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Sand aus der Gülle

Lesezeit: 4 Minuten

Der Betrieb Dolby in Nimtofte recycelt den Sand für die Liegeboxen mehrmals.


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Vor 27 Jahren kauften Erik und Anne-Marie Dolby einen Milchviehbetrieb mit Holsteinkühen in Nimtofte im Nordosten Dänemarks und optimierten ihn ständig. Nach unserem Besuch im Oktober haben die Betriebsleiter jedoch aus persönlichen Gründen den Hof abgegeben. Wir haben aber viele spannende Infos mitnehmen können und stellen diese hier vor.


Bereits vor 20 Jahren, lange bevor es modern war, stellten Dolbys die Liegeboxeneinstreu auf Sand um. Vor fünf Jahren begannen sie außerdem den Sand aus der Gülle zu recyceln und erneut als Boxeneinstreu zu nutzen.


Auch bei der Finanzierung des Betriebs ging das Ehepaar einen ungewöhnlichen Weg. Vor sechs Jahren verkauften sie Hof und landwirtschaftliche Flächen an einen Investor, eine Rentenversicherung. Seitdem pachteten sie die Stallungen und Flächen, während die Kuhherde sowie Maschinen und das Futter ihnen gehörten. So hatten sie frisches Kapital, um einen neuen Stall für 550 Holsteinkühe nach ihren Vorstellungen zu bauen.


Durchdachtes Stallsystem


In dem sechsreihigen Stall mit zwei Außenfuttertischen sind zusätzlich zu den melkenden Kühen auch hochtragende Färsen untergebracht sowie der Abkalbebereich und der Melkstand. Hinter dem Melkstand befindet sich ein Selektionsbereich mit Klauenpflegestand. Hier hat der Betriebsleiter selbst einmal wöchentlich 45 Kühe geschnitten.


Für möglichst hohen Kuhkomfort sind die Liegeboxen mit Sand eingestreut. Diesen hat der Betrieb aus der Gülle zurückgewonnen. Dafür war seit fünf Jahren ein Sandwäscher der dänischen Firma Stjernholm auf dem Betrieb im Einsatz. Dieser lief zehn Stunden pro Tag und hatte bereits 25000 t Sand aus der Gülle gewaschen. „Wir wollten die Ressource Sand besser nutzen. Außerdem liefern wir die Gülle aus dem Kuhstall zu einer Biogasanlage. Sie sollte daher so wenig Sand wie möglich enthalten“, erklärte Dolby.


Die wichtigsten Bedingungen, damit das System reibungslos läuft, sind ein sehr feiner Sand mit einer Körnung von 0,12 mm und eine möglichst kurze Pumpstrecke: „Die Recyclinganlage sollte so nah wie möglich am Stall stehen. Bevor die Gülle zu der Anlage geleitet wird, rührt eine Pumpe diese für 15 Minuten auf.“ Als Resultat bleiben nach mehreren Waschvorgängen in der Reinigungsanlage weniger als 1% des Sandes in der Gülle zurück. Durch die Waschvorgänge entstanden dem Betrieb jedoch jährlich 4000 t zusätzliches Abwasser. „Das Wasser können wir gut gebrauchen, da die Gülle in dem überdachten Güllesilo sonst zu dickflüssig wäre“, sagte Erik Dolby.


Auch das genetische Potenzial der Milchvieherde hat zu der überdurchschnittlichen abgelieferten Milchleistung beigetragen. Diese lag 2020 mit dreimaligem Melken bei 12800 kg/Kuh mit 3,8% Fett und 3,5% Eiweiß.


Alle Färsen und die besten Erstkalbskühe besamten Dolbys mit gesextem Sperma. Außerdem setzten sie bei den Färsen rund 150 Embryonen pro Jahr für den Zuchtverband ein und nutzten bei 27% der Kühe Sperma von Angus und Weißblauen Belgiern.


Zwei Tage bei der kuh


Alle Kühe und Färsen stallte der Betrieb acht Tage vor dem Kalbetermin in einen großen Strohstall um. Zur Kalbung kam das Tier in eine von zehn Einzelboxen, die direkt an dem Strohstall liegen. Diese Boxen sind so konzipiert, dass sich Kühe für eventuelle Geburtshilfe leicht fixieren lassen. Außerdem haben sie darin Zugang zu Futter und Wasser. Denn die Kühe blieben nach der Kalbung noch zwei Tage mit ihrem Kalb in der Strohbox. In dieser Zeit werden sie nicht gemolken und das Kalb säuft ausschließlich bei der Mutter. Von diesem ungewöhnlichen System war Erik Dolby überzeugt: „Die Kälber trinken problemlos. Auch die Nachgeburten gehen gut ab und die Kühe haben kaum Probleme mit Milchfieber oder Euterentzündungen.“


Nach dem zweiten Lebenstag kamen die weiblichen Kälber in Einzelboxen. Männliche Tiere sowie Fleischrassekälber blieben bis zum Verkauf in einer Ammenkuhgruppe mit Kühen, deren Milch nicht abgeliefert werden durfte.


Die weiblichen Kälber erhielten in den Einzelboxen über vier Wochen zweimal täglich 4 l Milch. Dabei handelte es sich um pasteurisierte Vollmilch, die beim Melken in einen separaten Tank geleitet wurde.


Nach dem Pasteurisieren kontrollierte ein Mitarbeiter den Trockenmassegehalt der Vollmilch, der bei 14% liegen sollte. Wurde dieser nicht erreicht, ergänzten die Mitarbeiter die Vollmilch mit Milchaustauscher. Außerdem mischte der Betrieb Aktivkohle in die Milch, um Durchfallerkrankungen vorzubeugen. Nach vier Wochen kamen die Kälber in Gruppen und wurden mit acht Lebenswochen abgetränkt.

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