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Roboter verschwenden 800 € Spülmittel pro Jahr

Lesezeit: 6 Minuten

Viele Melkroboter-Betriebe klagen über hohe Verbräuche von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Was dagegen zu tun ist, zeigt eine Praxiserhebung von Thomas Bonsels und Heino Schmitz vom LLH Hessen.


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Die ersten Praxisergebnisse aus Hessen haben die MelkroboterBranche 2012 aufgeschreckt: Der Verbrauch an Reinigungs- und Desinfektionsmitteln schwankte innerhalb der Fabrikate stark. Besonders dramatisch: Die meisten Anlagen erreichten die nötige Desinfektionsmittel-Konzentration von 500 bis 700 ppm nicht (vgl. top agrar 11/2012).


Die Hersteller und Landwirte hatten somit einen klaren Auftrag: Die Melkroboter-Firmen mussten die technischen Schwachstellen merzen, die Landwirte das Controlling ihrer Anlagen verbessern.


33 Betriebe durchleuchtet:

Doch haben sie das gemacht? Um das zu prüfen, haben wir 2016/2017 erneut 33 Betrieben mit insgesamt 46 Melkboxen untersucht. Vertreten war Lely mit je fünf A3- bzw. A4-Betrieben (bis 2015), DeLaval mit neun VMS-Betrieben (2006 bis 2016), GEA mit sechs MiOneBetrieben (2012 bis 2015), Happel mit fünf Betrieben (2013 bis 2016) und Lemmer-Fullwood mit drei Merlin-Betrieben (2013 bis 2015). Der Erhebungszeitraum betrug im Schnitt ca. sieben Tage.


Je nach Fabrikat sind die Behälter für die Reinigungs- und Desinfektionsmittel innerhalb oder außerhalb der Maschine montiert. Farblich unterschiedliche Schläuche für das jeweilige Mittel sollen ein Verwechseln verhindern.


In der Regel reinigen die Anlagen im Verhältnis 2:1, d.h. zweimal alkalisch und einmal sauer. Die Melkzeugzwischendesinfektion läuft bei DeLaval werksseitig ausschließlich mit Wasser im Backflash. Optional haben in Hessen die meisten Anlagen eine Peressigsäure-Dosierung nachgerüstet. Allerdings erlischt damit nach Angaben des Herstellers die CE-Konformität. Die Anlagen von GEA sind serienmäßig mit einer Peressigsäure-Melkzeugzwischendesinfektion ausgestattet. Lely nutzt zur Desinfektion der Euterreinigungsbürsten das Produkt Astri-L, ebenfalls mit Wasser verdünnt. Die Ergebnisse:


Geld verschenkt.

Meist dosieren zeitgesteuerte Schlauchpumpen die Verbrauchsmittel. Übersicht 1 zeigt die Mengen an alkalischem und saurem Reinigungsmittel je Hauptreinigung.Auffällig sind wieder die großen Spannen innerhalb der Fabrikate. Das kostet Geld. Beispielsweise liegen zwischen dem Soll- und dem Maximalwert bei einem Lely A3 (63 Kühe, Ø 2,7 Melkungen, drei Hauptreinigungen/Tag) knapp 800 € pro Jahr! Die Mehraufwendungen setzen sich zusammen aus 158 € für das alkalische Mittel, 81 € für das saure Mittel und 577 € für die Bürstendesinfektion. Dabei ist nicht berücksichtigt, dass sich bei einer Überdosierung auch die Haltbarkeit der Gummiteile und somit die Wechselintervalle verkürzen.


Die Gründe für die Abweichungen liegen in der Leitungslänge und der betriebsindividuellen Wasserhärte. Aber auch eine fehlerhafte Dosierung wegen unsachgemäßer Kalibration, defekter Schlauchpumpen (Lager) bzw. ausgehärteter Schläuche steigern die Verbräuche.


Gesamtaufwand zu hoch:

Bei der Reinigung der Bürsten ist auch der Gesamtaufwand an fertiger Desinfektionslösung wichtig, die Lely-Anlagen applizieren (Übers. 2). Unabhängig vom Modell wurde bis zu 40% mehr Wasser aufgewendet als geplant. Das steigert den Verbrauch bei der Bürstenreinigung.


Dies trifft auch auf die Anlage von Lemmer-Fullwood zu. Die neue Generation M2erlin verbraucht Ø 528 ml fertige Desinfektionslösung je Bürstenreinigung! Das ist etwa 75% mehr als geplant. Die Applikationszeit lässt sich in den Managementprogrammen einstellen. Dies können Servicemitarbeiter oder der Betriebsleiter selbst machen.


Wie viel alkalisches bzw. saures Reinigungsmittel pro Hauptreinigung dosiert werden soll, lässt sich bei den VMS-Anlagen von DeLaval aus der Systemsoftware entnehmen. Im Durchschnitt lag der Mittelverbrauch mit 370 bis 375 ml je Hauptreinigung um etwa 26% über der im System hinterlegten Menge. Landwirte sollten mit dem Techniker im Managementprogramm die Angabe zur Länge der Milchleitung, bei älteren Anlagen die benötigte Wassermenge für das Vor- und Nachspülen und vor allem die spezifische Dichte des Reinigungsmittels anpassen.


Denn die spezifische Dichte unterscheidet sich zwischen den Mitteln. Das müssen Landwirte bei einem Mittelwechsel beachten – bei allen Anlagen!


