Die Genossenschaftsmolkerei Fonterra verarbeitet mit etwa 19 Mio. t rund 90% der neuseeländischen Milchmenge. Sie hatte für die Saison 2013/2014 erstmals ähnlich dem irischen Modell einen garantierten Milchpreis angeboten. Dieser lag bei umgerechnet etwa 30 €-Cent pro kg (4,0% Fett). In der zweijährigen Pilotphase konnten die ca. 10500 Mitglieder bis zu 75% ihrer individuellen Milchmenge preislich absichern. Insgesamt hat Fonterra so 4% der verarbeiteten Milch erworben. Doch im Oktober 2015 hat der Konzern angekündigt, nach der Saison 2015/2016 den garantierten Milchpreis nicht weiter anzubieten. Warum?
Gemischte Festpreis-Erfahrung:
Im Jahr 2013/2014 war die Nachfrage der Landwirte nach Preisabsicherung erheblich höher als das Angebot der Molkerei. Die Marktentwicklung war jedoch derart positiv, dass Landwirte eine Vertragsstrafe in Kauf nahmen, um ihre gesamte Milch wieder zum aktuellen Marktpreis statt zum abgesicherten Niveau veräußern zu können. Der Marktpreis lag den Großteil des Jahres mehr als 20% über dem abgesicherten Preis.Im Jahr 2014/2015 trat das Gegenteil ein. Die Nachfrage der Landwirte war aufgrund der negativen Erfahrungen geringer als das Angebot. Jedoch war für dieses Jahr die Entscheidung der absichernden Landwirte richtig. Sie erhielten über die Festpreisvereinbarung etwa 30 €-Cent/kg. Ohne Absicherung lag der Auszahlungspreis bei 24 €-Cent/kg.
Die beiden Jahre zeigen, wie ungünstig der Abschied vom Einheitspreis einer Molkerei verlaufen kann. Das grundsätzliche Interesse der Erzeuger an preislicher Absicherung ist dennoch auch in Neuseeland sehr groß. Eine einheitliche Preisgestaltung (ein genossenschaftlicher Grundgedanke) steht jedoch der preislichen Absicherung eines Teils der Milchmenge noch entgegen.
Dennoch bleibt Fonterra seinem Weg treu: Die Molkerei arbeitet intensiv daran, Instrumente zum Umgang mit Preisrisiken für Landwirte anzubieten.