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QCheck liefert Fakten zum Tierwohl

Lesezeit: 5 Minuten

Der QCheck-Verbund präsentiert ein nationales Tierwohlmonitoring für Milchkühe. Grundlage sind vorhandene Daten aus der Milchkontrolle und der HIT-Datenbank.


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Verbraucher und Politik fordern mehr Tierwohl. Doch das lässt sich nur schwer messen. „Solange wir keine verlässlichen Zahlen und Fakten zum Tierwohl haben, sind wir als Milchbranche in der Defensive“, sagt Dr. Folkert Onken, Geschäftsführer vom Deutschem Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen (DLQ). Auch in der Nutztierstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) steht, dass ein „anonymisiertes Tierwohlmonitoring“ entwickelt und aufgebaut werden soll.


Tierwohl messbar machen


Deshalb hat sich die QCheck-Bündlergruppe aus dem DLQ, dem LKV Bayern und dem Rechenzentrum vit gebildet. Diese veröffentlicht jetzt erstmals ein nationales Tierwohlmonitoring mit dem Fokus auf die Tiergesundheit in der Milchviehbranche. Wir stellen die Ergebnisse vor (siehe Übersicht).


Um Tierwohl messbar zu machen, hatte QCheck im ersten Schritt Indikatoren sowie Ziel- und Warnwerte definiert. Die Indikatoren beruhen auf Daten aus der Milchkontrolle und Meldungen in der HIT-Datenbank, wie dem Zeitpunkt von Trockenstellen und Kalbung, Zu- und Abgängen sowie Milchinhaltsstoffen. Die Indikatoren dienen auch zur Eigenkontrolle. Dazu erhalten alle Milchkontrollbetriebe seit letztem Jahr einen QCheck-Report (siehe „Indikatoren definieren, S. R14).


Nachdem dieser Report etabliert war, führte die Bündlergruppe in Abstimmung mit den Milchkontrollorganisa-tionen die Indikatoren zu einem nationalen Monitoring zusammen. Darin eingeflossen sind die anonymisierten Daten aller Milchkontrollbetriebe. Das sind rund 33000 Betriebe mit mehr als 3 Mio. bzw. etwa 90% der deutschen Milchkühe.


Daten richtig interpretieren


Wichtig zum Verständnis der Ergebnisse (Übersicht) ist: Die Verteilung der Indikatoren ist in Perzentilen dargestellt. Bei diesem statistischem Maß werden die Betriebe nach der Höhe des jeweiligen Wertes aufgelistet und in 100 gleich große Gruppen zerlegt: Jedes der 100 Perzentile enthält also gleich viele Betriebe.


Der Median ist der Indikatorwert, bei dem 50% der Betrieb darüber- bzw. darunterliegen. Das 90% Perzentil ist der Wert, den die 10% „stärksten“ Betriebe überschreiten. Den Wert für das 25% Perzentil erreichen die 25% „schwächsten“ Betriebe nicht.


Das Monitoring 2021 zeigt zum Beispiel, dass 50% der Kühe eine Nutzungsdauer von knapp 40 Monaten erreichen. Die 10% „schwächsten“ Betrieben liegen bei 28 Monaten. Die Hälfte der Betriebe hat eine Erstlaktierendenmastitisrate von 26,7% und die „stärksten“ (90%) Betriebe nur 7%.


Deutliche Unterschiede


Auch ein Abgleich mit den Ziel- und Warnwerten macht den großen Unterschied zwischen den über- und unterdurchschnittlichen Betrieben deutlich. Ein Beispiel dafür ist die Heilungsrate in der Trockenstehzeit, die von 33,3% bis 80% reicht – bei einem Zielwert von ≥ 75%. „Dies ist für die ‚schwächeren‘ Betriebe ein Hinweis auf das große Potenzial für Verbesserungen. Mit dem eigenen QCheck-Report inkl. Benchmark können Milchviehhalter ihre Schwachstellen analysieren und optimieren“, sagt Dr. Folkert Onken.


