Die Qualität des Kolostrums lässt sich mit verschiedenen Methoden bestimmen. Zusammen mit einer Herdenmanagerin haben wir sieben Testgeräte in der Praxis eingesetzt.
Kälber kommen ohne ein funktionierendes Immunsystem zur Welt. Erst das Kolostrum schützt das neugeborene Kalb in den kritischen ersten Lebenswochen gegen Krankheitserreger aus der Stallumgebung. Mit dem Kolostrum des Muttertieres nehmen die Kälber durch die Darmwand fertige Antikörper (Immunglobuline) auf. In den ersten Lebensstunden ist die Darmwand noch durchlässig, sodass die Antikörper in die Blutbahn des Kalbes gelangen können und dieses eine passive Immunisierung erhält. Das ist nötig, da die aktive Immunisierung, also die Bildung von Antikörpern durch das eigene Immunsystem des Kalbes, erst nach der ersten Lebenswoche beginnt.
Wie gut die Immunisierung des Kalbes durch das Kolostrum funktioniert, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Zeitpunkt: In den ersten vier Lebensstunden ist die Aufnahme von Immunglobulinen durch die Darmwand maximal. Einige Studien sprechen sogar bereits nach zwei Stunden von einer nachlassenden Durchlässigkeit. Daher sollte das Kalbes nach der Geburt so früh wie möglich Kolostrum erhalten.
Tränkehygiene: Die Zahl der Bakterien beeinflusst den Gehalt an Immunglobulinen im Kolostrum nicht. Trotzdem führt ein geringer Besatz mit Bakterien zu einem höheren Immunglobulingehalt im Blut des Kalbes. Es gilt daher, das Kolostrum möglichst hygienisch zu melken, zu lagern und zu verfüttern. Nur so gewährleisten Sie, dass die Kälber viele Immunglobuline und wenig potenzielle Krankheitserreger über die Milch aufnehmen können.
Menge und Qualität: Die Qualität des Kolostrums wird an dem Gehalt an Immunglobulin G (IgG) in der Milch gemessen, da dieses verglichen mit den anderen Immunglobulinen im Kolostrum den größten Anteil ausmacht. Neben IgG enthält das Kolostrum Vitamine und Mineralstoffe und hat einen höheren Fettgehalt als normale Milch. Der Gehalt an IgG im Kolostrum schwankt abhängig von verschiedenen Faktoren stark. Von gutem Kolostrum spricht man ab einem Gehalt von 50 g/l. Damit ein Kalb gut gegen Krankheitserreger geschützt ist, muss es mindestens 100 g IgG aufnehmen.
Die Qualität messen:
Der Immunglobulingehalt im Kolostrum lässt sich mit verschiedenen Methoden bestimmen:
Auslauftrichter nutzen den Zusammenhang zwischen dem Fließverhalten des Kolostrums und der Qualität. Die Viskosität einer Flüssigkeit ist jedoch temperaturabhängig, deshalb gibt der Hersteller für die Qualitätsbestimmung mit dem ColostroCheck Auslauftrichter eine Kolostrumtemperatur von 30 °C an, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Von gutem Kolostrum spricht man, wenn dieses mindestens 24 Sekunden benötigt, um vollständig durch die Öffnung des Trichters zu laufen (24 Sekunden = 50 g IgG/l).
Kolostrometer (Biestmilchspindeln) nutzen die spezifische Dichte der Flüssigkeit, um Rückschlüsse auf den Gehalt an Immunglobulinen zu ziehen. Je höher die Dichte, umso höher ist auch der Auftrieb. Die Temperatur des Kolostrums beeinflusst ebenfalls die Dichte. Die Hersteller geben daher für die Messung eine optimale Temperatur des Kolostrums von 20 °C an. Das Kolostrum liegt im grünen Bereich der Spindel, wenn es mehr als 50 g IgG/l enthält, im gelben bei 20 bis 50 g/l und im roten bei weniger als 20 g IgG/l.
Optische und digitale Brix Refraktometer messen die Lichtbrechung im Kolostrum. Die Brechung steht in direktem Zusammenhang mit der Trockenmasse des Kolostrums und diese wiederum mit dem Gehalt an Antikörpern. Ein Wert ab 22% Brix entspricht einer guten Kolostrumqualität mit mindestens 50 g IgG/l.
Der Test:
Mit allen genannten Verfahren lässt sich die Kolostrumqualität bestimmen. In einem Praxistest der Geräte wollten wir daher erfahren, welche Geräte sich besonders gut für den täglichen Gebrauch im Stall eignen.
Unsere Testerin Carolin Beering ist Herdenmanagerin auf dem Milchviehbetrieb der Familie Koch in Ostercappeln (Niedersachsen). Über vier Wochen setzte sie die sieben Verfahren in der Praxis ein. Dabei testete sie die Kolostrumproben jeweils mit allen Verfahren, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Ihr Fazit lesen Sie in den Kästen. Kontakt:
katharina.luetke-holz@topagrar.com
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Die Qualität des Kolostrums lässt sich mit verschiedenen Methoden bestimmen. Zusammen mit einer Herdenmanagerin haben wir sieben Testgeräte in der Praxis eingesetzt.
