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Neue Trächtigkeits-Tests: Früher, aber auch sicherer?

Lesezeit: 7 Minuten

Neue Trächtigkeits-Tests versprechen immer früher und schneller ein Ergebnis. Wie gut sie funktionieren, zeigt unser Vergleich.


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Progesteron-Test, Ultraschall oder On-Farm-Schnelltest im Blut – die Vielfalt an Trächtigkeitstests ist mittlerweile recht groß. Zudem werden die verschiedenen Techniken immer ausgefeilter: Sie liefern früher und in kürzerer Zeit ein zuverlässiges Ergebnis. Und auch die Automatisierung hält zunehmend Einzug. Wie unterscheiden sich nun aber die Methoden, wann sind sie einsetzbar und was sind die Vor- und Nachteile?


Nach drei Wochen:

Wenn die Kuh nach drei Wochen umrindert, ist das ein erster Hinweis darauf, dass keine Trächtigkeit besteht. Zusätzlich kann durch einen Milchprogesterontest abgesichert werden, ob ein aktiver Gelbkörper vorhanden ist. Dieser Test wird in der Regel 19 bis 21 Tage nach der letzten Besamung durchgeführt. Ist der Hormonspiegel zu diesem Zeitpunkt niedrig, kann eine Trächtigkeit ausgeschlossen werden. Aus der Um­rinderkontrolle und einem hohen Progesteronspiegel zusammen ist zu schließen, dass die Kuh tragend sein könnte.


Nach 28 Tagen:

Mit der Messung von trächtigkeitsassoziierten Glykoproteinen (PAG: Pregnancy-Associated Glycoprotein) in der Milch oder im Blut kann eine Trächtigkeit 28 bis 30 Tage nach der Besamung mit einer Sicherheit von etwa 95 % nachgewiesen ­werden.


Dieser Test basiert auf einer sogenannten Antigen-Antikörper-Reaktion (ELISA). Die PAG kommen bei trächtigen Tieren in hoher Menge in der Milch oder im Blut vor. Liegt die PAG-Konzentration im Blut unter 1 ng pro ml ist eine Trächtigkeit mit großer Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Bei einem Wert von über 2 ng/ml ist das Tier dagegen mit großer Sicherheit tragend.


Wesentliche Vorteile des Testverfahrens mit Milch sind vor allem, dass kein Eingriff am Tier notwendig ist und das Risiko, die Frucht abzudrücken oder Keime in die Gebärmutter einzuschleppen, entfällt.


Für den sicheren Nachweis muss die Kalbung aber mindestens 60 Tage zurückliegen, sonst kann das Ergebnis durch Restmengen der Glykoproteine aus der letzten Trächtigkeit verfälscht werden. Falsch positive Resultate können sich auch ergeben, wenn die Frucht abgestorben ist.


Für den Test, der von der Firma Idexx entwickelt wurde, ist mindestens 1 ml Milch oder Blut nötig. Das Verfahren mit Milch wird von mehreren Landeskontrollverbänden einzeln oder gemeinsam mit der Milchkontrolle angeboten. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Endokrinologisches Labor) sowie an der Universität Göttingen (Institut für Tierzucht und Haustiergenetik, Hormonlabor) kann man sowohl Milch- als auch Blutproben untersuchen lassen. Darüber hinaus sind Bluttests für die Anwendung im Betrieb erhältlich (Fa. Fassisi). Das Ergebnis liegt je nach Fabrikat nach 2,5 bis 20 Minuten vor.


Nach 29 Tagen bei Kühen:

Ab knapp vier Wochen nach der Besamung kann bei Kühen mit einem Ultraschallgerät eine Trächtigkeit sicher festgestellt werden (Übersicht Seite R 28). Bei Färsen schon nach 25 Tagen. Mit der Sonde werden die Gebärmutterhörner untersucht. Bei einer Trächtigkeit kann in diesem Stadium die Fruchtblase dargestellt werden (Hohlraum mit Flüssigkeit gefüllt). Die Ultraschalluntersuchung hilft gleichzeitig, frühzeitig krankhafte Veränderungen wie z. B. Eierstockzysten, Gebärmutterentzündungen und abgestorbene Früchte zu erkennen.


Nach fünf bis sechs Wochen:

Ab der 6. Trächtigkeitswoche kann die Trächtigkeit durch eine Rektaluntersuchung manuell festgestellt werden. Sie ist eine sichere und kostengünstige Methode, die keinen großen technischen Aufwand erfordert.


Um diese Methode zu beherrschen, bedarf es allerdings einiger Erfahrung und exakter Kenntnisse über die Entwicklung des Kalbes. Das Tier muss eindeutig identifiziert und die Besamungsdaten müssen einwandfrei festgehalten sein. Nur dann wird klar, welches Trächtigkeitsstadium zu erwarten ist. Um alle verfügbaren Informationen mit einzubeziehen, sollten Sie das Tier von außen sehr genau betrachten.