Die Lely-Anlagen dosieren in Abhängigkeit von der Länge der zu reinigenden Milchleitung das Reinigungsmittel zu. Nach Werksempfehlung werden bis 70 Meter Leitungslänge 30 Liter, darüber hinaus 45 Liter Wasser mit einer 0,5%-igen Zudosierung an Reinigungsmitteln je Hauptreinigung benötigt. Dies entspricht einem Mittelaufwand von 150 bzw. 225 ml je Hauptreinigung.


Praxisbetriebe überschreiten dies deutlich. Vor allem die A3-Anlagen heben sich hier mit einem spürbar höheren Verbrauch ab (Ø 328 ml „Alkalisch“ und Ø 370 ml „Sauer“). Dies gilt auch für die Anlagen von Lemmer-Fullwood, die einen z.T. extrem hohen Mittelverbrauch von bis zu knapp 1500 ml „Alkalisch“ bzw. 900 ml „Sauer“ aufwiesen.


Sehr konstant zeigt sich wie schon in der Erhebung 2012 der MiOne der Firma GEA mit Ø 267 ml „Alkalisch“ bzw. 284 ml „Sauer“. Die beiden Maximalwerte in der Übersicht beziehen sich auf einen Betrieb mit einer Einzelbox.


Happel hat nach eigenen Angaben die Dosierung für die sauren und alkalischen Reinigungsmittel bei 200 bis 400 ml je Hauptreinigung eingestellt. Diesen großzügig gesetzten „Zielbereich“ erfüllten alle getesteten Anlagen.


Auch die Zudosierung an Peressigsäure zur Melkzeugzwischendesinfektion beziehungsweise Bürstendesinfektion schwankte stark.


Zwischendesinfektion:

Extreme traten hier beim VMS von DeLaval und den Anlagen von Lemmer-Fullwood auf. Sie dosierten mit rund 16 ml etwa die vierfache Menge an Peressigsäure gegenüber den anderen Fabrikaten zu. Hierunter „leiden“ naturgemäß alle Gummiteile, sodass sich die Austauschintervalle verkürzen können.


Im Gegensatz zu anderen Fabrikaten muss der Betriebsleiter bei den GEA-Anlagen die Lösung zur Melkzeugzwischendesinfektion selbst mischen. Das gewünschte Mischungsverhältnis von Reinigungs- oder Desinfektionsmittel und Wasser lässt sich über eine voreingestellte Laufzeit der Schlauchpumpe steuern. Allerdings war die fertige Mischung aufgrund der Flüchtigkeit der Peressigsäure z.T. nicht mehr wirksam.


Eine Kalibration oder Konzentrationsüberprüfung der Reinigungs- und Desinfektionsmittel ist kein Standard beim Regelservice. Deshalb sollten Landwirte die Mitteldosierung regelmäßig selbst prüfen, z.B. mit einer Markierung auf dem Kanister oder dem Ansaugen aus einem Messgefäß. Dazu gehört auch ein regelmäßiger Austausch (mind. jährlich) der Schläuche der Dosierpumpen. Diese härten aus und verengen damit ihren Querschnitt.


Konzentration zu niedrig:

Die Ergebnisse der Konzentrationsüberprüfung der Melkzeug- bzw. Bürstenreinigung sind ernüchternd (Übersicht 3): Die meisten Anlagen erreichen die angestrebte Konzentration nicht. Teststreifen zur Überprüfung der Konzentration hatte kein Betrieb. Die Konzentration der Desinfektionslösung sollte sowohl bei der Melkzeug- als auch der Bürstenreinigung bei 500 bis 700 ppm liegen. Höhere Konzentrationen wie in konventionellen Melkständen lehnen einige Praktiker ab, da die Besuchsfrequenz der Kühe sinke.


Bei den GEA-Anlagen haben wir die Konzentration an der Spülkerze gemessen. Da die Desinfektionslösung zeitgleich mit dem Spülen der Melkbecher zudosiert wird, kommt es hier zu einem Verdünnungseffekt. Dies muss bei der Überprüfung der Konzentration berücksichtigt werden.


Da Desinfektionsmittel wie Peressigsäure nur dort wirken, wo sie hingelangen, ist neben einer regelmäßigen Überprüfung der Konzentration auch die richtige Ausrichtung der Sprühdüsen, die das Reinigungsmittel aufbringen, notwendig. Landwirte sollten unbedingt darauf achten, dass der Bürstenträger in Endstellung fährt und die beiden Abstreifer so eingestellt sind, dass sie überschüssiges Restwasser entfernen.


Die Füllstandskontrolle dieser Mittel sollten Landwirte ebenfalls in die tägliche Routine mit einbinden – ebenso die wöchentliche Überprüfung der Konzentrationen mit Teststreifen. Diese gibt es bei den Melkroboter-Herstellern selbst, den Lieferanten der Reinigungs- und Desinfektionsmittel oder speziellen Anbietern wie z.B. von der Firma Machery-Nagel. Zu beachten ist, dass bei Lely-Anlagen mit Astri-L die Teststreifen „Quantofix-Peroxid 1000“ eingesetzt werden, für Anlagen mit reiner Peressigsäure wie DeLaval, LemmerFullwood oder GEA die Teststreifen „Quantofix-Peressig 2000“.-pl-

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