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„Nur geprüfte Deckbullen bieten Sicherheit“

Lesezeit: 5 Minuten

Der Deckbulle beeinflusst die Leistung der Herde. Bei Auswahl und Management können Mutterkuhhalter noch viel Potenzial ausschöpfen, sagt Paul Bierstedt von der RBB.


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Was sollten Fleischrinderhalter beim Kauf des Deckbullen beachten?


Bierstedt: Über 90% der Mutterkuhhalter setzen Deckbullen ein, denn im Vergleich zur künstlichen Besamung hat der Bulle arbeitswirtschaftliche Vorteile. Das bedeutet aber auch: Der Bulle bestimmt die Zucht der nächsten drei Jahre oder länger.


Deshalb empfehlen wir reinrassige und leistungsgeprüfte Bullen einzusetzen. Ein reinrassiger Bulle sorgt für möglichst homogene Kälber, die bei den Käufern gefragt sind. Zudem lässt sich das Leistungspotenzial von geprüften Bullen besser einschätzen.


In Bezug auf die Eigenschaften der Bullen ist die Fleischleistung mit Körperbau, Bemuskelung und Zunahmen wichtig. Mutterkuhhalter sollten aber auch auf die Fundament-Noten achten. Für den Umgang mit den Tieren ist zudem der Charakter wichtig. Der Bulle darf nicht aggressiv sein.


Auktionen sind eine gute Möglichkeit, um Vererber miteinander zu vergleichen. Diese Bullen sind außerdem an Menschen gewöhnt und führig.


Wie können sich Käufer und Verkäufer gegen nicht-deckende Bullen absichern?


Bierstedt: Wer Bullen direkt vom Züchter kauft, sollte sich Abstammung und Gesundheit bestätigen lassen. Auch sinnvoll sind Reklamationsfristen und Mängelhaftungen für die Deck- und Befruchtungsfähigkeit. Der Kauf über einen Zuchtverband reduziert die Risiken. Beispielsweise garantieren wir die Deck- und Befruchtungsfähigkeit und organisieren im Notfall einen Ersatz.


Mit welchen Kennzahlen lässt sich der Einsatz des Deckbullen bewerten?


Bierstedt: ‚Jede Kuh soll jedes Jahr ein gesundes Kalb zur Welt bringen und erfolgreich aufziehen‘ – das ist das Ziel der Fleischrinder-Produktion. Wichtig ist vor allem eine reibungslose Kalbung, die unter anderem von weiblicher und männlicher Genetik beeinflusst wird.


Zudem sollen alle Kühe möglichst zur gleichen Zeit tragend werden, um einen engen Kalbezeitraum zu erreichen. Zielwerte: 60% der Abkalbungen innerhalb der ersten 21 Tage, 80% in 45 Tagen und 100% in 60 Tagen.


Ein kurzer Kalbezeitraum hat mehrere Vorteile. Es erleichtert die Tierbetreuung mit Geburtsüberwachung und Arbeitsabläufen, wie Wiegen oder Ohrmarken-Ziehen. Zudem lässt sich die ganze Gruppe nach dem Kalben auf eine frische Weide umstallen, das reduziert den Keimdruck. Nicht zuletzt zahlen Käufer häufig einen Aufschlag für große, einheitliche Kälbergruppen.


Leider kennen nur wenige Betriebe die Fruchtbarkeitskennzahlen ihrer Herde. Hier gibt es noch viel Potenzial.


Wie erreicht man einen engen Deck- bzw. Abkalbezeitraum?


Bierstedt: Neben der Genetik sind Fütterung und Management der Bullen wichtig. Viele Betriebe überschätzen das Leistungsvermögen ihrer Vererber.


Damit die Bullen in kurzer Zeit die Herde tragend bekommen, muss die Gruppen-Größe passen. Bei vielen gleichzeitig brünstigen Rindern sind Bullen überfordert und decken nicht alle Tiere zum optimalen Zeitpunkt.


