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Partnerschaft mit dem Einzelhandel

Lesezeit: 7 Minuten

Maik und Frank Euteneuer vermarkten ihre Biofleischrinder über eine Erzeugergemeinschaft direkt an den Einzelhandel. Es besteht ein enger Austausch über Preissetzung und Vermarktungsstrategien.


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Vor 30 Jahren wurden wir belächelt“, erinnert sich Frank Euteneuer aus Wissen (Rheinland-Pfalz) zurück. Seine Eltern schafften damals die Milchkühe ab. Den Kuhstall bauten sie zu einer Jugendherberge um und entschieden sich, zusätzlich Mutterkühe zu halten. Obwohl so mancher Berufskollege die Umstrukturierung kritisch beäugte, zeigt sich heute, dass der Hof Hagdorn, so lautet der Hofname von Familie Euteneuer, damals den richtigen Weg eingeschlagen hat: „Wir sind einer der wenigen Betriebe, die hier in der Region noch übrig sind“, beschreibt der 46-Jährige.


„Inzwischen haben wir fünf verschiedene Standbeine“, erklärt sein jüngerer Bruder Maik Euteneuer: „Land- und Forstwirtschaft, Bauernhofgastronomie, Lernort Bauernhof mit Grill- und Erlebnisplätzen, Ferienwohnungen und Photovoltaik.“ Die Jugendherberge, mit der einst das Standbein Tourismus begann, gibt es nicht mehr (siehe „Immer neue Ideen“, Seite R11).


Zwei Brüder, ein Betrieb


Frank und Maik Euteneuer bewirtschaften den Hof Hagdorn gemeinsam in Form einer GbR. Die Arbeit stemmen sie vorwiegend mit Familienarbeitskräften. „Lediglich in der Ernte und in der Gastronomie greifen wir auf Aushilfen zurück“, erklären sie.


„Wir haben beide keine klassische landwirtschaftliche Lehre gemacht“, beschreibt Maik Euteneuer den Werdegang. Er ist 42 Jahre alt, gelernter Forstwirt und hat anschließend seine Prüfung zum Betriebswirt absolviert. Er führt den Betrieb hauptberuflich. Sein Bruder Frank ist gelernter Heizungsbauer und ist als solcher selbstständig tätig. „Ich helfe bei Bauprojekten, in der Außenwirtschaft und während der Ernte“, erklärt er. Strategische Entscheidungen treffen die Brüder gemeinsam.


Rund 75 Mutterkühe der Rasse Limousin und Fleckvieh sowie verschiedene Kreuzungen zählen zum Tierbestand des Hofes Hagdorn. Zusätzlich zu den Mutterkühen gehören 120 Mastbullen, 35 Hühner, drei Esel sowie ein Streichelzoo mit Ziegen, Schafen, Enten, Gänsen, Wachteln und Kaninchen zum Betrieb.


Drei Betriebsstandorte


Inzwischen bewirtschaften sie rund 200 ha. Darunter 35 ha Ackerland für den Anbau von Triticale, Hafer, Acker- und Kleegras. Seit 2012 ist der Betrieb Euteneuer EU-Biobetrieb, seit 2013 gehören sie dem Bioland-Anbauverband an.


„Die Rinder sind im Winter auf drei Betriebsstandorten untergebracht“, erklärt der gelernte Forstwirt. Die Tiere kalben das ganze Jahr über ab. Zurzeit laufen drei Deckbullen mit in den Herden. Während der Wintermonate, wenn die Tiere im Stall sind, lassen Euteneuers die Kühe auf Trächtigkeit untersuchen.


„Die weiblichen Rinder halten wir zur Nachzucht und zur Färsenmast“, erklärt Maik Euteneuer. „Vorher haben wir die weiblichen Tiere ausschließlich zur Zucht genutzt, inzwischen ist der Bestand aber so groß, dass wir selektieren können.“ Im Sommer befinden sich lediglich die Mastbullen auf der Hofstelle. Die Mutterkuhherden laufen während der Sommermonate auf den Weiden. Täglich fährt er in der warmen Jahreszeit acht bis zehn unterschiedliche Flächen ab, um die Herden zu kontrollieren. Auch die Bullen auf dem Hof Hagdorn haben Zugang zum Außenbereich. Sie können in einem großzügigen Auslauf Sonne tanken. Die Absetzer haben auch einen Zugang nach draußen und können frei entscheiden, ob sie sich im Stall oder auf der Weide aufhalten möchten. ▶


Fleischvermarktung über drei Wege


Rund sechs Rinder pro Jahr vermarktet die Familie ab Hof. Einen Teil davon verarbeiten sie in der Gastronomieküche, der Rest geht in Form von Fleischpaketen zum Kunden. Zusätzlich vermarktet der Hof Hagdorn alle 14 Tage fünf bis acht Rinder, unter anderem über die Erzeugergemeinschaft Biorind Rheinland-Pfalz. „Zur Erzeugergemeinschaft gehören inzwischen mehr als 70 fleischliefernde Betriebe aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen“, erklärt Frank Euteneuer. Obwohl sie auch über die Direktvermarktung Rinder verkaufen können, sind die Brüder sicher: Der Absatz über Supermärkte ist unverzichtbar: „Wir haben schon oft von einem eigenen idyllischen Hofladen geträumt“, erklären sie. „Doch man muss das Fleisch dort anbieten, wo die Leute ohnehin einkaufen.“


