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Zange, Maßband oder Stock

Kontrolle von Wachstum und Entwicklung weiblicher Jungrinder über die Schätzung der Lebendmasse.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Rinderaufzucht ist ein wesentlicher Kostenfaktor in der Milcherzeugung. Die Vollkosten der Aufzucht betragen 6 bis 9 ct/kg Milch. Mastbedingungen nach dem ersten Halbjahr führen zu Problemen mit der Fruchtbarkeit und der Kalbung. Unterversorgung führt zur Entwicklungsstörungen mit späteren Leistungseinbußen und höheren Kosten wegen verlängerter Aufzucht. Ziel ist die Aufzucht langlebiger und leistungsbereiter Kühe.

 

Damit dies gelingt, muss die Entwicklung der Tiere in den einzelnen Aufzuchtphasen an die Ziele angepasst werden. Für den Erfolg der Jungrinderaufzucht ist daher ein gezieltesControlling (messen und steuern) über die Ermittlung der Lebendmasse (LM) oder über die Bewertung der Körperkondition unverzichtbar. Wer regulierend in das Jungrinderwachstum eingreifen möchte, muss den Wachstumsverlauf der eigenen Herde kennen. Die Entscheidung über die Zuchtbenutzung der Färsen setzt die Kenntnis über deren Entwicklung während der Aufzucht voraus. Der nachfolgende Beitrag berichtet über Möglichkeiten zur Schätzung der Lebendmasse in der Jungrinderaufzucht.

 

In einer aktuellen Auswertung wurde mit Daten aus den Versuchseinrichtungen LAZBW Aulendorf, LfL Grub, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Haus Riswick LWK NRW, Futterkamp LWK SH, FLI Braunschweig sowie Hochschule Neubrandenburg die Lebendmasseentwicklung von Färsen beschrieben. Für Färsen der Rassen Fleckvieh, Holstein und Braunvieh standen Daten von Tieren aus dem Geburtszeitraum 2008 bis 2013 zur Verfügung.

 

 

Es gibt mehrere technische Möglichkeiten für die Lebendmassekontrolle. Neben vollautomatisch arbeitenden Durchlaufwaagen mit Tiererkennung, Plattformen auf Wiegestäben oder Vorderfußwaagen können zur Schätzung der Lebendmasse das Maßband, der Messstock und das Hipometer zum Einsatz kommen. Die höchste Genauigkeit erbringt das Wiegen des Einzeltieres.

Für die Schätzung der Lebendmasse von jungen Holsteinkälbern zwischen 36 und 128 kg kann das Coburn „Holstein Calf Weigh Tape“ mit einem Messfehler von 7 %  verwendet werden. Schließlich gibt es zur Schätzung der Geburtsmasse aus der Messung des Kronsaumumfanges das Maßband Calfscale mit guter Schätzgenauigkeit.

 

Bei Messung des Brustumfangs mit dem Bandmaß ist auf ein korrektes Anliegen an der engsten Stelle hinter der Schulter zu achten. Der Messstock zur Messung der Kreuzbeinhöhe muss senkrecht stehen. Dies ist an der Libelle zu kontrollieren. Ebenso soll das Rind mit allen 4 Füßen auf einem ebenen Untergrund stehen. Das Hipometer zur Messung der Beckenbreite wird auf die Sitzbeine aufgesetzt. Das Hipometer hat den Vorteil, dass es einfach eingesetzt werden kann, wenn die Färsen im Fangfressgitter fixiert sind. Dies gilt eingeschränkt auch für den Messstock. Die Brustumfangsmessung ist ebenfalls am Fressgitter möglich. Zwischen den Tieren ist aber Platz zu schaffen für die Person, welche die Messung durchführt. 

