Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Optimieren statt wachsen

Lesezeit: 8 Minuten

Familie Büchtmann hat sich gegen einen Stallneubau und für die Optimierung in den Bestandsgebäuden entschieden. Ihr Fokus auf Fütterung, Tierkontrolle und -komfort zahlt sich aus.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Familie Büchtmann hat das Beste aus ihren Ställen gemacht. Alle Tiere ab der zweiten Lebenswoche sind in Altgebäuden untergebracht – und trotzdem: die Herdenleistung liegt bei rund 13000 kg Milch. Eine Wand im Eingangsbereich des Wohnhauses zieren zahlreiche Urkunden für 100000 l-Kühe. Die Herde erreicht eine Lebenstagsleistung von 23,1 kg und 57120 kg Abgangsleistung. Die Nutzungsdauer liegt bei 4,4 Laktationen.


Gutes Grundfutter ist eine Herausforderung


Die Familie lebt in Großburgwedel bei Hannover. Auf dem Hof arbeiten neben dem Betriebsleiterpaar Mareike und Christian Büchtmann auch zwei Teilzeitkräfte, die sich eine Stelle teilen. Sie übernehmen den Großteil der Stallarbeit. Außerdem gibt es in diesem Jahr zwei Auszubildende, die unter anderem für die Fütterung zuständig sind.


Eine Herausforderung ist, ausreichend qualitativ hochwertiges Futter für die Tiere zu produzieren. Büchtmanns bewirschaften 117 ha Grünland, davon ist die Hälfte extensives Grünland. Dazu kommen rund 280 ha Ackerland mit 14 bis 40 Bodenpunkten. Auf 100 ha wächst Silomais, auf 118 ha Getreide und auf 40 ha Industriekartoffeln. 90% der landwirtschaftlichen Flächen liegen im Roten Gebiet und im Wasserschutzgebiet. Zusätzlich zu den Bewirtschaftungsauflagen fielen von 2018 bis 2022 im Jahresschnitt nur 560 mm Niederschlag. „Mein Vater hat schon 1974 mit der Beregnung angefangen. Eigentlich ist sie nur dafür gedacht, kurze Trockenphasen zu überbrücken. Aber diese Phasen werden immer länger“, sagt Christian Büchtmann. Im vergangenen Jahr war es in der Vegetationszeit so trocken, dass er den Mais fünf bis sieben Mal beregnetete. Bei der Ernte im August konnte er so 14 t Trockenmasse pro ha einfahren. Auch die anderen Kulturen beregnet der Landwirt.


Den Ackerbau haben Büchtmanns den Bedingungen angepasst. Seit zwölf Jahren bearbeiten sie die Flächen pfluglos und alle Hauptfrüchte wachsen in Mulchsaat. Wenn möglich, säen sie den Mais nur noch mit der Striptill-Technik aus. Damit das funktioniert, muss man die Zwischenfrüchte wie Hauptfrüchte behandeln, sagt Christian Büchtmann: „Vor der Saat lockern wir den Boden auf 39–40 cm Tiefe. Dann drillen wir das Saatgut, denn um den vollen Effekt zu haben, müssen sich die Pflanzen gut etablieren. Nur dann lockern sie den Boden ausreichend mit ihren Wurzeln und beschatten ihn zugleich.“


Zum Hof gehört auch ein Lohnbetrieb. Ein weiteres Standbein ist eine flexibilisierte 1,4 MW-Biogasanlage, an der noch zwei weitere Betriebe beteiligt sind und die Wärme für 110 Haushalte liefert. Seit 2016 betreiben Büchtmanns auch eine Milchtankstelle. Dort können ihre Kunden Milch, Eier, Kartoffeln und hofeigenen Käse erwerben.


Tierkomfort ständig optimiert


Noch vor elf Jahren lag die Milchleistung bei 9200 kg und die Zellzahl im Schnitt bei 300000/ml. Seitdem hat Familie Büchtmann vieles optimiert. Zusammen mit ihrer bestandsbetreuenden Tierarztpraxis entschieden sie unter anderem, auf getrocknete Gärreste als Einstreu für die Liegeboxen umzusteigen. Diese haben nach dem Trocknen einen Trockensubstanzgehalt von 90%. Eutergesundheit und Zellzahl verbesserten sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich und liegen inzwischen bei 155000 Zellen/ml.


