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Offenheit löst Konflikte

Lesezeit: 6 Minuten

An zwei Beispielen erläutert Martin Schaaf den Ablauf einer Mediation.


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1. GbR-Gründung


Die Betriebsleiter Sebastian Schul und Burkhard Bauer (Namen geändert) arbeiten seit einiger Zeit in der Außenwirtschaft zusammen. Dafür brauchen sie keinen Vertrag, sondern rechnen die gegenseitig erbrachten Leistungen am Jahresende auseinander.


Auf beiden Betrieben ist die Arbeitssituation angespannt. Schul hält 80 Milchkühe in alten Gebäuden in beengter Ortsrandlage. Für ihn kommt ein Stallneubau für Milchvieh aus Immissionsgründen nicht in Frage. Zudem liegen seine persönlichen Neigungen eher im Pflanzenbau.


Die Ehefrau von Burkhard Bauer arbeitet mit im Betrieb. Zusammen halten sie 150 Kühe im Außenbereich. Die Melktechnik ist leistungsfähig und der bestehende Laufstall hat eine Ausbaureserve. Zudem ließe sich der derzeitige Jungviehstall für Kühe umrüsten.


Beide Betriebsleiter erwägen die Gründung einer Kooperation. Am Standort Schul soll das weibliche Jungvieh und die Bullenmast stehen, während am Standort Bauer die Milchproduktion und Kälberaufzucht stattfinden soll. Sebastian Schul soll den Verantwortungsbereich Pflanzenproduktion leiten und das Ehepaar Bauer die Milchvieh- und Kälberhaltung.


Schritt für Schritt


Inhalt des ersten Beratungstermins zur Gründung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ist eine Einführung in die Organisation und den Aufbau dieser Gesellschaft. Bei dem zweiten Gespräch klärt ein Berater der Landwirtschaftskammer die ökonomischen Details. Er legte die Buchabschlüsse der einzelnen Betriebe offen, führt die Zahlen zusammen und erstellt einen Rentabilitätsplan für die mögliche GbR. Dann jedoch folgten viele Unstimmigkeiten: Das Ehepaar Bauer sah sich außer Stande, eine Entscheidung für oder gegen die Bildung einer Gesellschaft zu treffen. Sie stellten bereits gefällte Entscheidungen wieder in Frage und verzögerten damit die nächsten Schritte. So konnten sich die Betriebsleiter Schul und Bauer auch nach einem Jahr der Planung nicht auf ein konkretes Ergebnis einigen.


Um den Konflikt zu lösen engagierten die Betriebsleiter Martin Schaaf als Mediator. Anhand einer Zeichnung lies dieser sich von Sebastian Schul und dem Ehepaar Bauer erklären, wie sie die Zusammenhänge und Verhältnisse in der künftigen GbR sehen. Dabei sollten sie darstellen, wer welche Aufgaben übernehmen soll und wo sie Probleme sehen. Daraus entwickelte Schaaf eine eigene Skizze über die möglichen Zusammenhänge und stellt überspitzt dar, wo Konflikte entstehen könnten. Jeder wurde einzeln darauf angesprochen und musste sich erklären. Nach dem Termin mit zwei vierstündigen Sitzungen konnten die Betriebsleiter sich entgültig gegen die Gründung einer Gesellschaft entscheiden.


2. Team-Mediation


Detlev Dorfmeyer hat den Kuhbestand seines Milchviehbetriebs in den letzten fünf Jahren von 110 auf 200 Kühe aufgestockt. Vorher erledigten Familienarbeitskräfte und der Auzubildende alle Arbeiten rund um die Tiere. Inzwischen besteht das Team aus vier Mitarbeitern und ein bis zwei Auszubildenden.


