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Neuer Tränkeplan für Kälber

Viele Kälber sind in den ersten Wochen energetisch unterversorgt. Deshalb sollte die Konzentration der Tränke erhöht werden, rät Dr. Hans-Jürgen Kunz, LK Schleswig-Holstein.

Lesezeit: 5 Minuten

Viele Kälber sind in den ersten Wochen energetisch unterversorgt. Deshalb sollte die Konzentration der Tränke erhöht werden, rät Dr. Hans-Jürgen Kunz, LK Schleswig-Holstein.


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Jahrelang ging es hin und her: Sollen die Kälber möglichst viel oder möglichst wenig Milchaustauscher (MAT) erhalten? Vor allem in England und den USA wurden Mengen von unter 20 kg pro Kalb empfohlen, um „teures“ Milchpulver zu sparen.


Das ist aber mittlerweile überholt. Denn mit der restriktiven Ernährung werden die Tiere zwar frühzeitig auf Grund- und Kraftfutter umgestellt und die Wiederkautätigkeit angeregt. Allerdings nutzen die Kälber ihr Wachstums-potenzial nicht aus.


Kälber oft unterversorgt


Um die Aufzuchtkälber angemessen zu versorgen, gibt es seit zehn Jahren Bedarfswerte für Energie- und Rohprotein. Zwar können für diese Altersgruppe noch keine „Rationsberechnungen“ angefertigt werden, trotzdem ist es sinnvoll zu prüfen, ob die verabreichten Tränkemengen den Bedarfsempfehlungen entsprechen. Denn oft genug ist das nicht der Fall!


Beispielsweise muss ein 50 kg schweres Holstein-Kalb mit 400 g Tageszunahmen (TZ) bei alleiniger Vollmilchtränke (Energiegehalt 19,3 MJ ME/kg Trockenmasse) etwa 6 l saufen, um den Energiebedarf zu decken. Bei einem MAT mit einem Energiegehalt von 16,0 MJ ME/kg Frischsubstanz und einer Konzentration von 120 g/l müsste das Kalb etwa 8 l aufnehmen. Zwar wäre auch der Proteinbedarf in beiden Varianten ausreichend gedeckt, doch es wird deutlich, dass mit einer MAT-Tränke von üblicherweise 6 l und einer Konzentration von 120 g/l in den ersten Lebenswochen keine Bedarfsdeckung erreicht wird (Übersicht 1 und 2).


Das Energiedefizit gegenüber den Bedarfsempfehlungen liegt bei etwa 4 MJ ME pro Tier und Tag. In den ersten beiden Tränkewochen entspricht das 25 % des täglichen Bedarfs!


Der Energiebedarf des Kalbes steigt außerdem bei niedrigen Temperaturen, bei Wind und bei hoher Luftfeuchtigkeit. Zudem haben kranke Kälber noch einmal einen deutlich höheren Energiebedarf. Deshalb muss besonders in der nasskalten Jahreszeit der Tränkeplan angepasst werden: Bei einer Tränkemenge von 6 l pro Tag sollte die MAT-Konzentration auf 160 g/l Wasser angehoben werden!


Einen Tränkeplan für Automaten, der sowohl eine ausreichende Nährstoffaufnahme für die ersten Lebenswochen mit geringer Festfutteraufnahme als auch ein rechtzeitiges Abtränken vorsieht, zeigt die Übersicht 3. Allerdings lassen sich die übrigen Futtermittel bei der Nährstoffbilanz nur schwer einschätzen, da die Kälber sehr unterschiedlich mit der Festfutteraufnahme beginnen.


