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Lesezeit: 6 Minuten

In dem Onlineportal des Unternehmens KUHdo können Landwirte die Milchpreisabsicherung an der Warenterminbörse für den eigenen Betrieb simulieren. Zwei Milcherzeuger haben das Produkt getestet und schätzen seinen Nutzen ein.


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Den Milchpreis an der Börse absichern? Viele Milcherzeuger verbinden damit vor allem zusätzlichen Aufwand. Milcherzeuger Henning Münster aus Borstel-Hohenraden (Schleswig-Holstein) sieht das anders: „Ich denke jeder landwirtschaftliche Unternehmer mit mehr als 100 Kühen sollte sich mit dem Thema Milchpreisabsicherung beschäftigen.“ Er selbst habe viel zu spät damit angefangen.


Nachdem der Landwirt 2017 ein Seminar zum Thema Börsenabsicherung besucht hatte, entschied er sich, alles vorzubereiten, um bei Bedarf den Preis absichern zu können. Er suchte sich als erstes einen Broker. Dieser richtete für ihn ein Konto bei dem Clearing-Institut ein, wo der Landwirt dann eine Sicherheit hinterlegen musste. Und der Broker wird für ihn am Terminmarkt tätig.


Diese Gelegenheit bot sich schon kurze Zeit später, als der Butterpreis auf über 6000 €/t stieg. „Ich habe mich entschieden, nur den Fettpreis abzusichern und gleich drei Kontrakte zu verkaufen. Das war ein sehr glücklicher Zeitpunkt für den Einstieg, denn wir haben damit nach dem Fall der Butterpreise durch den günstigeren Rückkauf gut verdient“, so Münster. Seitdem beobachtet er den Markt intensiv und nimmt wöchentlich an einer Telefonkonferenz mit seinem Broker teil, der die Marktlage einschätzt.


Denn so wie bei dem ersten Börsengang von Münster läuft es nicht immer. Grundsätzlich will der Landwirt mit der Preisabsicherung Niedrigpreistäler verkürzen bzw. glätten. Münster hält 400 Kühe und die Kredite für den neuen Stall laufen noch, daher unterstützt auch seine Bank die Börsenaktivitäten. „Seit ich mich mit der Absicherung beschäftige, beobachte ich die weltweiten Einflüsse auf den Milchpreis viel genauer und habe gelernt, welchen Einfluss zum Beispiel der Beginn der Milchsaison in Neuseeland oder das Wetterphänomen El Niño auf den Börsenmilchpreis hat“, so der Landwirt.


Simulator für den Einstieg


Um Landwirtinnen und Landwirten die komplexen Abläufe an der Börse zu erläutern, hat das Unternehmen KUHdo einen sogenannten Absicherungssimulator entwickelt. Die Nutzer können damit simulieren, was eine Milchpreisabsicherung speziell für ihren Betrieb bedeutet und in welcher Preisphase die Absicherung sinnvoll ist.


Noch bis zum Juli dieses Jahres erhält das Unternehmen eine Förderung der Landwirtschaftlichen Rentenbank sowie der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Programm „dip agrar“. Mithilfe dieser Förderung können Interessierte das Programm aktuell für drei Monate kostenlos testen. Danach kostet es 12,50 € pro Monat.


Nach der ersten Registrierung muss der Nutzer Daten wie die abgelieferte Milchmenge, die Inhaltsstoffe, die Molkereizugehörigkeit, die Vollkosten sowie Zu- und Abschläge je kg Milch eingeben. Danach wird er durch das Programm geführt, um die Fachbegriffe der Börse und die einzelnen Absicherungsschritte zu verstehen. Im Anschluss kann der Nutzer gleich mit dem „Börsenspiel“ starten: Er verkauft Kontrakte für Flüssigmilch oder für Butter und Magermilchpulver. Der Preis für Flüssigmilch entspricht dabei den Flüssigmilchfutures an der EEX in Leipzig. Für den Handel der Kombination aus den EEX-Kontrakten Butter und Magermilchpulver wird das Milchpreisniveau in ct/kg auf Basis dieser beiden Produkte dargestellt.