Auch fitte 15 Monate junge Bullen gehören nicht in Gruppen mit mehr als 20 Tieren. Zur Eingliederung können sie mit Altbullen in eine Herde gestellt werden, wo sie zunächst nicht so häufig springen. Für die Jungbullen sind zudem Färsengruppen besser geeignet als dominante Altkühe. Bullen ab zwei Jahren kommen in der Regel mit 40er-Gruppen klar. Aber auch hier gilt: Sind viele Rinder gleichzeitig brünstig, ist es sinnvoll, mehrere kleine Gruppen zu bilden und den Bullen jeweils zuzuteilen.


Wer Nachzügler ausschließen will, sollte den Bullen nach der Decksaison aus der Herde nehmen. Für größere Betriebe kann es sich lohnen mehrere Gruppen, die nacheinander kalben, oder Bullenkoppeln für die Zwischensaison zu bilden.


Nicht zuletzt sollte man früh kontrollieren, ob der Bulle deckt und auch ob er befruchtet. Wenn sich Kühe gegenseitig bespringen, deckt der Bulle offensichtlich nicht. Eine Trächtigkeitsuntersuchung nach 60 bis 100 Tagen gibt Sicherheit und vermeidet Totalausfälle im nächsten Jahr.


Was ist bei der Fütterung von Deckbullen zu beachten?


Bierstedt: Der Deckeinsatz kostet viel Energie. Bei einem Energiemangel decken oder befruchten die Bullen nicht.


Rinderhalter sollten deshalb auf die Kondition der Bullen achten. Sinnvoll ist das Anfüttern mit einer energiereichen Ration vor der Decksaison. Dabei dürfen die Bullen aber nicht verfetten. Während der Weidesaison sind in der Regel keine Extras nötig.


Die Futterumstellung sollte einige Wochen vor der Decksaison erfolgen, damit sich die Tiere an die neue Ration gewöhnen. Das gilt auch für neue Bullen: Vor dem Verkauf werden sie in der Regel intensiv gefüttert. Die plötzliche Umstellung auf eine energiearme Weide kann zu einem Energieloch führen. Stressfaktoren beeinflussen den Zyklus der Kühe und die Spermaqualität der Bullen. Daher ist jede Umstellung von Ration oder Gruppen während der Decksaison zu vermeiden.


Was gilt es bei der Haltung von Deckbullen zu beachten?


Bierstedt: Grundsätzlich gilt, dass alle Einrichtungen wie Tore, Türen oder Abtrennungen, fest und massiv sein sollten. Fluchtmöglichkeiten für Menschen sind wichtig, was aber grundsätzlich für die Rinderhaltung gilt. Von Vorteil sind feste Treibwege und stabile Fang- und Behandlungsstände. Das erleichtert das Arbeitsmanagement.


Wie lässt sich ein vorzeitiger Abgang eines Bullen verhindern?


Bierstedt: Schwachstelle der Deckbullen sind häufig die Fundamente. Das hohe Körpergewicht verteilt sich auf relativ kleine Klauen. Deshalb sollten Rinderhalter bei der Klauenpflege nicht sparen. Ein Korrekturschnitt vor und zum Ende der Weidesaison ist sinnvoll. Gehen die Tiere lahm, müssen die Klauen kontrolliert werden.


Ein geeigneter Fang- und Behandlungsstand dafür ist ideal. Geht ein Bulle lahm und fällt deshalb aus, ist der finanzielle Schaden deutlich höher als die Kosten für Klauenpflege oder Behandlungsstand.


Was kostet ein Deckbulle?


Bierstedt: Der Preis schwankt und ist abhängig von Rasse, Alter, Pedigree, Aussehen und Hornstatus. Bei uns kamen die Bullen dieses Jahr für im Schnitt 3200 € unter den Hammer. Ab-Hof kosten Herdbuch-Bullen 2300 bis 3000 €. Nichtgeprüfte Bullen sind deutlich günstiger. Diese Vererber bieten aber keine Infos über Abstammung, Hornstatus oder Leistung.


Wer sparen will und genügend Futtergrundlage hat, kann auch 10 Monate alte Bullen kaufen und diese selbst bis zum deckfähigen Alter aufziehen.


Kontakt: anke.reimink@topagrar.com

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