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Selen mit dem Düngerstreuer füttern?

Lesezeit: 5 Minuten

Aktuelle Versuche zeigen: Über die Düngung kann die Selenversorgung von Mutterkühen und neugeborenen Kälbern verbessert werden. Wann ist das sinnvoll?


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Auf vielen Grünlandstandorten in Deutschland herrscht aus Sicht der Fütterung Selenmangel. Das bestätigt eine Untersuchung von Prof. Dr. Harald Laser, FH Soest, mit 83 verschiedenen Grünlandaufwüchsen. Bis auf eine unterschritten alle Proben die für Fleischrinder geforderte Selenkonzentration von 100 µg pro kg Futter-TM. Für Milchkühe sollte der Gehalt sogar bei 200 µg/kg liegen. Grund für die niedrigen Selengehalte der Pflanzen ist die geringe Nachlieferung aus dem Boden sowie der rückläufige Eintrag durch Emissionen.


Selenmangel kann bei Rindern gravierende Folgen haben: Beispielsweise treten vermehrt Wachstums- und Fruchtbarkeitsstörungen, Muskelerkrankungen, allgemeine Lebensschwäche und Kalbeprobleme auf. Zudem erhöht sich das Risiko bakterieller Infektionen, wie z. B. Mastitis. Auch Kälber erkranken bei Selenmangel schneller und stärker.


Deshalb ist eine Ergänzung des Spurenelements in der Fütterung nötig. Bei Milchkühen und Rindern in Stallhaltung ist das relativ einfach über die Zugabe von selenhaltigem Mineralfutter möglich und stellt somit meist kein Problem dar.


Deutlich schwieriger ist die Ergänzung jedoch bei der Weidehaltung von Jungrindern und Mutterkühen. Denn diese werden meist über mehrere Monate nicht zugefüttert. Viele Landwirte setzen deshalb auf Selen-Injektionen bzw. -Boli oder selenhaltige Leckmassen.


Versuch mit Selendüngung


Einen anderen Ansatz haben Grünland-Experte Prof. Dr. Harald Laser und Tierarzt Michael Behrendts gewählt. Am ehemaligen Versuchsbetrieb Rudlos der Uni Gießen haben sie überprüft, ob die Selen-Düngung den Gehalt des Grases und somit auch den Versorgungsstatus der Weidetiere verbessert. Der Standort liegt in einem typischen Selen-Mangelgebiet.


Zum Einsatz kam der granulierte Kalkdünger Dino Selenium (Vereinigte Kreidewerke Dammann). Dieser enthält neben dem schnell verfügbaren Natriumselenat auch das langsam wirkende Ba-riumselenat. Deshalb soll er über die ge-samte Vegetationsperiode wirken und nur einmal im Frühjahr ausgebracht werden. Im Gegensatz dazu enthalten Mehrnährstoffdünger meist Natriumselenat, das sehr gut verfügbar für die Pflanzen ist, aber auch leicht ausgewaschen wird. Daher wirken diese Dünger immer nur für einen Aufwuchs und müssen mehrmals im Jahr ausgebracht werden.


In dem Versuch wurde der selenhaltige Kalkdünger einmalig Mitte April auf Grünland mit einem Schneckenkornstreuer ausgebracht. Die Aufwandmenge lag bei 6 kg/ha, das sind umgerechnet 12 g Selen pro ha. Ein Teil der Fläche wurde im Sommer von elf tragenden Mutterkühen beweidet. Die restliche Fläche wurde geschnitten, siliert und im Winter verfüttert. Zur Kontrolle wurden neun tragende Mutterkühe auf Grünland gehalten, das nicht mit Selen gedüngt wurde. Im Winter erhielten diese Tiere ebenfalls ungedüngtes Futter. Allerdings wurde ihnen ganzjährig eine selenhaltige Leckmasse angeboten. Ergebnisse:


Der Grasbestand der Selen-gedüngten Fläche erreichte zu allen Aufwüchsen die geforderten Selenkonzentrationen für Fleischrinder von 100 µg/kg TM. Bei den ungedüngten Flächen wurde der Mindestbedarf allerdings deutlich unterschritten (Übersicht 1).


Blutproben zeigten, dass alle Mutterkühe auf der Selen-gedüngten Fläche optimal mit Selen versorgt waren. Auf den ungedüngten Flächen waren hingegen 45 % der Kühe leicht und 55 % sogar stark unterversorgt – trotz selenhaltiger Leckmasse (Übersicht 2).


Ähnlich sah der Versorgungsstatus der neugeborenen Kälber aus: Während alle Kälber auf der Selen-gedüngten Fläche optimal versorgt waren, litten auf der ungedüngten Fläche fast 70 % der Kälber an einer leichten oder starken Unterversorgung (Übersicht 2).


Die Ergebnisse zeigen, dass sich über die Düngung die Selenkonzentration des Aufwuchses erhöhen lässt. Für die Tiere ist das Selen sowohl im Sommer (Weide) als auch im Winter (siliertes Gras) gut verfügbar. Selbst neugeborene Kälber werden optimal mit Selen versorgt, auch wenn sie noch gar kein selenhaltiges Futter gefressen haben. Denn das Selen gelangt offenbar vom Mutterleib über die Plazenta und später über die Milch zu den Kälbern.


Ein ähnlich angelegter Versuch der Fachhochschule Weihenstephan mit 16 Milchkühen im Vollweidesystem untermauert diese Hypothese. Hier hat sich der Selengehalt der Milch durch die Düngung auf 19,3 µg/kg Milch mehr als verdreifacht, wie Peter Weindl, Stephan Schneider und Dr. Gerhard Bellof nachweisen konnten. Auf den ungedüngten Flächen schwankte der Selengehalt der Milch hingegen nur zwischen 4,4 und 5,5 µg/kg Milch.


Kontroverse Diskussion


Dennoch stehen viele Fütterungs-Experten der Selen-Düngung zur Versorgung der Weidetiere kritisch gegenüber. Sie plädieren für eine Spurenelementversorgung über schmackhafte Lecksteine. Nur in Ausnahmefällen (Tiere haben extremen Mangel) könne die Düngung sinnvoll sein.


„Richtig ist, dass ungedüngtes Grünland arm an Selen ist. Allerdings ist die gezielte Zufütterung viel zielführender als der Umweg über die Düngung“, sind sich Dr. Martin Pries von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und Dr. Katrin Mahlkow-Nerge von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein einig. Denn der Effekt der Selen-Düngung sei nur schwer kalkulierbar. Zudem seien alle Mineralfutter auf selenarme Grasaufwüchse ausgelegt. Während der Stallfütterung (mit Mineralfutter-Ergänzung) könne es so zu starken Überversorgungen bis hin zu toxischen Reaktionen kommen.


Siegfried Steinberger, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, verweist außerdem auf die schlechte Effizienz: „Insbesondere Selen wird relativ schnell ausgewaschen, somit schwankt die Aufnahme. Deshalb ist die Versorgung über die Düngung zu teuer.“ Weiteres Manko: Für Bio-Betriebe sind die selenhaltigen Dünger nicht zugelassen. P. Liste

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