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topplus Reportage

Nicht bei der Beleuchtung sparen

Lesezeit: 4 Minuten

Beim Stallneubau hat sich Michael van Kann intensiv mit der Beleuchtung beschäftigt. Die Kühe reagieren darauf mit mehr Milch und einer besseren Fruchtbarkeit.


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Selbstverständlich brennt auch tagsüber das Licht im Kuhstall von Michael van Kann. Es soll das Tageslicht ergänzen und die Beleuchtungsstärke von 150 Lux im Stall halten.


In dem Ende 2019 gebauten Stall in Dahlem (Nordrhein-Westfalen) haben knapp 90 melkende Kühe Platz. Schon bei der Planung des Neubaus war dem Landwirt ein Lichtkonzept wichtig. „Heute baut man großzügig und investiert in viel Technik. Aber an die Beleuchtung denkt kaum jemand. Dabei ist sie wichtig für die Kühe“, sagt van Kann. Denn ausreichend Licht verbessere nachweislich das Wohlbefinden und die Leistung. „In Bürogebäuden gibt es konkrete Beleuchtungsvorschriften. Meine Mitarbeiter sind 100 Kühe.“


42 Lampen für 100 Kühe


Der Betriebsleiter hatte genaue Vorstellungen: Die Kühe sollen sich schattenfrei im Stall bewegen. Zudem wollte er den Trockenstehern im Abkalbestall genügend Dunkelphasen ermöglichen und die Beleuchtungsstärke reduzieren. Trotzdem sollte das Licht im Notfall hell genug für eine OP mit dem Tierarzt sein. Die Umsetzung hat er gemeinsam mit der Firma Pacelum geplant.


Auf den 1700 m² Stallfläche haben sie insgesamt 42 LED-Lampen installiert. Davon befinden sich 13 über dem 130 m² großen Abkalbestall. Sie können eine Beleuchtungsstärke von bis zu 300 Lux erzielen. Über dem Lauf- und Liegebereich der melkenden Tiere hängen 15 Lampen, die max. 200 Lux bieten. Über dem 72,5 m langen Futtertisch sind besondere LEDs verbaut: Sie haben ein sonnenlichtähnliches Spektrum, um beim Fressen möglichst natürliche Lichtverhältnisse zu schaffen. Sie leuchten den Futtertisch mit 150 Lux aus. Alle LEDs sind auf 1% der Beleuchtungsstärke dimmbar.


Bislang steuert van Kann die Beleuchtung selbst. Zukünftig soll ein Tageslichtsensor das Licht automatisch regeln. Theoretisch lässt sich jede Lampe einzeln ansteuern. Allerdings reicht dem Landwirt die Aufteilung in verschiedene Funktionsbereiche.


Einen Vorteil sieht van Kann bei dem geringen Aufwand für Wartung und Pflege. Die LED-Lampen erwärmen sich weniger und ziehen dadurch keine Fliegen an. „Jeder Landwirt hat mehr Arbeit, als er schaffen kann. Das Letzte, was einer machen würde, ist die Lampen zu putzen. Obwohl das für die Beleuchtung sinnvoll wäre“, sagt er.


Bessere Fruchtbarkeit


Das neue und tiergerechtere Beleuchtungskonzept spiegelt sich auch in den Leistungen des Betriebes wider, ist sich van Kann sicher. „Aber es ist schwer, alleine den Einfluss der Beleuchtung an konkreten Zahlen fest zu machen“, sagt er. Schließlich bietet der neue Stall auch andere Vorteile für das Kuhwohl.


Aktuell gibt jede Kuh durchschnittlich 10039 kg Milch pro Jahr, mit 4,4% Fett und 3,53% Eiweiß. Noch vier Jahre zuvor lag die Milchleistung bei 8767 kg je Kuh und Jahr bei 4,19% Fett und 3,43% Eiweiß. Im Sommer gehen die Kühe bis zu 20 Stunden am Tag auf die Weide. Morgens und abends kommen sie für je zwei Stunden zum Melken in den Stall zurück. Wenn van Kann morgens in den Stall geht, schaltet er zuerst das Licht an, schiebt Futter ran und bereitet den Melkstand vor. „In der Zeit können sich die Kühe an das Licht gewöhnen.“


Auch die Fruchtbarkeit hat sich verbessert: „Die Kühe bullen viel deutlicher als noch im alten, dunkleren Stall. Spätestens beim Melken zeigen sie das deutlich und lassen die Milch nicht laufen.“ Der Besamungsindex hat sich von 2,6 auf 2,0 verbessert.


Licht für den Melkstand


„Ausbaufähig ist das Lichtkonzept noch im Melkstand“, so der Landwirt. Bis jetzt ist lediglich die Melkergrube fachgerecht beleuchtet. Für die Standplätze der Kühe liegen die LEDs schon zur Montage bereit. „An den Zitzenkuppen der Kühe möchte ich eine Beleuchtungsstärke von 400 Lux erreichen“, sagt van Kann. Zudem will er an beiden Ausgängen des Melkstands einen Strahler anbringen. „Die Kühe versuchen, nach dem Melken vom Stall zurück in den Melkstand zu laufen. Das hat hoffentlich bald ein Ende. Denn Kühe laufen nicht gerne ins Gegenlicht“, ist sich van Kann sicher.


Wenn abends Ruhe im Stall einkehrt, stellt van Kann die Nachtbeleuchtung an. Nur die Lampen über dem Futtertisch sind dann mit 20 Lux eingeschaltet. Um eine Verwechslung mit anderen Branchen zu vermeiden war dem Landwirt klar: „Eine rote Nachtbeleuchtung kommt mir nicht in den Stall.“-af-

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