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Praxisfragen leicht erklärt

Lesezeit: 6 Minuten

Beim Seminar „Ran an die Kühe“ von top agrar und Haus Riswick standen das Controlling und die Prophylaxe im Fokus. Hier die Antworten auf drängende Praxisfragen.


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Brunstvorhersage: Kann die Entwicklung der Milchmenge und/oder der Körpertemperatur die Brunst voraussagen?


Nein. Die Milchmenge kann zwar auf die Brunst reagieren, aber erst am Tag nach der Brunst. Denn am Brunsttag sind die Tiere unruhiger und fressen signifikant weniger. Deshalb sinkt die Milchmenge am darauffolgenden Tag. Für die Brunsterkennung und damit auch für eine mögliche Besamung ist das einen Tag zu spät. Außerdem schwankt die Milchmenge pro Kuh von Tag zu Tag, sodass die Brunsterkennung über die Milchleistung viel zu ungenau ist.


Auch die Körpertemperatur ist für die Brunsterkennung zu ungenau. Sie kann zwar erhöht sein, aber dieser Anstieg liegt im Bereich von wenigen Zehntel Grad. Zudem tritt der Temperaturanstieg nicht bei jeder Kuh auf.


Die Milchtemperatur, die Melkroboter z.T. routinemäßig messen, funktioniert für die Brunsterkennung ebenfalls nicht. Sie wird vor allem von der Stalltemperatur beeinflusst.


Aktivitätsmessung: Welche Verfahren der Aktivitätserfassung von Rindern gibt es – und was taugen diese?


Grundsätzlich kann man zwischen Schrittzählern (Pedometer) und Halsbandsensoren (Respaktoren), die typische Kopf- bzw. Halsbewegungen messen, unterscheiden. Alle Melktechnik-Hersteller bieten technische Lösungen zur Aktivitätsmessung an. Einige, aber nicht alle Messsysteme sind wissenschaftlich überprüft. Die geprüften Systeme sollten Erkennungsraten über 90% ermöglichen. In Verbindung mit einem zweiten Parameter, wie z.B. Wiederkaudauer, steigt die Brunsterkennungsrate nachweislich auf 93%.


Da die technischen Hilfsmittel somit aber nicht alle brünstigen Kühe aufspüren, sollten Milcherzeuger weiter die äußerlichen Brunstsymptome wie Brunstschleim, Aufspringen, Duldung usw. beobachten. Vor dem Kauf sollten sie unabhängige Versuchsberichte und die Erfahrungen der Berufskollegen sowie Berater zurate ziehen.


Hormoneinfluss: Wie wirkt OvSynch bzw. Progesteron auf die Aktivität?


Ob und wie eine Hormonbehandlung die Aktivität beeinflusst, hängt vom Wirkstoff ab. In einem Versuch erhielten Kühe das Produkt „Estrumate“. Es enthält den Wirkstoff Cloprostenol, ein synthetisch hergestelltes Prostaglandin F2α. Dieser Wirkstoff löst den Gelbkörper auf, sodass danach die Brunst eintritt. Die hormonbehandelten Kühe zeigten eine „normale“ Aktivitätserhöhung, wie die unbehandelten Kühe auch. Es gab keinen Unterschied zu einer spontanen Brunst ohne Hormoneinsatz. Das OvSynch-Programm arbeitet dagegen mit einem zyklusanschiebenden Wirkstoff (Gonadotropin Releasing Hormon, GnRH). GnRH führt zur Ausschüttung der Hormone FSH und LH, die den Eisprung bewirken. Die Wirkung kann sich zwischen einzelnen Kühen um einige Stunden verschieben.


Tierärzte berichten, dass dadurch beim OvSynch-Programm kein einheitlicher Aktivitäts-Peak zu erkennen ist. Die Besamung muss dann terminorientiert erfolgen, also in einem vom Hormon-Programm vorgegebenen Zeitabstand nach der letzten GnRH-Behandlung. Das gilt unabhängig davon, ob sich die Aktivität erhöht hat oder nicht.


Jungrinder: Reicht bei Jungrindern die Aktivitätsmessung, um eine Brunst zu entdecken – oder sollte auch hier die Wiederkauaktivität erfasst werden?


Jungrinder steigern nach unseren Ergebnissen und den Erfahrungen der Landwirte sehr deutlich die Aktivität während der Brunst. Der Aktivitätsanstieg ist größer als bei Kühen. Deshalb reicht die alleinige Aktivitätsmessung aus, um brünstige Jungrinder zu erkennen. Allerdings ist auch bei Jungrindern eine ergänzende Beobachtung im Stall ratsam.


Besamungszeitpunkt: Wie viele Stunden nach dem Aktivitäts-Peak sollten Kühe bzw. Rinder besamt werden?


