Gut, dass die Diskussion über die Lieferbeziehung von Milcherzeuger zu Genossenschaftsmolkerei läuft. Denn die Zeiten haben sich geändert: Die Quote als Anhaltspunkt für die Milchmenge ist weg, der Milchmarkt wird immer globaler und damit hektischer. Da stößt das bisher starre System mit voller Andienungspflicht und voller Abnahmegarantie an seine Grenzen.
Milcherzeuger wünschen sich Preissicherheit, Molkereien Mengensicherheit. Das lässt sich nur erreichen, wenn Milcherzeuger und Molkereien auch über Preise und Mengen sprechen – und vereinbaren. Nur so können beide Seiten profitieren. Der Staat sollte sich dabei besser nicht einmischen.
Klar ist aber, dass es keine Einheitslösung geben wird. Denn viele Milcherzeuger fühlen sich derzeit gut aufgehoben: Sie haben mit der Milchvermarktung nichts am Hut und sie können sich darauf verlassen, dass ihre Molkerei sämtliche Milch abholt. Das ist vor allem für (kleinere) Betriebe in abgelegenen Regionen ein wichtiges Argument.
Anders ist es in Gegenden, wo mehrere Molkereien um Milch buhlen oder für Betriebe, die jeden zweiten Tag einen Tankzug voll melken. Sie können prüfen, welche Molkerei das attraktivste Angebot macht. Es kann ein „Wettbewerb um Liefersysteme“ entstehen, meint auch das ife-Institut.
Milcherzeuger müssen dann genau abwägen, welche Anforderungen sie am besten erfüllen und bei welcher Molkerei sie den höchsten Profit erreichen können. Denn kürzere Lauf- und Kündigungsfristen allein bringen nicht mehr Milchgeld.
Patrick Liste, top agrar