Die Schweizer Milchbranche macht es vor: Mit einem aus den eigenen Reihen entwickelten Nachhaltigkeitsstandard schaffen sie einen Mehrwert und erzielen höhere Preise.
Auch in der Schweiz steigen die Erwartungen der Gesellschaft im Bereich Nachhaltigkeit seit Jahren. Die Milchproduktion soll natürlicher und regionaler werden. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht das Tierwohl.
Aufgrund der gesellschaftlichen Erwartungen entschlossen sich die Schweizer Milchproduzenten (SMP) Anfang 2018 dazu, proaktiv einen neuen Produktionsstandard für nachhaltig erzeugte Milchprodukte ins Leben zu rufen. Ziel ist, eine Antwort auf die steigenden Erwartungen zu geben, die Branche zu stärken und einen Mehrwert für die Schweizer Milchviehbetriebe zu schaffen.
Um einen Mehrerlös zu generieren, mussten die Anforderungen so gewählt sein, dass sie auf der Mehrheit der Betriebe umsetzbar sind. Stand heute erfüllt bereits 80% der Molkereimilch die Anforderungen des Branchenstandards. Sie sind so gewählt, dass nur wenige zusätzliche Kontrollen auf den Betrieben notwendig sind.
3 Rappen pro kg Zuschlag
Die Erzeuger müssen zehn Grundanforderungen erfüllen: Fünf im Bereich Tierwohl, zwei in dem Bereich nachhaltige Fütterung sowie drei weiterführende Anforderungen aus den Bereichen angemessener Antibiotikaeinsatz und Ökologie. Zusätzlich muss der Produzent aus einem Katalog von zehn Zusatzanforderungen zwei weitere Bedingungen erfüllen. Und zwar aus den Bereichen Tierwohl, Behandlung von kranken Tieren, soziale Absicherung der Familienarbeitskräfte, Lehrlingsausbildung, Weiterbildung des Betriebsleiters und seiner Mitarbeiter sowie Durchführung von schulischen Anlässen mit Jugendlichen oder Kindern.
Nur wer alle zehn Grund- sowie zwei Zusatzanforderungen erreicht, ist berechtigt, den Nachhaltigkeitszuschlag von drei Rappen je Kilo (entspricht 3 ct/kg) von seinem Milchabnehmer zu erhalten. Bereits elf der 16 größten Abnehmer von Molkereimilch bezahlen den Zuschlag von 3 Rappen/kg.
Für Glaubwürdigkeit ist eine zuverlässige Datengrundlage notwendig. Die zentrale „Datenbank Milch“ ist im Auftrag der SMP so aufgebaut, dass sie die notwendigen Daten aus den etablierten nationalen, kantonalen und privaten Programmen zusammenziehen kann. Das ist für den Erfolg der Standardumsetzung zentral. Es garantiert, dass die Einzeldaten der Erzeuger geschützt bleiben und ausschließlich für die Administration des Branchenstandards verwendet werden.
Im April 2018 zogen die SMP die Milchindustrie als wichtigsten Partner hinzu. Parallel dazu informierten sie Behörden, ausgewählte Lebensmitteleinzelhändler und weitere Organisationen. Im August 2018 legten die SMP der Branchenorganisation (BO) Milch ihren Vorschlag vor.
Die Interessengruppe Industrie/Handel ist Teil der BO. Sie äußerte den Wunsch, nachhaltige Milchprodukte mit einer Marke auszeichnen zu können. Es entstand die Marke „swissmilk green“. Sie macht die Schweizer Herkunft mit umgesetztem Nachhaltigkeitsstandard im Laden für den Kunden sichtbar. Bereits eineinhalb Jahre nach dem Startschuss durch die Schweizer Milchproduzenten erfolgte die Markteinführung im September 2019.
Der Milch mehr Wert geben
Der Branchenstandard soll mittelfristig flächendeckend für alle Schweizer Molkerei- und Käsereimilch gelten. Er soll die starke Basis für die Differenzierung von Schweizer Milch und Milchprodukten sein. Eine Untersuchung der SMP zeigte, dass die Einführung des Standards im Herbst 2019 zwar zu einer Reihe von Preisaufschlägen im Handel, aber zu keinen spürbaren Absatzverlusten führte.
Aktuell überlegen sich die Schweizer Milchproduzenten und die BO Milch, wie sie den Standard in einer zweiten Phase weiter entwickeln.