In dem Simulator verkauft der Nutzer für einen bestimmten Monat im Voraus Kontrakte für Flüssigmilch oder Butter und Magermilchpulver. Wie an der realen Börse gehen von dem abgesicherten Preis die Kosten für die Preisabsicherung ab. Die Molkereizugehörigkeit bestimmt die Schwankung des Basiswertes. Also die Differenz zwischen dem Grundpreis der eigenen Molkerei und dem Abrechnungskurs des zugehörigen Terminkontraktes. Aus allen Angaben zum Betrieb sowie der voraussichtlichen Entwicklung an der Börse gibt das Programm tagesaktuell den Gewinn oder Verlust des jeweiligen Kontraktes aus – jedoch nur fiktiv.


Für wen geeignet?


Der Landwirt gewinnt oder verliert dabei kein Geld, kann aber im Nachhinein den realisierten abgesicherten Preis kontrollieren: Einen Kontrakt, den er z.B. im Februar für Juni (fiktiv) an der Börse abgesichert hat, kann er nach Erhalt der Milchgeldabrechnung im Juni erneut kontrollieren. Durch die Eingabe des Juni-Milchpreises sieht er, welchen Gewinn oder Verlust eine echte Absicherung an der Warenterminbörse gebracht hätte.


„Wir haben den Anspruch, dass jeder der dieses Programm eine Zeit lang nutzt, das Börsengeschehen versteht“, sagt Frederik Karnath, einer der Gründer von KUHdo. Der Simulator sei quasi ein dauerhaftes Seminar mit Betriebsbezug. Für die Preisabsicherung braucht der Betrieb jedoch eine bestimmte Größe. So ist die Absicherung von Flüssigmilch ab einer Herdengröße von etwa 70 und von Butter und Magermilchpulver ab 120 Kühen sinnvoll.


Seit November des vergangenen Jahres nutzt Henning Münster den Absicherungssimulator. Denn obwohl er bereits seit zwei Jahren Erfahrung an der Börse sammelt, lernt er weiter dazu.


Künftig will der Landwirt den Preis, den er an der Börse abgesichert hat, auch über das Onlineportal verfolgen. Dort sieht er, wie sich der Gewinn oder Verlust der eigenen Kontrakte entwickelt, ohne dafür mit seinem Broker Rücksprache halten zu müssen.


Börse läuft nicht nebenbei


Auch die Milchviehhalterin Annette Plüschau hat über vier Wochen an der Testphase des Simulators teilgenommen. Sie will diesen nutzen, um sich vollständig neu in das Thema Preisabsicherung einzuarbeiten. Aktuell studiert sie Landwirtschaft an der Fachhochschule Kiel. Der Betrieb der Familie in Neuendorf (Schleswig-Holstein) hat den Kuhbestand innerhalb von sechs Jahren von 220 auf 420 Kühe aufgestockt und liefert rund 4 Mio. kg Milch im Jahr. „Bisher haben wir noch keine Milch an der Börse abgesichert, denn es braucht Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen“, so Plüschau. „Für mich ist das Onlineportal ein gutes Mittel, um mich mit der Preisabsicherung zu beschäftigen, ohne mit den Konsequenzen leben zu müssen.“ Es sei besser, dort zu üben als auf dem echten Markt. Sie beschreibt das Programm als selbsterklärend. „Wer sich für die Einführungsschritte Zeit nimmt, versteht das Programm schnell. Zusätzlich gibt es überall Infokästen zu den jeweiligen Begriffen“, sagt Plüschau.


Plüschau will den Preis an der Börse absichern, sobald dieser ein für sie interessantes Niveau erreicht hat. Bis dahin hat sie sich das Ziel gesetzt, den Markt besser zu verstehen und sich nicht nur auf die Einschätzung des Brokers zu verlassen, denn das Risiko trage schließlich allein der Betrieb.


katharina.luetke-holz@topagrar.com

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