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Sand schlug auf die Stimmung

Lesezeit: 4 Minuten

Im Jahr 2013 zogen die Kühe des Milchhofes Reeßum bei Bremen in einen neuen Stall mit Sand-Liegeboxen ein. Die Einstreu recycelte der Betrieb selbst. Doch ein zweiter Besuch von top agrar zeigt, dass die Begeisterung für das System nur von kurzer Dauer war.


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Bei der Planung des Stalles im Jahr 2012 hat sich die Milchhof Reeßum KG etwas getraut: Angelehnt an ein Vorbild aus Dänemark, sollten die 600 Kühe des Betriebs in Tiefboxen auf Sand liegen.


Die Entmistungseinrichtungen sowie deren Anschluss an die Biogasanlage stimmte der Betrieb komplett auf das Einstreusystem ab: Ein Faltschieber schob Sand und Gülle aus dem Laufgang in den Querkanal. Im Querkanal beförderte eine Güllepumpe das Gemisch durch ein Kunststoffrohr in die Vorgrube. Von der Vorgrube aus ging es weiter in den Sandwäscher und das Trommelsieb, um die Gülle vom Sand zu separieren. Anschließend kam die Gülle in die Biogasanlage, den Sand streute der Betrieb wieder in die Liegeboxen. Hierbei sollte eine 99%ige Rückgewinnung des Sandes den Zukauf minimieren. Die Investition belief sich insgesamt auf rund 87000 €.


Das System überzeugte nicht


„Bereits nach anderthalb Jahren Nutzung haben sich die Nachteile des Systems durchgesetzt“, so Frank Cordes, der den Betrieb mit zwei KG Partnern führt.


Ein Betrag von 11500 € ohne Einberechnung des Arbeitsaufwandes war nötig, um die verschlissene Technik zu erneuern. Die Rückgewinnung durch den Sandwäscher war zudem nicht so effektiv wie erwartet. So konnte der Betrieb nur etwa 75% statt der erwarteten 99% des Sandes wiederverwerten.


Für das damals 17-köpfige Team verursachte das System darüber hinaus zusätzliche Arbeitsbelastungen: „Der Querkanal war häufig verstopft. Die aufwendige Reinigung schlug auf die Stimmung der Mitarbeiter“, erklärt der Betriebsleiter.


Die Schritte zur Umstellung


Ende 2015 hat deshalb ein Gemisch aus Festmist, Stroh und Kalk den Sand endgültig abgelöst. „Die Umstellung des Einstreusystems war nicht schwer“, sagt Cordes. Die Liegeboxen, der Schieber und der Querkanal sind gleichgeblieben. Lediglich den Sandwäscher und das Trommelsieb hat der Landwirt entfernt und für 10000 € weiterverkauft.


Der Betrieb ließ Rillen in den planbefestigten Boden der Laufgänge fräsen, damit die Kühe genug Halt haben. „Tierkomfort und Rutschfestigkeit sind durch Sand optimal. Doch ein abgestimmtes System und die Konzentration auf das Wesentliche sind erfolgreicher als einseitiger Perfektionismus. Das habe ich aus den vergangenen Jahren gelernt“, sagt der Landwirt.


Ein umgebauter Futtermischwagen wirft die Einstreu, wie auch zuvor den Sand, vom Laufgang aus direkt in die Liegeboxen. Alle zwei bis drei Wochen fährt der Betrieb Mist in die Liegeboxen. Zusätzlich streuen die Mitarbeiter zwei- bis dreimal wöchentlich eine Deckschicht aus Stroh mit 10% Kalk nach, um das Material trocken zu halten. „Die vorhersehbaren Arbeiten rund um die Misteinstreu sind uns aber lieber, als ungeplante Verstopfungen von Gülleschacht und -leitungen durch Sand“, so Cordes


Mit Misteinstreu zufrieden


Trotz einer teilweise leicht höheren Zellzahl von 130000 bis 220000 pro ml Milch bei der Misteinstreu im Vergleich zu 150000 bis 170000 Zellen bei Sand, kommt es selten zu klinischen Mastitiden. Denn dem Betrieb ist es zusätzlich zu einer optimalen Boxeneinstreu wichtig, Stress zu vermeiden und die Aktivität und Futteraufnahme zu kontrollieren.


„Für gesundheitliche Kontrollen unserer Herde nutzen wir seit 2019 eine Sensortechnologie. Die tierbezogenen Daten helfen uns präventiv einzugreifen“, sagt Cordes. Deshalb will er auch in Zukunft auf diese Managementhilfe setzen.


Die Herde ist bis heute auf 750 Kühe plus weiblicher Nachzucht gewachsen. Die Milchleistung ist gleichzeitig von 10000 auf durchschnittlich 12900 kg gestiegen. Frank Cordes Ziele für die nächsten zehn Jahre sind, Verbindlichkeiten abzubauen und die Milchleistung weiterhin auf Basis einer guten Tiergesundheit zu halten.


Karolin Skiba


katharina.luetke-holz@topagrar.com

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