Kuhstall unterbelegt


Tierkomfort und Tierkontrolle trugen dazu bei, dass die Milchleistung um fast 4000 kg stieg. Die 105 Kühe laufen in einem dreireihigen Stall mit mittigem Futtertisch und 125 Liegeboxen. Den Spaltenboden entlang des Fressgitters hat Familie Büchtmann mit Gummibelag ausgelegt. „Den Stall haben wir unterbelegt, weil das Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1,4:1 in den Dreireihern nicht optimal ist“, so Christian Büchtmann. An der Giebelseite des Stalles stehen zwei Lely A3-Melkroboter, von denen jeder 750000 l im Jahr melkt. Die Technik der Roboter ist jeweils in einem Container untergebracht.


Die Kontrolle und Dokumentation der Kühe erfolgt über mehrere Wege: Mit dem Herdenmanagementprogramm überwacht Christian Büchtmann, ob eine Kuh in der Milchmenge abfällt oder sich Aktivität oder Gewicht verändern. Auch die betriebsbegleitende Tierärztin schaut sich mehrmals pro Woche die Tierlisten per Fernkontrolle an und gibt Bescheid, wenn einzelne Tiere besondere Kontrolle benötigen. Um kranke oder lahme Kühe immer sofort behandeln zu können, hat sie die beiden Mitarbeiter im Stall dafür geschult. Bei einer Euterentzündung dokumentieren sie z.B., welches Viertel betroffen ist, wie schwer die Mastitis ist und wie die Kuh behandelt wird.


Auf Hygiene legen die Betriebsleiter viel Wert: die Tränken im Stall reinigen die Mitarbeiter jeden Tag. Die Liegeboxen pflegen sie zweimal täglich per Hand und einmal pro Woche verteilen sie mit einem Einstreugerät Gärreste in den Boxen. Die Melkroboter werden wöchentlich mit Schaum gereinigt. Büchtmann achtet außerdem auf saubere Anschnittflächen ohne lockeres Futter. Das war für ihn mit ein Grund, sich für einen selbstfahrenden Futtermischwagen zu entscheiden.


Perfektion bei der Ration


„Fast alle Probleme bei den Kühen entstehen durch die Fütterung. Mir ist daher sehr wichtig, dass die Ration perfekt ist“, so der Landwirt. Und diese Einstellung verfolgt er von Anfang bis Ende: Seit 25 Jahren sät er die Grünlandflächen jedes Jahr nach. Die Schnitthöhe bei der Grasernte liegt bei 8 bis 10 cm. Außerdem lässt Christian Büchtmann das Gras auf 2 cm Länge häckseln. Den ersten und zweiten Grassschnitt siliert er übereinander, damit die Ration über das Jahr möglichst gleich bleibt. Um Ungenauigkeiten beim Anmischen der Ration zu minimieren, darf auch das Stroh für die Ration nicht länger als 2 cm sein. Außerdem stellen die Auszubildenden zuerst eine Vormischung her: Sie mischen Kraftfutter, Mineralfutter, Stroh, Biertreber und Gras im Futtermischwagen. Dieses dosieren sie aus, um dann die jeweilige Menge für eine Gruppe einzufräsen und mit Maissilage und Wasser zu ergänzen. Die Nachmischzeit beträgt mind. 9 min. Christian Büchtmann erklärt: „Das Ziel ist eine Ration, die es unmöglich macht, einzelne Komponenten zu selektieren.“ So erreicht er bei den Laktierenden eine Trockenmasseaufnahme von rund 26 kg (s. Übersicht Seite R13). Die Ration legen die Auszubildenden am späten Nachmittag vor, da das Futter am Tag fünfmal angeschon wird, in der Nacht jedoch nicht.