Bei der künstlichen Besamung lässt sich die höchste Trächtigkeitsrate aus erster Besamung etwa 7 bis 18 Stunden nach dem Aktivitäts-Peak erreichen. Das zeigen unsere Untersuchungen an über 2000 Kühen in zehn Betrieben. Gegenüber einer (zu) frühen oder (zu) späten Besamung waren bis zu 15% mehr Tiere tragend. Im Prinzip entspricht das auch der alten „Morgen-Abend-Regel“.


Mit dem Aktivitäts-Peak gibt es allerdings einen objektiven Zeitpunkt, mit dem sich der optimale Besamungszeitraum bestimmen lässt. Bei der sichtbaren Duldung einer Kuh weiß der Betriebsleiter oder Herdenmanager nicht, wann die Duldung begonnen hat – insbesondere, wenn sie in den Nacht- oder frühen Morgenstunden beginnt.


In unseren Auswertungen an über 1700 Brunsten lag der Aktivitäts-Peak gehäuft in den frühen Morgenstunden zwischen 2.00 und 8.00 Uhr. Deshalb ist die Festlegung des Besamungstermins nur auf Grundlage der beobachteten Duldung unsicherer im Vergleich zur Aktivitätsmessung.


Milchfieber: Wie arbeiten Calcium-Binder und was bringen sie für die Milchfieberprophylaxe?


Calcium-Binder wie Reisspelzen und Zeolith A verhindern die Ca-Aufnahme im Dünndarm. Zeolith A kann allerdings auch die Futteraufnahme verschlechtern. Deshalb sollte der Einsatz nur unter genauer Kontrolle erfolgen.


Viele Betriebe sind überzeugt, dass Calcium-Binder Milchfieber vorbeugen. Bei Milchfieberproblemen sind häufig aber auch hohe Kalium-Gehalte die Ursache. Welche Fütterungsstrategie die erfolgreichere ist, hängt deshalb wesentlich vom Grobfutter und insbesondere von den Grassilagen ab. Landwirte sollten auf jeden Fall auch die Mineralstoffgehalte des Grundfutters untersuchen lassen, um das richtige Fütterungskonzept zu entwickeln.


Laufflächensanierung: Welche Verfahren gibt es, planbefestigte Laufflächen aufzurauen – und was taugen sie?


Dafür stehen fünf verschiedene Verfahren zur Verfügung:


  • Entfernen von Ablagerung mit Säure
  • Thermische Oberflächenbehandlung
  • Fräsen
  • Schneiden von Rillen
  • Gummiauflage


Die ersten beiden Verfahren (Behandlung mit Säure oder Hitze) helfen nur kurzfristig und halten nicht lange vor. Das Fräsen eignet sich grundsätzlich nur für planbefestigte Böden. Bei Spaltenböden würden die Kanten abgeschlagen und somit Ausrutschen und Klauenverletzungen provoziert. Bewährt hat sich in der Praxis das Schneiden von Rillen. Allerdings lässt sich das nicht beliebig oft wiederholen.


Ebenfalls bewährt haben sich Gummiauflagen. Allerdings sind sie teuer, zudem müssen die Betriebsleiter die Klauenpflege anpassen.


Unabhängig vom Sanierungsverfahren sollten Landwirte darauf achten, dass die Laufflächen sauber sind. Mit Kot verschmierte Flächen sind in Kombination mit Urin extrem glatt.


Boxeneinstreu: Welche Einstreu eignet sich für Hochboxen – was ist zu beachten?


Die Einstreu soll die Liegefläche trocken halten. Sie darf keine Fremdkörper enthalten, muss weich sein und ein hohes Wasserbindungsvermögen aufweisen. Zudem muss die Preiswürdigkeit stimmen. Je nach einzelbetrieblicher Bezugsmöglichkeit hat sich der Einsatz von gehäckseltem Stroh bzw. Strohmehl oder Sägemehl bewährt. Sägemehl muss trocken, gesiebt und ohne Splitter sein.


Nackenrohr: Was ist bei einem gewellten Nackenrohr zu beachten?


Vor dem Einbau sollten Landwirte einzelne große Tiere messen. Zudem sollten sie die Boxenbreite erfassen. Das gewellte Nackenrohr sollten sie auf 1,25 bis 1,33 m lichter Höhe zur Liegefläche bzw. 10 bis 15 cm unter Widerristhöhe montieren. Gemessen wird dabei an der höchsten Stelle des gewellten Nackenrohres. Der horizontale Abstand zur Kotstufe sollte je nach Herde bei 1,60 bis 1,70 m liegen. Wichtig ist, dass die Tiere mit vier Beinen auf der Liegefläche stehen können. Das gewellte Nackenrohr lässt sich bei unterschiedlichen Boxenbreiten einsetzen.


Vorteile des gewellten Nackenrohres:


  • Individuelle Einstellung für die eigene Herde möglich.
  • Spätere Feinjustierung möglich.
  • Durch die gewellte Form positionieren sich die Tiere vor dem Ablegen in der Boxenmitte. -pl-

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