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Schritt für Schritt zu gesunden Klauen

Lesezeit: 5 Minuten

Lahmheiten kommen nicht von heute auf morgen. Wichtig ist, sie frühzeitig zu erkennen. Dafür braucht es ein geschultes Auge und eine gründliche Dokumentation.


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Landwirte erkennen und behandeln lahme Tiere oft zu spät. Dadurch leiden die Tiere und dem Tierhalter entstehen hohe finanzielle Verluste. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, lahme Kühe möglichst früh zu erkennen. Ein gutes Hilfsmittel dafür ist die Bewegungsanalyse, bei der man die Tiere gezielt beobachtet.


Je früher, desto besser


Die Bewegungsbeurteilung ist auch unter dem Begriff „Locomotion Scoring“ bekannt. Ein Schulnotensystem (Score 1–5) drückt die verschiedenen Schweregrade der eingeschränkten Bewegung aus. Dabei erhalten Kühe ohne Einschränkungen die Bewegungsnote 1, während die Note 5 für hochgradig lahme Kühe steht (siehe Übersicht 1).


Erste Veränderungen in Tierverhalten, Gangbild und Körperhaltung sind häufig schon in einem frühen Erkrankungsstadium zu beobachten. Eindeutig erkennbare Lahmheiten zeigen sich im weit fortgeschrittenen Stadium. Eine Behandlung ist dann selten erfolgreich und Tiergesundheit und Leistung leiden darunter – ganz abgesehen von der Wirtschaftlichkeit. Ziel sollte es daher sein, die betroffenen Tiere im frühen Erkrankungsstadium aufzufinden und sie so schnell wie möglich im Klauenpflegestand zu untersuchen und fachkundig zu behandeln.


Um die Bewegung von Kühen zu beurteilen ist kein umfangreiches Equipment notwendig – Landwirte brauchen lediglich Zeit und ein Auge fürs Tier.


Note tierindividuell erfassen


Die Beurteilung findet sowohl im Stehen als auch in der Bewegung statt. Dafür bietet es sich an, die Tiere auf einer längeren, geraden und trittsicheren Strecke zu beobachten. Beispielsweise auf dem Weg zum oder nach dem Melken oder auf dem Weidetriebweg. Die Tiere sollten sich dabei ruhig und ohne Stress bewegen, um eine klare Notenzuordnung zu ermöglichen. Wichtig ist: Jedes Tier erhält eine individuelle Note.


Die Beurteilung funktioniert immer nach dem gleichen Schema – standardisiert und objektiv. Können sich Rinderhalter nicht zwischen zwei Noten entscheiden, sollten sie immer die schlechtere nehmen. Eine Beschönigung hilft nicht weiter.


Dran bleiben


Um den Anteil lahmer Kühe im Bestand dauerhaft zu senken, sollten sich Landwirte mindestens alle drei Monate Zeit für die Beurteilung nehmen. Zielvorgabe ist, dass etwa 85% der beurteilten Kühe die Noten 1 und 2 erhalten, weniger als 15% der Kühe sollten mit Note 3 und höher bewertet sein. Während ein erster Beurteilungstermin für einen Überblick des aktuellen Zustands dient, sollte sich der Anteil lahmer Kühe beim zweiten Termin um mindestens 20% verringert haben.


Um das zu erreichen, lautet die Empfehlung, Tiere mit Note 3 und höher zeitnah im Klauenpflegestand zu kontrollieren und zu behandeln. Anschließend sind die Kühe mit der Note 2 dran – vorrangig zum Überprüfen, gegebenenfalls zum Behandeln.


Ideal ist es, wenn zwei Personen die Beurteilung übernehmen. Dann kann sich eine Person auf die Beurteilung und die Notenvergabe konzentrieren, während die zweite Person die Ergebnisse dokumentiert.


Sorgfältige Dokumentation


Aber welche Informationen sollten Landwirte für die Klauengesundheit festhalten?


Neben dem Behandlungsdatum ist es wichtig zu notieren, welche Klauen geschnitten wurden und welche Befunde vorliegen. Dabei können verschiedene Kürzel hilfreich sein (siehe Übersicht 2). Landwirte sollten auch Behandlungsmaßnahmen festhalten, um deren Wirkung später überprüfen zu können.


Die digitale Erfassung der Daten ist dabei von Vorteil. So können Milchkuhhalter anschließend die Klauenpflegedaten auswerten und Entwicklungsverläufe sehen. In Deutschland sind mittlerweile verschiedene Programme erhältlich und auch international sind eine Vielzahl von Produkten auf dem Markt. Bislang sind die erhobenen Daten nur auf Betriebsebene verfügbar.


Milchkuhhalter sollten sie unbedingt für weitere Auswertungen nutzen, denn die Ergebnisse können direkten Einfluss auf entsprechende Managementmaßnahmen haben. Beispielsweise kann das vermehrte Auftreten der Mortellaroschen Krankheit auf mangelnde Hygiene hindeuten. Häufige Sohlengeschwüre lassen auf einen zu großen Abstand zum letzten Klauenpflegetermin schließen. Das sind sogenannte Indikatorkrankheiten.


Um den Überblick zu behalten, sollte das betriebseigene Herdenmanagementprogramm die Klauenpflegedaten direkt übernehmen. Bei manchen Programmen gibt es außerdem Schnittstellen zu Organisationen der Leistungsprüfung und Zucht. So können Landwirte die Daten auch überregional vergleichen. Insbesondere die Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung (vit) und die Mitglieder des Rinderdatenverbundes (RDV) bieten die Möglichkeit, übermittelte Daten standardisiert auszuwerten.


Woher kommts?


Die Dokumentation bringt dabei weitere Vorteile: Allein schon durch die Befunderhebung, also die korrekte Erfassung der vorgefundenen Klauenveränderungen, lassen sich erste Rückschlüsse auf die Ursachen ziehen. Dabei wird zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Klauenkrankheiten unterschieden. Die infektiösen sind abhängig von der Umgebungs- und Fußhygiene und hängen oftmals auch mit dem Liegeboxenmanagement zusammen. Sie sind durch das feuchtwarme Klima im Frühjahr und Herbst begünstigt und brechen in schon vorher betroffenen Herden innerhalb von zwei bis vier Wochen aus.


Nicht-infektiöse Befunde zeigen sich erst sechs Wochen oder einige Monate nach der Entstehung im Hornschuh. Sie geben Rückschlüsse auf z.B. Hitzestress, Überbelegung, Transit-Stress etc. – immer auch abhängig vom Erfassungszeitpunkt, Alter, Laktationstag und -anzahl der betroffenen Tiere.


Für die langfristige und nachhaltige Verbesserung der Klauengesundheit ist neben dem betriebsindividuellen Management die Zucht auf gesunde Klauen wichtig. Klauengesundheitsmerkmale weisen, wie andere Fitness- und Gesundheitsmerkmale, jedoch niedrige Erblichkeiten auf. Das zeigen auch Erfahrungen bei anderen Fitnessmerkmalen, wie z.B. der Nutzungsdauer. Denn es ist möglich, diese Merkmale bei gleichzeitig hohen Zuchtfortschritten für die Milchleistung genetisch zu verbessern. Bei niedrigen Erblichkeiten braucht es jedoch umso mehr phänotypische Daten für die Beschreibung dieser Merkmale. Daher ist es wichtig, dass die Klauenpflegedaten standardisiert und möglichst umfassend für die Zuchtwertschätzung genutzt werden können.


ann-christin.fry@topagrar.com

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