Das Pendant zur Bayern MeG ist die norddeutsche Milcherzeugergemeinschaft Nord MeG. Doch sie tut sich ungleich schwerer.
Die Euphorie war Anfang 2013 groß: Nach dem Vorbild der Bayern MeG gründeten sieben norddeutsche Milcherzeugergemeinschaften (MEG) die DachorganisationNord MeG. Sie wollten die Bündelung der Milch, die nicht an Genossenschaften fließt, vorantreiben. Die Lieferanten sollten von höheren Milchpreisen profitieren.
Kaum mehr Milch:
Nach knapp vier Jahren fällt die Bilanz der Milch-Bündelung nüchtern aus: Die Nord MeG ist kaum gewachsen. Bis Ende 2016 bestand sie aus den sieben MEG, die sie gegründet haben: Südmecklenburg, Lüneburg, Elbetal, Osnabrück, Wümme-Milch, Hagenow und Nordpool. Erst zum Jahreswechsel hat sich mit der MEG Hunte-Weser (3 Mio. kg Milch) ein achtes Mitglied angeschlossen (Übersicht).Die Milchmenge ist nur leicht auf knapp 350 Mio. kg gestiegen. „Wir haben im Norden viele Genossenschaftsmolkereien und nur wenige Privatmolkereien. Die langen Kündigungsfristen bei den Genossen bremsen uns“, sagt der Erste Vorsitzende Alfred Ritters. Zudem befürchten Genossenschaftsmitglieder, dass ihre Milch bei freier Vermarktung nicht abgeholt würde.
Bis 1 Cent mehr?
Etwas besser scheint es beim Milchpreis auszusehen. Die Nord MeG hat inzwischen sechs der sieben Abnahmeverträge neu verhandelt. „Dabei haben wir als Dachorganisation im Vergleich zu vorher bis zu 1 ct/kg mehr Milchgeld erreicht“, sagt Ritters.Das große Ziel, dass der Milchpreis drei oder sechs Monate im Voraus feststeht, hat die Nord MeG noch nicht erreicht. Bisher sei kein Abnehmer darauf eingegangen. Kritiker halten diese Forderung ohnehin für wenig realistisch. Sie kommt vor allem vom Zweiten Vorsitzenden Peter Guhl, der auch Vorsitzender der MEG Milchboard ist. Diese setzt sich bundesweit für schuldrechtliche Milchlieferverträge ein.
Allerdings hat die Dachorganisation schon einige Abnehmer gewechselt: Bei der Gründung lieferten fünf MEG zum Milchhändler Berliner Milcheinfuhrgesellschaft B.M.G., jetzt nur noch eine. Und bei einem Vertrag ist eine klare Menge definiert: Die Landwirte mussten ihre Planmenge angeben. Davon dürfen sie 10% nach oben oder unten abweichen. Bei größeren Abweichungen dürfen sie innerhalb der MEG saldieren. Sollte sich das nicht ausgleichen, bekommt der Landwirt Sanktionen.
Milch von DMK-Kündigern?
Bei der Gründung und dem Anlaufen der Nord MeG hat Bayern MeG-Geschäftsführer Markus Seemüller beraten. Der Vertrag ist Ende 2016 ausgelaufen. Der Kooperationsvertrag zwischen den beiden Dachorganisationen besteht noch.Ritters ist überzeugt, dass sich die Nord MeG erfolgreich entwickeln wird:
- Seit Februar 2016 ist Heinz Willen Geschäftsführer. Zuletzt war er Chef der DFM-Vermarktungs GmbH, einer Tochter des BDM. Willen verfüge über Fachwissen und Verhandlungsgeschick. Vorher war Ute Rötz Geschäftsführerin der Nord MeG. Sie leitet jetzt die Zweigstelle der Bayern MeG in Sachsen.
- Weitere MEG wollen Mitglied bei der Nord MeG werden. Und beim Deutschen Milchkontor stehen 600 Mio. kg Milch in Kündigung. Ritters hofft, dass sich viele Kündiger einer MEG anschließen und die Bündelung stärken.
Zudem ist der Vorsitzende überzeugt, dass die Molkereien die Nord MeG inzwischen als Partner ernst nehmen. Eine Molkerei aus Schleswig-Holstein habe bereits konkret für eine Zusammenarbeit angefragt. P. Liste