Vielleicht ergeben sich daraus schon wichtige Hinweise, die gegen eine Trächtigkeit sprechen, z. B. massiver eitriger Ausfluss sowie Reste der Eihäute im Bereich der Scham etc.


Weitere Hinweise ...

Neben mehreren Soforthinweisen (siehe Kasten) gibt es folgende Anzeichen auf eine vorliegende Trächtigkeit.


  • Asymmetrie: Ein Größenunterschied zwischen rechtem und linkem Gebärmutterhorn; bei älteren Kühen kann ei­ne gewisse Asymmetrie normal sein. Deshalb ist sie nur ein hinweisendes und kein beweisendes Kriterium.
  • Dünnwandigkeit: Die Wand der trächtigen Gebärmutter wird dünner. Mit Erfahrung spürt man das bereits beim Auflegen der Hand auf die Gebärmutter. Beim Faltennehmen wird die Dünnwandigkeit offensichtlich. Eine dünnwandige Gebärmutter ist allerdings noch kein Beweis für eine Trächtigkeit.
  • Fluktuation: Man spürt, dass die Gebärmutter mit Flüssigkeit gefüllt ist. Bei starkem Tonus der Gebärmutterwand ist die Fluktuation nur schwer erfassbar. Bei eitriger Gebärmutterentzündung (Pyometra) oder viel Schleimgehalt lässt sich auch Flüssigkeit spüren. Sie ist deshalb als alleiniges Merkmal kein Beweis.
  • Gefäßschwirren (Arteria uterina): Diese Arterie verläuft links und rechts im Aufhängeband der Gebärmutter. Mit zunehmendem Wachstum des Fetus braucht dieser vermehrt Nährstoff. Dazu muss die Arterie dicker werden, damit sie mehr Blut transportieren kann. Ab einer gewissen Größe beginnt sie zu schwirren, d. h. die Gefäßwand beginnt, mit den Pulswellen mitzu­-schwingen.


Ab dem 5. Trächtigkeitsmonat ist dieses Phänomen deutlich auf der Seite des trächtigen Gebärmutterhorns und ab dem 7. Monat auch auf der anderen Seite zu spüren.


Auch dieses Merkmal ist nicht eindeutig. Bei einer Gebärmutterentzündung mit sehr viel Eiter kann die Arterie auch schwirren, da viel Blut transportiert werden muss.


  • Eierstockbefund: Dieser Befund hilft nicht viel, da der Gelbkörper auch bei nicht-trächtigen Tieren während des größten Teils des Zyklus vorhanden ist.


… und Beweise:

Eindeutige Trächtigkeitsbeweise sind folgende Eigenschaften:


  • Eihautgriff: Man nimmt eine Gebärmutterfalte und lässt sie sanft (!!!) zwischen den Fingern herausgleiten. Zuerst rutschen die feinen Eihäute weg, ihnen folgt die Gebärmutterwand. Die Doppelwandigkeit ist von der 5. bis etwa zur 8. Trächtigkeitswoche das einzige verlässliche Trächtigkeitskriterium! Für Anfänger ist der Ei­hautgriff nicht zu empfehlen, da die Gefahr eines Abortes besteht.
  • Ballotieren: Man bringt die gesamte Gebärmutter mit der untersuchenden Hand vom Mastdarm aus in Schwingung. Der Fetus folgt dieser Bewegung mit Verzögerung. Das Anstoßen des Fetus an die Hand ist gut spürbar und beweist eine Trächtigkeit eindeutig.
  • Karunkeln (Plazentome): Sie sind im frühen Trächtigkeitsstadium linsen- bis erbsengroß. Man spürt sie durch Anstoßen oder in einer Gebärmutterfalte. Wenn sie spürbar sind, ist das Tier sicher trächtig. Später kann man keine Falte mehr erfassen, und sie sind beim Streichen über die Gebärmutter wie schwimmende kleine Äpfel spürbar.
  • Fruchtteile: Bei fortschreitender Trächtigkeit können Fruchtteile durch die Gebärmutterwand gefühlt und oft auch identifiziert werden.


Diagnosen:

Folgende Diagnosen sind möglich:


  • nicht trächtig,
  • vermutlich nicht trächtig, eine Nachuntersuchung ist erforderlich,
  • vermutlich trächtig, Nach­unter­­­suchung erforderlich,
  • zum Zeitpunkt der Untersuchung trächtig.


Bei einer unsicheren Diagnose sollte man abwarten und das Tier ein paar Tage später erneut untersuchen.


Fehldiagnosen:

Falsche Diagnosen sind vor allem in frühen und sehr späten Trächtigkeitsstadien möglich:


  • bei älteren Tieren mit normal stark vergrößerter Gebärmutter,
  • Verwechslung der Gebärmutter mit der stark gefüllten Blase,
  • die Gebärmutterhörner sind eingerollt, sodass die Hornspitzen nicht fühlbar sind,
  • unübliche Lage der Föten,
  • krankhafte Veränderungen des Uterus, wie z. B. bei einem Tumor, Eiteranfüllung etc.,
  • falsches Tier, Besamungsdaten,
  • unruhiges Tier. -sl-

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