Sommer- und Winterstall für Trockensteher


Als Vorbereitung auf das Trockenstellen reduziert Familie Büchtmann die Milchleistung mit zwei Maßnahmen: 20 Tage vorher begrenzen sie die tägliche Kraftfuttermenge auf 1 kg. Und elf Tage vor dem Trockenstellen reduzieren sie die Melkfrequenz auf maximal 1,8 Melkungen pro Tag. Alle Trockensteher erhalten eine Mutterschutzimpfung gegen Rota/Corona-Viren.


Die Fütterung während der Trockenstehzeit ist einphasig. „Damit sind wir sehr zufrieden. Wichtig ist aber, die Ration immer wieder zu kontrollieren“, so Christian Büchtmann. Ziel ist, dass die Kühe im Trockenstand 13 bis 13,5 kg Trockenmasse fressen. Die Mitarbeiter dokumentieren für jede Kuh, wie die Kalbung verläuft und ob sie Nachgeburtsverhalten oder Ketose hat. So kann der Landwirt schnell erkennen, ob die Trockensteherration angepasst werden muss. Die Kontrolle der Frischmelker erfolgt über die Milchmenge und Wiederkauaktivität am Melkroboter. Zusätzlich zur Überwachung mit dem Herdenmanagementprogramm, messen die Mitarbeiter in den ersten fünf Tagen Fieber und machen an Tag drei einen Ketosetest. Im Sommer laufen die trockenstehenden Kühe auf einer Weide neben dem Kuhstall. Sie haben Zugang zu einem befestigten Unterstand mit Stroheinstreu, in dem sie gefüttert werden. „Unser Nadelöhr ist die Haltung der Trockensteher im Winter“, gibt Christian Büchtmann zu Bedenken. Alle Tiere stehen 42 Tage trocken. In dieser Zeit laufen sie in einer Gruppe im Strohstall in der Maschinenhalle und kalben auch dort. „Dadurch ist die Neuinfektionsrate im Winter hoch und die Eutergesundheit nach dem Kalben nicht optimal“, so der Landwirt.


Die Jungen in alten Gebäuden


Die Familie besamt etwa 25% der Kühe mit Fleischrassebullen. Alle weiblichen reinrassigen Kälber zieht sie selbst auf. Später verkaufen sie dann Färsen, die sie nicht für die Remontierung brauchen, abhängig vom Ergebnis der Genotypisierung.


Die Kälber erhalten nach der Geburt drei bis vier Liter Kolostrum plus Eisen sowie in den ersten Lebenstagen eine Impfung gegen Rindergrippe. Bis zum vierten Lebenstag erhalten die Kälber die Milch der Mutter und danach 10 l Milchaustauscher pro Tag mit 150 g/l. Nach ein bis zwei Wochen wechseln sie aus dem Einzeliglu in eine von zwei Gruppen mit Tränkeautomat. Diese sind in einem umgebauten Schweinestall untergebracht. Bei kalten Temperaturen lässt sich dort eine Zwischendecke herunterklappen. Nach zwölf Wochen sind die Kälber abgetränkt.


Ab acht Monaten ist das Jungvieh bis zu einem Alter von zehn Monaten in einem Vollspaltenstall mit Gummiauflage untergebracht. Ab zehn Monaten laufen die Tiere den Großteil des Jahres auf der Weide. Dafür erhalten sie einen Mineralstoffbolus und werden zweimal entwurmt. Außerdem ziehen Büchtmanns ihnen Fliegenohrmarken ein. Ab 15 Monaten läuft ein Deckbulle auf der Weide mit. Die tragenden Rinder sind zwischen Ende November und April in einem Anbindestall untergebracht. Auch dieser Stall ist mit Gummi ausgelegt. Acht Wochen vor der Kalbung wechseln sie in einen Strohstall. Dort erhalten sie die Trockensteherration. Der Landwirt erklärt: „Die Haltung des Jungviehs ist natürlich nicht optimal. Die Zeit im Anbindestall können wir aber durch den Weidegang bis Ende November kurz halten. Der einzige Vorteil der geringen Niederschläge.“


Ihr Kontakt zur Redaktion:


katharina.luetke-holz@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.