf und können dann später Probleme beim Abkalben haben.


Gibt es zu Viel Rohfaser in der RaTion?


Während des Trockenstehens setzen Mutterkuhhalter daher häufig rohfaserreiche und damit proteinarme Rationen ein, um die Körperkondition der Kühe im Griff zu behalten. Praxiserhebungen in Mitteldeutschland haben gezeigt, dass dabei Rohfasergehalte von 32% bis über 40% keine Seltenheit sind. Zum Vergleich: Futterstroh hat circa 42 bis 45% Rohfaser.


Um den Einfluss dieser sehr rohfaserreichen Rationen auf die Gesundheit der Mutterkühe zu untersuchen, verglich die LLG Iden verschiedene rohfaserreiche Rationen: Die Kühe erhielten vor der Kalbung eine Mischration mit Grassilage und 30% oder 60% Stroh. Nach der Kalbung konnten diese ausschließlich Grassilage oder nur Gras fressen. Alle vier Varianten wurden mit Mineralfutter ergänzt.


Die rohfaserreichen Rationen hatten keine negativen Auswirkungen auf den pH-Wert im Pansen der Mutterkühe. Die Werte lagen bei den vier verschiedenen Fütterungen im Mittel auf einem guten Niveau von 6,7 und unterschieden sich damit nicht wesentlich voneinander.


Bei der Pansenfermentation zeigte sich hingegen ein anderes Bild: Mithilfe von Pansensaftproben wiesen die Wissenschaftler nach, dass sich die Anzahl und Aktivität der Mikroben bei einer längeren Verfütterung sehr rohfaserreicher Rationen deutlich verminderte. Bei der Ration mit einem Strohanteil von 30 bis 60% war die Pansenfermentation im Gegensatz zur reinen Gras- oder Grassilagefütterung somit gestört. ▶


Diese starke Verminderung der Mikroben und deren Aktivitäten führen wahrscheinlich dazu, dass nach der Umstellung der Mutterkühe von einer rohfaserreichen Ration auf Gras mit dem Beginn der Weideperiode die Mikroben im Pansen sehr lange für eine Anpassung benötigen. Dies kann zum Beispiel nachhaltige Auswirkungen auf die Verdaulichkeit des Futters haben, was wiederum die Ausnutzung der Futtermengen verschlechtert.


Fütterungsempfehlung


Diese Auswirkungen auf die Pansengesundheit sind auch in den DLG-Empfehlungen berücksichtigt (siehe Übersicht). Für drei verschiedene Lebendmasseklassen gibt es unterschiedliche Fütterungsempfehlungen. Denn mit steigendem Lebendgewicht wächst der Erhaltungsbedarf der Tiere und die Trockenmasseaufnahme muss steigen. Eine Zuordnung der jeweiligen Rassen sollte entsprechend der mittleren Lebendmasse der Tiere erfolgen.


In der Phase der Hochträchtigkeit sollten Mutterkühe der mittleren Gewichtsklasse (zwischen 600 und 700 kg Lebendgewicht) beispielsweise mindestens 100 MJ ME je Tag aufnehmen. Das bedeutet bei einer mittleren täglichen Futteraufnahme von 12 kg TM eine Energiedichte von mindestens 8,0 MJ ME (oder 4,8 MJ NEL) je kg Trockenmasse. Geringere Energiedichten mit deutlich erhöhten Gehalten an Rohfaser senken die TM-Aufnahme und vermindern zusätzlich, wie beschrieben, die Fermentation im Pansen. Nach aktuellem Kenntnisstand kann ein Rohfasergehalt im Futter von mehr als 30% zudem einen negativen Einfluss auf die Verdaulichkeit des Futters ausüben. Dazu müssen Mutterkuhhalter beachten, dass mit sinkender Verdaulichkeit der Ration zugleich auch die Versorgung der Tiere mit Mineralstoffen sinkt.


In den letzten vier Wochen vor der Kalbung und den ersten vier Wochen danach sollte der Gehalt an Rohfaser in der Ration daher einen Wert von 30% möglichst nicht überschreiten. Das bedeutet, dass der Schnitt für die Grassilagen spätestens in der Mitte der Blüte erfolgen sollte. Denn Ziel sollte sein, Gras mit weniger als 28% Rohfaser zu ernten. Wenn das nicht möglich ist, können Landwirte die Ration am Ende der Trockenstehzeit über weitere Energieträger wie Ackerbohnen, Erbsen oder Maissilage aufwerten.


Futteraufnahme


Wer genaue Bedarfsempfehlungen nutzen will, muss die Futteraufnahme der Herde kennen, das ist in der Praxis je nach Produktionsverfahren häufig schwierig. Die LLG Iden hat daher in einem weiteren Versuch in der Charolais-Herde die aufgenommene Futtermenge bei ausschließlicher Verfütterung von Grasanwelksilage im Zeitraum von zwei Wochen vor bis vier Wochen nach der Geburt gemessen. Dabei kamen ausschließlich Rundballen von extensiven Mähweiden aus dem zweiten Schnitt (Anfang Juni) zum Einsatz. Diese Grassilagen hatten einen mittleren Trockenmassegehalt von 54%, wobei die einzelnen Rundballen im TM-Gehalt zwischen 43% bis 63% streuten. Der Rohproteingehalt lag im Schnitt bei 136 g Rohprotein je kg TM (Streuung: 95 bis 146 g), der Rohfasergehalt bei 227 g Rohfaser je kg TM (215 bis 291 g). Die Energiekonzentration lag im Mittel bei 10,2 MJ ME.


Die mittlere tägliche Trockenmasseaufnahme lag bei 13,1 kg je Tier und Tag, die Rohfaseraufnahme bei 3106 g pro Tag. In der vierten Woche nach der Kalbung fraßen die Tiere täglich 16,2 kg TM, was den ausgewiesenen DLG-Werten in der Übersicht (siehe oben) entspricht.


Im gesamten betrachteten Zeitraum lässt sich eine Trockenmasse-Aufnahme von 1,5 kg je 100 kg Lebendmasse ableiten. Das führte zu einer Rohfaseraufnahme von 359 g je 100 kg Lebendmasse. In den Untersuchungen konnte bei der Verfütterung von Grassilagen eine mittlere Energieaufnahme von 128 MJ ME je Mutterkuh und Tag ermittelt werden. Die mittleren Energieaufnahmen im Zeitraum vor und nach der Kalbung unterscheiden sich dabei um 46 MJ ME je Tier und Tag. Damit nahmen die Kühe vor der Kalbung noch ausreichend Energie auf. Nach der Kalbung war der Energiebedarf hingegen nicht mehr zu 100% gedeckt.


julia.hufelschulte@topagrar.com

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