Die Bovine Spastische Parese (BSP) gilt in der Literatur bislang stets als erblich. Die Doktorandin Victoria Göckmann und Wissenschaftler der Tierärztlichen Fakultät der Uni München zeigen, dass die Annahme zwingend überprüft werden muss.
Bei der Spastischen Parese handelt es sich um eine ein- oder zweiseitige fortschreitende Lähmung der Hintergliedmaßen beim Rind. Sie kommt vereinzelt bei allen Rassen vor. Die Lähmung tritt in einer frühen Form mit bis zu etwa acht Monaten oder einer späten Form mit zwei bis sechs Jahren auf. Das Krankheitsbild zeigt sich beim Aufstehen, Stehen und Laufen. Im Liegen sind erkrankte Tiere unauffällig.
Seit der ersten Beschreibung der Krankheit im Jahr 1922 besteht die Annahme, dass die Krankheit erblich bedingt ist. Zahlreiche Studien beschäftigten sich mit der Krankheit, doch keine stellte die Erblichkeit an sich in Frage. Selbst bei Risikoanpaarungen mit erkrankten Elterntieren wurden keine oder nur wenige erkrankte Kälber geboren. Ebenfalls gegen die Erblichkeit spricht: Beim Einsatz eines Besamungsbullen, der Anlagenträger ist, wäre wie auch bei anderen rezessiv vererbten Erkrankungen, mit einem unmittelbaren Anstieg erkrankter Nachkommen zu rechnen. Seit der Einführung der künstlichen Besamung stieg die Zahl der Erkrankungen jedoch nicht. Folglich dürfte nie ein Anlagenträger Besamungsbulle gewesen sein, was wiederum unwahrscheinlich scheint.
Um die Ursache für das Auftreten von BSP aufzuklären und eine Erblichkeit zu be- oder widerlegen, ist die Zusammenarbeit mit Tierärzten nötig. Sie müssen auftretende Fälle der Erkrankung und deren Form sowie Umweltfaktoren dokumentieren.