Der Betrieb ist gut strukturiert, die Einteilung der Dienste in der Woche und am Wochenende können alle Mitarbeiter einsehen und empfinden sie als gerecht. Der Betriebsleiter legt großen Wert auf die Zusammenarbeit im Team. Obwohl die Zusammensetzung der Mitarbeiter auf dem Betrieb nahezu konstant ist, kam es in den letzten Jahren immer wieder zu Reibereien. Die Folge war eine gereizte Stimmung im Betrieb bis hin zur Verweigerung mit dem einen oder der anderen zusammenzuarbeiten. Die Arbeitsqualität litt zunehmend und die Bereitschaft, Arbeiten eines Kollegen zu erledigen ging zurück. Das wollte der Chef nicht länger hinnehmen und entschied sich auf Anraten seines Beraters für eine Team-Mediation.


Gefühle aussprechen


Ein Konflikt entsteht unter anderem durch Missverständnisse zwischen Menschen, durch hinuntergeschluckten Ärger über das Verhalten oder Äußerungen von anderen Menschen oder schlicht durch die sogenannte Chemie, die nicht zusammenpasst. Dieser Konflikt ist mit Gefühlen verwoben, die in der Team-Mediation auf den Tisch kommen, sodass alle Beteiligen sie wahrnehmen können.


An dem Gruppengespräch nahmen alle Mitarbeiter, die Lehrlinge und das Betriebsleiter-Ehepaar teil. Detlev Dorfmeyerweist seine Mitarbeiter bei der Begrüßung darauf hin, dass das Teilnehmen an der Mediation als Arbeitszeit anzusehen sei. Er fordert sie auf, alles zu benennen und bittet auch zu seiner Person um Offenheit. Er wolle es hören, wenn sich Mitarbeiter durch ihn ungerecht behandelt fühlten.


In der nächsten Phase macht sich der Mediator ein Bild von den Vorfällen, die zu Konflikten unter den Mitarbeitern von Landwirt Dorfmeyer geführt haben. Dazu lässt er sich von jedem einzelnen dessen Sichtweise zur Situation anhand einer Skizze erläutern, ohne dass andere ihn unterbrechen dürfen.


Danach eröffnet der Mediator den Dialog zwischen den Mitarbeitern. Er spricht die Herdenmanagerin direkt an: „Was sagst du zur Sichtweise deines Kollegen“ „Sprich ihn direkt an!“ So versucht der Mediator die Gefühle hervorzuholen, die mit dem Konflikt verwoben sind. Das Team reagiert darauf sehr unterschiedlich. Ein langjähriger Mitarbeiter kann es kaum erwarten, der Herdenmanagerin seine Sichtweise um die Ohren zu hauen. Wieder andere trauen sich nicht, das Problem zu benennen oder finden nicht die richtigen Worte. In dieser Situation nutzt der Mediator eine Methode, um für einzelne Mitarbeiter zu sprechen: „Darf ich etwas für Dich sagen und Du sagst dann ob es stimmt? ...“ Durch diese Hilfe können die Teilnehmer, den eigenen Standpunkt treffsicher darstellen oder kritische Äußerungen von sich geben. Den Angesprochenen fordert der Mediator dann jeweils auf zu sagen, wie das Gehörte bei ihm ankommt. Durch das Äußern und Wahrnehmen der Gefühle der anderen, wächst im Laufe des Gespräches das Verständnis unter den Mitarbeitern.


Am Ende der vorher festgelegten Zeit vereinbarten die Mitarbeiter auf dem Betrieb Dorfmeyer, wie sie die gemeinsame Zukunft gestalten wollen. Diese Vereinbarungen hielten sie in einem Vertrag fest, den alle unterschrieben, um die Ernsthaftigkeit zu verdeutlichen.


Mittlerweise gönnt sich Betriebsleiter Dorfmeyer in jedem Jahr eine Team- Mediation. „Im Moment liegt zwar nichts vor, aber vielleicht kommt ja etwas während der Klärung hoch.“ Die Team-Mitglieder freuen sich schon darauf, mit der Unterstützung des Mediators ein paar Themen auf den Tisch zu bringen.


katharina.luetke-holz@topagrar.com


katharina.luetke-holz@topagrar.com


katharina.luetke-holz@topagrar.com


Mehr Infos zum Thema finden Sie auch in dem Beitrag „Mediation“ in diesem Heft ab Seite 144.

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