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Proteine: Kühe auf den Punkt versorgen

Lesezeit: 4 Minuten

In vielen Milchviehrationen ist reichlich Stickstoff enthalten. Untersuchungen des Versuchsguts Köllitsch zeigen, dass es auch mit weniger Protein geht.


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Die Überversorgung von Milchkühen mit Nährstoffen kostet bares Geld. Doch auch wenn viele Milchviehhalter bereits eine Stickstoff (N)-reduzierte Fütterung praktizieren, gehen die Ergebnisse und Meinungen zu diesem Thema immer noch stark auseinander. Ist es überhaupt praktikabel, Milchkühe auf den Punkt mit Stickstoff zu versorgen?


Zu viel Stickstoff


Laut aktuellen Auswertungen versorgt rund ein Drittel der sächsischen Betriebe die Kühe mindestens 10% über dem Bedarf. Diese Landwirte legen im Mittel 80 g N/Tier und Tag mehr vor, als nach aktuellen Bedarfsempfehlungen notwendig wäre. Das entspricht 0,5 t Rapsextraktionsschrot je Tier und Jahr und verursacht Kosten von etwa 2 ct/kg Milch. Der mittlere Milchharnstoffgehalt liegt dabei deutlich über 250 mg/l (Ziel: 150 bis 200 mg/l).


Die Gründe für die erhöhte Versorgung können vielschichtig sein: So kann es bei der Einwaage zu Fehlern kommen. Auch Grobfuttermittel liefern Proteine. Da die Menge schwankt, sollten Landwirte regelmäßig Proben analysieren lassen. Nur dann können sie die Kraftfuttermenge an den Bedarf anpassen. Ebenso wichtig ist es, die Futteraufnahme der Tiere zu kennen und die Futterselektion nicht zu unterschätzen. Ziel ist, dass die gefressene mit der berechneten Ration übereinstimmt.


Grundsätzlich sollte sich das Nährstoffangebot so nah wie möglich am Bedarf der Tiere orientieren. Wenn Landwirte ihre Kühe an der Grenze der Bedarfsdeckung füttern, ist allerdings Fingerspitzengefühl gefragt.


Optimieren statt reduzieren


Es reicht dabei nicht aus, die Proteinversorgung nur mithilfe von Tabellenwerten zu kalkulieren. Vielmehr spielen dynamische Prozesse wie die mikrobielle Proteinsynthese in den Vormägen oder das Durchflussprotein am Darm eine Rolle. Diese Mechanismen dienen der Selbstregulation. Das heißt, dass 10% des aufgenommenen Stickstoffs nicht ausgeschieden, sondern als N-Quelle für Mikroorganismen wiederverwendet werden (endogene Rezyklierung). Das funktioniert jedoch nicht bei einer Überschussversorgung, sodass auch Rationen mit einer ruminalen Stickstoffbilanz (RNB) von -50 g je Kuh und Tag funktionieren können.


N-optimiert zu füttern bedeutet aber nicht pauschal, den N-Gehalt zu reduzieren. Allerdings ist für Betriebe, die ihre Tiere deutlich über dem Bedarf versorgen, eine Reduzierung zunächst nötig. Hier spielt vor allem der Zeitpunkt im Laktationsverlauf eine große Rolle. Viele Milchviehhalter brechen diese Fütterungsumstellung ab, sobald die Milchmenge in der Hochleistungsphase zurück geht. Die Ergebnisse von Betrieben, die schon mehrere Jahre N-optimiert füttern, zeigen jedoch: Die Laktationskurven flachen etwas ab, die Persistenz der Milchleistung in der Laktation ist aber signifikant verbessert.


Daher stellt sich die Frage, ob Sicherheitszuschläge in der Fütterung sinnvoll sind oder ob die Selbstregulation der Kühe als Sicherheit ausreicht.


N nach Bedarf füttern


Am Versuchsgut Köllitsch fand dazu ein Fütterungsversuch zur Proteinversorgung statt. Bis 2014 schwankte der Rohproteingehalt in der Totalen-Misch-Ration (TMR) zwischen 17 und 18% je kg Trockensubstanz (TS). 2015 senkte das Forscherteam die N-Versorgung auf das bedarfsdeckende Niveau. Dafür reduzierten die Wissenschaftler ausschließlich die RNB bis max. -2 g/kg TS in den leicht negativen Bereich. Der Rohproteingehalt liegt seitdem etwa 2%-Punkte unter dem bisherigen Wert. Der rechnerische Gehalt an nutzbarem Rohprotein blieb jedoch gleich.


Erfolgreiche Veränderungen


Seit der Umstellung fällt der N-Überschuss um 20 bis 40 kg/Kuh und Jahr geringer aus. Das lässt sich aus der Differenz der bedarfsgerechten und der realisierten N-Versorgung errechnen. Demnach liegt das Reduzierungspotenzial bei 15 bis 30% zur erwarteten Standardausscheidung (siehe Zusatzinfo „Aktuelle Versorgung“).


Die Milchharnstoffgehalte befinden sich ebenfalls auf einem niedrigeren Niveau (siehe Übersicht). Auch wenn der Gehalt schwankt, strebt das Team einen Wert von 150 mg/l als Orientierung an.


Die Wissenschaftler konnten in der Köllitscher Milchviehherde keine Leistungsdepressionen feststellen. Tendenzielle Steigerungen des Stalldurchschnittes wollen sie jedoch nicht überbewerten, da sich auch andere Faktoren der Fütterung, Haltung und Zucht in dieser Phase verändert haben.


Die Ergebnisse der N-optimierten Fütterung zeigen, dass der Weg richtig ist. Auch mit einer Rohproteinkonzentration von unter 15 bis 16% und einer RNB von -20 bis -10 g/Kuh/Tag lassen sich hohe Milchleistungen erfüttern – bei stabiler Gesundheit und steigenden Lebensleistungen. Auch unter dem zunehmendem Druck der Umweltgesetzgebung und der Wirtschaftlichkeit des Betriebes ist eine Optimierung mehr als sinnvoll.


Ein rechnerischer Sicherheitszuschlag bei der Proteinbedarfsdeckung ist also nicht nötig. Landwirte sollten auf die Selbstregulation des Rindes als neuen Sicherheitszuschlag vertrauen.


ann-christin.fry@topagrar.com


Unsere Autoren


Prof. Dr. Olaf Steinhöfel und Rüdiger Naumann, LfLUG Sachsen, Köllitsch

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