Empfohlen wird, dass die Kälber nach der Biestmilch-Phase vier Wochen lang vier Mahlzeiten pro Tag mit jeweils 1,5 l bei einer MAT-Konzentration von 160 g/l erhalten. Ab der fünften Lebenswoche beginnt dann die fünfwöchige Abtränkphase, bei der die MAT-Konzentration auf 120 g/l gesenkt werden kann. Bei dieser Tränke-Variante erhält jedes Kalb 44 kg MAT auf 308 l Tränke. Der Energiebedarf ist in der vierwöchigen Haupttränkeperiode gedeckt. Bei einer Eimertränke ist es sinnvoll, in der Haupttränkeperiode die Tränkemenge auf drei Mahlzeiten pro Tag aufzuteilen.


Gut versorgte Kälber geben später mehr Milch


Die Vorteile der bedarfsgerechten Versorgung in den ersten Lebenswochen machen sich bis in die spätere Laktation bemerkbar. Denn die Zellvermehrung und das Organwachstum in den ersten Lebensmonaten bestimmen das Leistungspotenzial für das weitere Leben. Zudem werden nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in den ersten Lebenswochen entscheidende Stoffwechselfunktionen festgelegt (metabolische Programmierung).


Mehrere Versuche zeigen, dass Kälber, die in den ersten Wochen nach der Geburt auf einem hohen Energieniveau ernährt wurden, im Vergleich zu restriktiv versorgten Kälbern bei gleicher weiterer Aufzucht deutlich höhere Milchleistungen in der ersten Laktation erreichen.


Ein weiterer Grund für eine intensive Versorgung der Kälber ist das hohe Eiweißansatzvermögen. Trotz steigender TZ im Laufe der Entwicklung wird es zugunsten des Fettansatzes geringer. Das heißt, neben einer sehr guten Futterverwertung ist auch der Grad der inneren Verfettung noch äußerst gering. Das ist insbesondere für die Ausbildung der Euteranlagen wichtig.


Ein rechtzeitiges Abtränken und Absetzen der Milch setzt hohe Tageszunahmen in den ersten Lebenswochen voraus. Deshalb dürfen bei der MAT-Tränke nur Produkte mit hochwertigen Magermilch- oder Molkenprodukten eingesetzt werden. Pflanzliche Proteine sollten nicht verwendet werden.


Doch wann sollten Kälber abgesetzt werden, ohne dass es dadurch zu einem Wachstumsknick kommt?


Abtränken ab der sechsten Lebenswoche


Bei normalgewichtigen Kälbern kann ab der sechsten Lebenswoche mit dem Abtränken begonnen werden. Allerdings fressen nicht alle Kälber dann schon ausreichende Mengen Kraftfutter. Sie steigern ihre Kraftfutteraufnahme aber sehr schnell, wenn die Milch- und damit die Energiemenge verringert wird. Das heißt, einige Kälber werden durch das Abtränken gezwungen, festes Futter aufzunehmen.


Ein solcher „Erziehungserfolg“ ist bei Kälbern mit einem Alter von fünf Wochen deutlich stärker als bei Kälbern, die zwei Wochen alt sind. Das heißt, Kälbern von Beginn an Milch als Energiequelle zu entziehen, steigert die Kraftfutteraufnahme in den ersten Wochen nur geringfügig. Die Kälber müssen länger in einem „Energieloch“ leben.


Wie Untersuchungen zeigen, kauen Kälber, die mit 8 oder mit 12 Wochen abgesetzt wurden, bereits mit der 10. Lebenswoche intensiv wieder. Mit der 16. Woche erreichen Kauzeit und Wiederkauzeit bereits das Niveau ausgewachsener Tiere.


Wir halten fest


Für die ersten sechs Lebenswochen ist es besonders wichtig, die Kälber mit ausreichend Energie und Eiweiß zu versorgen. Die Kälber decken während dieser Zeit ihren Energiebedarf überwiegend über die gefütterte Milch.


Während der vierwöchigen Haupttränkeperiode werden daher Tränkemengen von 6 Liter Vollmilch oder MAT mit einer Konzentration von 160 g/l empfohlen. Beim Abtränken der Kälber kann die Tränkekonzentration auf 120 g/l abgesenkt werden.

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