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„Normale“ Milch gibt’s nicht mehr

Lesezeit: 4 Minuten

In Österreich gibt es keine herkömmliche Milch mehr. Dafür Heumilch, Bio-Wiesenmilch und andere spezielle Milchsorten. Die Milch-Branche will sich damit profilieren.


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Auch in Österreich sinken die Milchpreise. Doch im April 2016 lag der Grundpreis für GVO-freie Milch im Schnitt noch bei ca. 28 ct/kg (4,0% Fett, 3,4% Eiweiß) – einige bekamen sogar noch über 50 Cent.


Das liegt unter anderem an der Diversifizierung der Milch in der Alpenrepublik. 20 verschiedene Rohmilchsorten gibt es in Österreich, rund 15 unterschiedliche Trinkmilchsorten haben die meisten Supermärkte im Sortiment.


Der Mindeststandard bei konventioneller Milch und konventionellen Milchprodukten ist GVO-freie Milch. Daneben gibt es beispielsweise noch Biomilch, Heumilch, Bio-Heumilch, Bio-Wiesenmilch und laktosefreie Milch – in allen Fettgehaltsstufen.


Ausländische Trinkmilch findet man in österreichischen Kühlregalen kaum. Und in der Regel sind die Preise für einheimische Produkte deutlich teurer als für importierte.


Wie kommt es zu dieser Produktvielfalt? Und was bringt sie den Milcherzeugern?


„Müssen uns abgrenzen!“

Als kleines Land sei man aufgrund der topographischen und geographischen Bedingungen gezwungen, sich abzugrenzen, erklärt Michael Wöckinger von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich: „Im großen Rohstoffmilchmarkt können wir nicht mitspielen. Mit verschiedenen Sorten lassen sich dagegen bessere Marktpreise erzielen.“


Johann Költringer, Geschäftsführer der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), ergänzt: „Österreich hat ein sehr differenziertes Milchregal, damit können wir auf viele Konsumentenwünsche eingehen.“


Auch er sieht den Grund für die Diversifizierung in den kleinen Strukturen. In Österreich gibt es rund 30800 Milchbauern mit 539000 Kühen (im Schnitt 17,5 Kühe pro Betrieb). Sie liefern an 86 milchverarbeitende Unternehmen. 78% der angelieferten Milch stammt aus benachteiligten Gebieten. Der Anteil an Biomilch beträgt 14%.


Hohe Preise im Regal:

Die Diversifizierung hat mit dem EU-Beitritt 1995 begonnen. Viele Betriebe haben auf biologische Bewirtschaftung umgestellt. „Es ist aber auch eine Frage des Zeitgeistes. Der Mensch hat Sehnsucht nach Produkten mit Identität“, ergänzt Christian Leeb, Geschäftsführer der SalzburgMilch. Die Bevölkerung wolle einfach wissen, woher das Produkt stammt. Zudem seien Konsumenten heute bereit, z.B. besondere Qualität oder Regionalität zu honorieren.


Die Milch in Österreich ist im Kühlregal regionaler und auch teurer als in Deutschland, sagt Költringer. So kostet der Standard, die GVO-freie Milch mit 3,5% Fett, zwischen 0,85 und 1,09 €. Bei 1,5% Fett sind es zwischen 1,05 und 1,09 €. Die Verkaufspreise bei Biomilch (3,5% Fett) bewegen sich zwischen 1,19 und 1,25 €. Ein Liter Bio-Heumilch (3,6% Fett) kostet beim Discounter 1,19 €, beim restlichen Lebensmitteleinzelhandel (Rewe, Spar) im Schnitt 1,25 €. Das 250 g Päckchen Butter kostet zwischen 1,25 und 1,89 €. Heumilch-Butter (250 g) kostet 1,89 €, Bio-Butter bewegt sich zwischen 1,99 und 2,09 €.


„Natürlich sind die Produktionskosten für die Milcherzeuger im Vergleich zu Deutschland deutlich höher“, sagt Költringer von der VÖM. Er begründet dies mit der kleinteiligen Struktur sowie den hohen Auflagen für die Produktion der speziellen Milchsorten. Die Mehrkosten seien allerdings sehr unterschiedlich, pauschale Aussagen nicht möglich.


Was bringt es den Bauern?

Leeb von der SalzburgMilch geht aber davon aus, dass die Milchpreis-Zuschläge die Mehrkosten abdecken. „Wir haben z.B. bei Biomilch einen Zuschlag von 12 bis 14 ct/kg auf die Standard-GVO-freie Milch. Für die höchste Qualität, die Bio-Heumilch, zahlen wir derzeit rund 50 ct/kg aus.“ Somit seien die verschiedenen Milchsorten trotz der höheren Produktionskosten für die Milcherzeuger rentabel.


Berater Wöckinger schränkt allerdings ein, dass nicht jede Milchsorte für jeden Betrieb möglich ist. Er weist vor allem auf die arbeitswirtschaftlichen Unterschiede und die notwendigen Investitionen hin, z.B. eine Trocknungsanlage bei der Heumilch-Produktion.


Marketing heimischer Produkte:

Entscheidend für höherpreisige Produkte und somit höhere Milchpreise ist das Marketing der Produkte. „Wir wollen den Mehrwert des Produktes auch an die Konsumenten bringen“, sagt Leeb. Informationsveranstaltungen und Werbung seien unerlässlich.


So gibt es spezielle Marketing-Maßnahmen, um den Absatz der verschiedenen Milchsorten anzukurbeln. Für den Heumilch-Absatz habe die „Arbeitsgemeinschaft Heumilch“ viel geleistet. Zudem sei das AMA-Gütesiegel aus Österreich ein Erkennungszeichen für Konsumenten.


„Momentan geht der Trend Richtung Bio-Qualität und Heumilch – oder einer Kombination der beiden“, sagt Leeb. Der Absatz von Heumilch-Produkten stieg im vergangenen Jahr um 2,3% auf 42000 t. Der Umsatz kletterte um 3,5% auf mehr als 109 Mio. €. Österreich hat 2015 Milchprodukte im Wert von 1,16 Mrd. € exportiert. Hauptabnehmer ist Deutschland mit 48% des Exportes.


Wie geht’s weiter?

Bei der Diversifizierung der Milch wird sich noch einiges tun. Beispielsweise werden Themen wie Tierwohl zunehmend eine Rolle spielen. Das Milchregal in Österreich wird also noch wachsen. Költringer: „Wir wollen bei unserer Strategie alle mitnehmen und den Konsumenten weiter österreichische Qualität bieten.“Anna Patz

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