Reto Burkhardt, Pierre-André Pittet
Schweizer Milchproduzenten (SMP)
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Die Schweizer Milchbranche macht es vor: Mit einem aus den eigenen Reihen entwickelten Nachhaltigkeitsstandard schaffen sie einen Mehrwert und erzielen höhere Preise.
Auch in der Schweiz steigen die Erwartungen der Gesellschaft im Bereich Nachhaltigkeit seit Jahren. Die Milchproduktion soll natürlicher und regionaler werden. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht das Tierwohl.
Aufgrund der gesellschaftlichen Erwartungen entschlossen sich die Schweizer Milchproduzenten (SMP) Anfang 2018 dazu, proaktiv einen neuen Produktionsstandard für nachhaltig erzeugte Milchprodukte ins Leben zu rufen. Ziel ist, eine Antwort auf die steigenden Erwartungen zu geben, die Branche zu stärken und einen Mehrwert für die Schweizer Milchviehbetriebe zu schaffen.
Um einen Mehrerlös zu generieren, mussten die Anforderungen so gewählt sein, dass sie auf der Mehrheit der Betriebe umsetzbar sind. Stand heute erfüllt bereits 80% der Molkereimilch die Anforderungen des Branchenstandards. Sie sind so gewählt, dass nur wenige zusätzliche Kontrollen auf den Betrieben notwendig sind.
3 Rappen pro kg Zuschlag
Die Erzeuger müssen zehn Grundanforderungen erfüllen: Fünf im Bereich Tierwohl, zwei in dem Bereich nachhaltige Fütterung sowie drei weiterführende Anforderungen aus den Bereichen angemessener Antibiotikaeinsatz und Ökologie. Zusätzlich muss der Produzent aus einem Katalog von zehn Zusatzanforderungen zwei weitere Bedingungen erfüllen. Und zwar aus den Bereichen Tierwohl, Behandlung von kranken Tieren, soziale Absicherung der Familienarbeitskräfte, Lehrlingsausbildung, Weiterbildung des Betriebsleiters und seiner Mitarbeiter sowie Durchführung von schulischen Anlässen mit Jugendlichen oder Kindern.
Nur wer alle zehn Grund- sowie zwei Zusatzanforderungen erreicht, ist berechtigt, den Nachhaltigkeitszuschlag von drei Rappen je Kilo (entspricht 3 ct/kg) von seinem Milchabnehmer zu erhalten. Bereits elf der 16 größten Abnehmer von Molkereimilch bezahlen den Zuschlag von 3 Rappen/kg.
Für Glaubwürdigkeit ist eine zuverlässige Datengrundlage notwendig. Die zentrale „Datenbank Milch“ ist im Auftrag der SMP so aufgebaut, dass sie die notwendigen Daten aus den etablierten nationalen, kantonalen und privaten Programmen zusammenziehen kann. Das ist für den Erfolg der Standardumsetzung zentral. Es garantiert, dass die Einzeldaten der Erzeuger geschützt bleiben und ausschließlich für die Administration des Branchenstandards verwendet werden.
Im April 2018 zogen die SMP die Milchindustrie als wichtigsten Partner hinzu. Parallel dazu informierten sie Behörden, ausgewählte Lebensmitteleinzelhändler und weitere Organisationen. Im August 2018 legten die SMP der Branchenorganisation (BO) Milch ihren Vorschlag vor.
Die Interessengruppe Industrie/Handel ist Teil der BO. Sie äußerte den Wunsch, nachhaltige Milchprodukte mit einer Marke auszeichnen zu können. Es entstand die Marke „swissmilk green“. Sie macht die Schweizer Herkunft mit umgesetztem Nachhaltigkeitsstandard im Laden für den Kunden sichtbar. Bereits eineinhalb Jahre nach dem Startschuss durch die Schweizer Milchproduzenten erfolgte die Markteinführung im September 2019.
Der Milch mehr Wert geben
Der Branchenstandard soll mittelfristig flächendeckend für alle Schweizer Molkerei- und Käsereimilch gelten. Er soll die starke Basis für die Differenzierung von Schweizer Milch und Milchprodukten sein. Eine Untersuchung der SMP zeigte, dass die Einführung des Standards im Herbst 2019 zwar zu einer Reihe von Preisaufschlägen im Handel, aber zu keinen spürbaren Absatzverlusten führte.
Aktuell überlegen sich die Schweizer Milchproduzenten und die BO Milch, wie sie den Standard in einer zweiten Phase weiter entwickeln.