 

Die geringste Investition erfordert das Bandmaß, wohl aber auch den höchsten Arbeitszeitaufwand. Die Schätzgenauigkeit ist mit dieser Methode am höchsten. Auch über die Messung der Kreuzbeinhöhe ist die Schätzung der Lebendmasse von Aufzuchtrindern möglich, vorausgesetzt, die Tiere stehen bei der Messung mit dem Messstock ruhig, gerade und mit allen vier Füßen auf einem ebenen festen Untergrund. Können diese Bedingungen eingehalten werden, ist die Genauigkeit der Schätzung fast vergleichbar mit der durch die Nutzung der Messwerte des Brustumfangs. Die Schätzung der Lebendmasse über Kreuzbeinhöhe oder Beckenbreite wird mit fortschreitender Entwicklung der Tiere ungenauer, weil sich das Skelett langsamer entwickelt als die Lebendmasse. Somit werden die Bestandsgröße, die örtlichen Gegebenheiten der Aufstallung bzw. die Konzentration des Bestandes an einem Haltungsstandort entscheiden, welches System genutzt werden sollte. Bei der Schätzgenauigkeit mit dem Hipometer sind Abstriche zu machen, insbesondere beim Fleckvieh. Für Braunvieh liegen keine Daten mit dem Hipometer vor. 

 

 

 

Abbildung  1:Messung von Brustumfang mit Bandmaß, Kreuzbeinhöhe mit Messstock, und Beckenbreite mit Hipometer oder Messkluppe

 

Für Überblick, Analyse und bildliche Darstellung der Ergebnisse ist es vor allem arbeitswirtschaftlich von Vorteil, wenn die Dokumentation der Maße der Tieremit Hilfe geeigneter Computer-Programme erfolgt.

 

Weil Brustumfang, Kreuzbeinhöhe und Beckenbreite in engem Zusammenhang zur Lebendmasse von Rindern stehen (Abbildung 2), können zur Schätzung der LM aufgrund dieser Parameter spezielle Schätzgleichungen angewendet werden. Sind die zu schätzenden Tiere in ihrer Merkmalsausbildung denen ähnlich, die zur Berechnung der Schätzgleichung dienten, wird eine hohe Übereinstimmung gegeben sein. Die Schätzgleichungen müssen deshalb rassespezifisch sein. Auch spezifische Typausprägungen innerhalb einer Rasse können die Genauigkeit der Schätzung beeinflussen. Es sind verschiedenste Messbänder auf dem Markt. Falls kein Messband bzw. Messstock oder Hipometer mit Lebendmasseskala zur Verfügung steht, kann mit einem Rechenprogramm die Lebendmasse aus den Messdaten kalkuliert werden. Der Messfehler mit dem Maßband liegt ab 300 kg LM bei 20 kg. Die graphischen Darstellungen geben Hinweise auf die Messgenauigkeit.


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Abbildung 2: Zusammenhänge zwischen Lebendmasse und den Körpermaßen Untersuchungen der Autorengruppe

 

Tabelle 1 enthält Orientierungswerte für die Gewichtsentwicklung der Rassen Holstein, Fleckvieh und Braunvieh. Im Alter von 6 Monaten sollen weibliche Rinder rasseabhängig 200 bis 220 kg wiegen, mit einem Jahr 340 bis 370 kg. Die Zuchtreife zur Besamung wird mit 420 bis 450 kg erreicht.


Tab.1: Orientierungswerte für Lebendmasseentwicklung und dazugehörende Körpermaße (in Klammern extrapolierte Werte)


AlterFleckviehHolsteinBraunvieh
LMBUKHHMLMBUKHHMLMBUKH
Monatekgcmcmcmkgcmcmcmkgcmcm
312511399301151091032811510496
62201391133722013811936200127113
123701681274536016613443340153128
185001881365150018814548470172137
2462020314355650207(154)53590187145
26680210146(57)650194148
Zuchtreife4501801334942017613945420165134
LM= Lebendmasse, BU= Brustumfang, KH= Kreuzbeinhöhe, HM= Hipometer (Beckenbreite)

Fazit

Die Kontrolle von Wachstum und Entwicklung weiblicher Jungrinder

ist notwendig, um die Aufzuchtkosten und den Aufzuchterfolg zu optimieren.

 

Ein mögliches Kontrollinstrument stellt die Schätzung der Lebendmasse (LM) dar.

 

Das preiswerteste Hilfsmittel hierfür mit der besten Schätzgenauigkeit ist das Wiegeband für Jungvieh.

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