Das nationale Monitoring mit den Indikatoren aus QCheck wird ab sofort jedes Jahr veröffentlicht und dient als Information über den Status Quo der Tiergesundheit von Milchkühen. So soll sich mit der Zeit auch eine Entwicklung darstellen lassen.


Das BMEL will die Ergebnisse von QCheck noch nicht bewerten und verweist stattdessen auf das noch laufende Projekt „NaTiMon – Nationales Tierwohlmonitoring“. Das wird vom BMEL unterstützt und soll zusätzliche Indikatoren separat erfassen, wie Haltung, Klauengesundheit oder Tier-Mensch-Beziehung. Die Ergebnisse von QCheck sollen darin eingebunden werden, so das BMEL.


Infos für Tierwohllabel?


Für den Handel können die Informationen bereits jetzt hilfreich sein. Dr. Reinhard Reents von vit erklärt: „Unsere Gespräche mit dem Einzelhandel oder QS zeigen: Der Handel ist auf der Suche nach objektiv erhobenen Kennzahlen, die auf nationaler und betrieblicher Ebene die Situation zu Tierwohl und Tiergesundheit beschreiben. Wichtig ist ihnen ein regelmäßiger ‚Check‘ durch neutrale Organisationen mit einer möglichst hohen Abdeckung aller Milcherzeuger. Genau das leistet die Milchkontrolle mit einer regelmäßigen Stallkontrolle und der Analyse der Milchinhaltsstoffe.“


QCheck bringt diese von den Landeskontrollverbänden erhobenen Zahlen jetzt bundesweit zusammen, betont Reents und ergänzt: „Der Handel möchte, dass Betriebe kontinuierlich ihre Schwachstellen bearbeiten. Das erfüllt die betriebliche Eigenkontrolle mit einem Benchmarking ebenfalls.“


QM-Milch hat den QCheck-Report bereits aufgenommen: Das Zusatzmodul QM++ erfüllt die Vorgaben der Stufe 3 der Haltungsformkennzeichnung des Einzelhandels. Betriebe, die QM++ Milch liefern, wird empfohlen, die Tiergesundheit mit den QCheck-Indikatoren bzw. dem Report zu protokollieren.


„Neben QM++ könnten die Ergebnisse zukünftig auch in weiteren Tierwohl- oder Qualitätsmanagementsystemen berücksichtigt werden“, sagt Dr. Reinhard Reents. Bisher seien die Daten und Ergebnisse der Milchkontrolle noch kaum in einem Tierwohllabel oder den Haltungsformstufen berücksichtig.


Indikatoren definiert


QCheck-Report für die Eigenkontrolle


Seit 2014 ist im Tierschutzgesetz vorgeschrieben, dass jeder Milchviehhalter eine betriebliche Eigenkontrolle durchführen muss. Um dafür eine Grundlage zu schaffen, hatte sich 2016 das Projekt QCheck gegründet (top agrar 8/2021, Seite R12 „Tierwohl-Check mit der Milchkontrolle“). Das BMEL hat das Projekt gefördert.


Die Indikatoren wurden interdisziplinär definiert und beurteilt – gemeinsam mit Experten der Agrarwissenschaft und der Veterinärmedizin. Ziel war, die Tierwohlsituation in Milchviehbetrieben zu erheben und zu bewerten. Und zwar mit vorhandenen Daten aus der Milchkontrolle und den Meldedaten in HIT. „Für Milcherzeuger entsteht somit kein zusätzlicher Aufwand“, unterstreicht Dr. Folkert Onken.


Ergebnis ist der QCheck-Report, den die teilnehmenden Betriebe inklusive Benchmark erhalten. Der dient als Grundlage für die Eigenkontrolle. Zusammen mit den Ziel- und Warnwerten sowie einem Vergleich zu anderen Betrieben können die Milcherzeuger die eigenen Kennzahlen bewerten.


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