Deshalb haben Euteneuers zusätzlich zur Erzeugergemeinschaft eine Kooperation mit einem regionalen Familienunternehmen. „Petz ist ein Lebensmittelhändler an dem Rewe einen Anteil von 50% hält“, erklärt Maik Euteneuer. Inzwischen betreibt die Gesellschaft 30 Märkte. Zwölf davon beliefern Frank und Maik Euteneuer zusammen mit drei weiteren Betrieben aus der Region. „Wir sind intensiv mit Petz im Gespräch und gestalten gemeinsame Aktionen, um die Kunden mehr an das Produkt und an uns und den Supermarkt zu binden“, beschreiben sie die Zusammenarbeit. Aktuell läuft eine Verlosungsaktion in den Märkten. „Kunden können ein Frühstück bei uns in der Hofgastronomie gewinnen. Betriebsbesichtigung und Planwagenfahrt inklusive“, erklärt der jüngere Bruder. „Diese Aktion machen wir im Sommer und im Winter mit jeweils 25 bis 30 Personen“, ergänzt Frank Euteneuer. „Bei jeder Veranstaltung wird deutlich, wie hoch die Wertschätzung für die Produkte, aber auch die Verunsicherung ist“, so sein Eindruck. Die Brüder mussten mehrfach versichern, dass das Fleisch in der Kühltheke wirklich von ihrem Hof stammt.


Fleischpreise für zwei Jahre im Voraus festgelegt


Mehrmals im Jahr sitzen die Erzeuger mit den Petz-Vertretern an einem Tisch. Zusätzlich zu dem Preis, zu dem sie das Fleisch für zwei Jahre vermarkten, geht es unter anderem um Vermarktungsaktionen. „Für uns ist klar, dass wir zu einem hochpreisigen und qualitativ hochwertigen Produkt eine Geschichte erzählen müssen“, sagt Maik Euteneuer. Die Betriebsleiter sind überzeugt, dass sich die Landwirtschaft wieder aktiver mit dem Handel und dem Endkunden auseinandersetzen muss: „Wir Landwirte wissen schließlich am besten, was wir produzieren und welche Kosten zu decken sind.“ Frank Euteneuer denkt dabei an den Satz, den ihm ein Metzger mit auf den Weg gegeben hat: „Die Bauern haben sich abgeschafft, als sie nicht mehr selbst ihre Rechnung geschrieben haben.“ Die Geschwister sind sicher, dass es sie geprägt hat, außerhalb der Landwirtschaft tätig zu sein. Denn nur in der Agrarbranche bestimmen andere die Preise.


Auch wenn das Verhältnis mit dem Lebensmittelhändler Petz sehr partnerschaftlich ist, sitzen sich bei den Preisverhandlungen zwei Parteien mit dem Ziel gegenüber, ihre Interessen durchzusetzen. „Brauchen wir wirklich bio? Uns reicht eigentlich auch regional“, beschreibt Maik Euteneuer ein Beispiel über das Landwirte und Händler bei der vergangenen Preisverhandlung diskutierten. Euteneuers Reaktion: „Ich habe mir gemeinsam mit den Petz-Vertretern verschiedene Haltungssysteme in der Mast angeschaut und die Qualitätsunterschiede erklärt. Danach gab es keine Diskussion mehr und der Vertrag wurde unterschrieben.“


Transparenz im Markt


Um den Ursprung der Produkte für die Kunden besser sichtbar zu machen, ist das Fleisch in den Märkten besonders gekennzeichnet. „Mit der Verpackung heben wir uns optisch von den übrigen Produkten ab“, erklärt der Rindermäster. Zusätzlich können sich Kunden über Aufsteller informieren und es laufen Werbevideos in den Märkten.


Kürzlich stellte sich heraus, dass in den Regalen eine gute Rinderbratwurst fehlt. Kurzerhand vereinbart Maik Euteneuer mit dem 80 km entfernten Schlachthof einen Termin und entwickelte gemeinsam mit den Metzgern eine Wurst, die nun in den Geschäften erhältlich ist. Damit das Verkaufspersonal weiß, was sie den Kunden anbieten und verkaufen, führt das Unternehmen Petz regelmäßig Mitarbeiterschulungen auf dem Hof Hagdorn durch. „Es ist wichtig, dass die Verkäufer einen Eindruck von der Landwirtschaft bekommen“, ist Frank Euteneuer überzeugt. „Um unsere Tierhaltung besser einordnen zu können, wäre es sinnvoll, sich weitere Betriebe mit anderen Haltungsformen anzuschauen“, merkt der gelernte Heizungsbauer an.


Vermarktung ausbauen


In Zukunft wollen Euteneuers die Vermarktung weiter ausbauen, um mehr Wertschöpfung zu generieren. „Mit dem Tierbestand und der Flächenausstattung sind wir größentechnisch jetzt da, wo wir immer hin wollten“, sind sich die Brüder einig. Sie hoffen, trotz der immer schärferen Bedingungen weiterhin ein ordentliches Einkommen mit ihrer täglichen Arbeit erzielen zu können. Doch die Geschwister blicken optimistisch in die Zukunft: „Wir brennen für das, was wir tun.“


kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

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