Kälber kommen ohne ein funktionierendes Immunsystem zur Welt. Erst das Kolostrum schützt das neugeborene Kalb in den kritischen ersten Lebenswochen gegen Krankheitserreger aus der Stallumgebung. Mit dem Kolostrum des Muttertieres nehmen die Kälber durch die Darmwand fertige Antikörper (Immunglobuline) auf. In den ersten Lebensstunden ist die Darmwand noch durchlässig, sodass die Antikörper in die Blutbahn des Kalbes gelangen können und dieses eine passive Immunisierung erhält. Das ist nötig, da die aktive Immunisierung, also die Bildung von Antikörpern durch das eigene Immunsystem des Kalbes, erst nach der ersten Lebenswoche beginnt.
Wie gut die Immunisierung des Kalbes durch das Kolostrum funktioniert, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Zeitpunkt: In den ersten vier Lebensstunden ist die Aufnahme von Immunglobulinen durch die Darmwand maximal. Einige Studien sprechen sogar bereits nach zwei Stunden von einer nachlassenden Durchlässigkeit. Daher sollte das Kalbes nach der Geburt so früh wie möglich Kolostrum erhalten.
Tränkehygiene: Die Zahl der Bakterien beeinflusst den Gehalt an Immunglobulinen im Kolostrum nicht. Trotzdem führt ein geringer Besatz mit Bakterien zu einem höheren Immunglobulingehalt im Blut des Kalbes. Es gilt daher, das Kolostrum möglichst hygienisch zu melken, zu lagern und zu verfüttern. Nur so gewährleisten Sie, dass die Kälber viele Immunglobuline und wenig potenzielle Krankheitserreger über die Milch aufnehmen können.
Menge und Qualität: Die Qualität des Kolostrums wird an dem Gehalt an Immunglobulin G (IgG) in der Milch gemessen, da dieses verglichen mit den anderen Immunglobulinen im Kolostrum den größten Anteil ausmacht. Neben IgG enthält das Kolostrum Vitamine und Mineralstoffe und hat einen höheren Fettgehalt als normale Milch. Der Gehalt an IgG im Kolostrum schwankt abhängig von verschiedenen Faktoren stark. Von gutem Kolostrum spricht man ab einem Gehalt von 50 g/l. Damit ein Kalb gut gegen Krankheitserreger geschützt ist, muss es mindestens 100 g IgG aufnehmen.
Die Qualität messen:
Der Immunglobulingehalt im Kolostrum lässt sich mit verschiedenen Methoden bestimmen:
Auslauftrichter nutzen den Zusammenhang zwischen dem Fließverhalten des Kolostrums und der Qualität. Die Viskosität einer Flüssigkeit ist jedoch temperaturabhängig, deshalb gibt der Hersteller für die Qualitätsbestimmung mit dem ColostroCheck Auslauftrichter eine Kolostrumtemperatur von 30 °C an, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Von gutem Kolostrum spricht man, wenn dieses mindestens 24 Sekunden benötigt, um vollständig durch die Öffnung des Trichters zu laufen (24 Sekunden = 50 g IgG/l).
Kolostrometer (Biestmilchspindeln) nutzen die spezifische Dichte der Flüssigkeit, um Rückschlüsse auf den Gehalt an Immunglobulinen zu ziehen. Je höher die Dichte, umso höher ist auch der Auftrieb. Die Temperatur des Kolostrums beeinflusst ebenfalls die Dichte. Die Hersteller geben daher für die Messung eine optimale Temperatur des Kolostrums von 20 °C an. Das Kolostrum liegt im grünen Bereich der Spindel, wenn es mehr als 50 g IgG/l enthält, im gelben bei 20 bis 50 g/l und im roten bei weniger als 20 g IgG/l.
Optische und digitale Brix Refraktometer messen die Lichtbrechung im Kolostrum. Die Brechung steht in direktem Zusammenhang mit der Trockenmasse des Kolostrums und diese wiederum mit dem Gehalt an Antikörpern. Ein Wert ab 22% Brix entspricht einer guten Kolostrumqualität mit mindestens 50 g IgG/l.
Der Test:
Mit allen genannten Verfahren lässt sich die Kolostrumqualität bestimmen. In einem Praxistest der Geräte wollten wir daher erfahren, welche Geräte sich besonders gut für den täglichen Gebrauch im Stall eignen.
Unsere Testerin Carolin Beering ist Herdenmanagerin auf dem Milchviehbetrieb der Familie Koch in Ostercappeln (Niedersachsen). Über vier Wochen setzte sie die sieben Verfahren in der Praxis ein. Dabei testete sie die Kolostrumproben jeweils mit allen Verfahren, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Ihr Fazit lesen Sie in den Kästen. Kontakt: