Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Stangenbohnen für Milchkühe

Lesezeit: 4 Minuten

In Deutschland wachsen auf etwa 4000 ha Mais und Stangenbohnen im Mischanbau. Pioniere schätzen die Silage als Futter für Milchkühe. Hat die Bohne Potenzial zur Proteinalternative?


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Auf der Suche nach Proteinalternativen für die Fütterung von Milchkühen rückt auch der gemeinsame Anbau von Mais und Stangenbohnen in den Fokus einiger Milcherzeuger. Der Mischanbau kann aus mehreren Gründen interessant sein: Die Stangenbohnen haben in ihren Blättern und Hülsen einen Proteingehalt von bis zu 23%, damit können sie den Eiweißgehalt in der Silage erhöhen und bei gutem Ertrag sogar alternative Eiweißfuttermittel einsparen. Zudem erhöht die blühende Stangenbohne im Mischanbau im Vergleich zum reinen Maisanbau laut aktuellen Untersuchungen nachweislich die Insektenvielfalt.


Nordrhein-Westfalen fördert den Anbau von Leguminosen in Mischkultur im Rahmen des Anbaus vielfältiger Kulturen. Landwirte erhalten für den Mais-Stangenbohnen-Anbau 90 €/ha förderfähiger Fläche. Für den Mischanbau mit großkörnigen Leguminosen wie der Ackerbohne zahlt das Land 125 €/ha.


Doch zwischen Stangenbohnen und Ackerbohnen besteht ein entscheidender Unterschied. Die Stangenbohne kommt genauso wie die Maispflanze aus Mittelamerika. Dort werden die beiden Arten traditionell gemeinsam angebaut. Mais und Stangenbohne ergänzen sich gut, wenn ihre Anteile in der Mischkultur und die Anbaubedingungen stimmen. Die Ackerbohne ist hingegen im Mischanbau nicht konkurrenzfähig und verkümmert meist im Laufe der Vegetation.


Sorte ist entscheidend


Trotz des höheren Eiweißgehaltes in der Silage hielten sich Saatgutunternehmen mit Fütterungsempfehlungen für Kühe bislang zurück. Denn Bohnen enthalten Phasin, ein für den Menschen giftiger Inhaltsstoff. Um Sorten mit geringem Gehalt des für den Menschen giftigen Proteins zu detektieren, entwickelten Wissenschaftler der TU München einen Schnelltest für Phasin und selektierten phasinarme Stangenbohnensorten, die sich für den Mischanbau mit Mais eignen. Eine davon ist die Sorte WAV612.


Grundsätzlich varriiert der Phasingehalt zwischen einzelnen Bohnensorten stark: In reifen Bohnenkörnern von 26 Sorten stellten die Wissenschaftler Gehalte zwischen 0,16 und 67,4 g Phasin/kg Trockenmasse (TM) fest. Die Hülsen enthalten maßgebliche Mengen Phasin. In den Blättern und Stängeln wiederum befinden sich selbst bei phasinreichen Sorten nur niedrige Gehalte des Stoffs. Eine große Menge Hülsen ist aber wichtig, um einen hohen Proteingehalt sowie hohen Ertrag zu erhalten. Daher ist es empfehlenswert, Sorten anzubauen, deren Körner und grüne Hülsen wenig Phasin enthalten.


Zusätzlich zu einem geringen Phasingehalt müssen Bohnensorten für den Mischanbau mit Mais weitere Eigenschaften mitbringen: Die Korngröße sollte der des Maiskorns ähneln, um beide Kulturen gemeinsam aussäen zu können. Außerdem müssen die Bohnen viel Biomasse bilden und spät abreifen, damit der Ertrag für die Silage passt.


SILIEREN REDUZIERT PHASIN


Praktiker, die bereits Erfahrungen mit Mais-Bohnen-Silage haben, berichten, dass sich das Gemenge sogar besser silieren lässt als reine Maissilage. Denn das Häckselgut lässt sich besser verdichten, es gibt weniger Verluste.


Die hohen Phasingehalte in grünen Hülsen oder trockenen Körnern ließen sich in keiner der untersuchten Mais-Bohnen-Silagen nachweisen. Und das, obwohl diese Silagen phasinreiche Bohnensorten enthielten und Bohnenanteile von 20 bis 30% in der Trockensubstanz (TS). Neben dem Verdünnungseffekt durch den Mais ist also davon auszugehen, dass der Siliervorgang Phasin zu einem gewissen Anteil abbaut.


weiterer ABBAU IM PANSEN


Die Effekte des Phasingehalts auf Wiederkäuer haben Dr. Daniel Brugger und Theresa Hobmaier, Lehrstuhl für Tierernährung der TU München, Freising-Weihenstephan, genauer untersucht. Der Hohenheimer Futterwerttest, der den Abbau im Pansen gut wiedergibt, zeigte, dass das Phasin nach 24 Stunden fast vollständig abgebaut ist. Bei einer angenommenen Futterpassagerate von 6 bis 8% je Stunde baut der Pansen also voraussichtlich 75 bis 78% der ohnehin geringen Mengen Phasin ab. Selbst bei hohen Phasingehalten im Futter könnte also nur höchstens ein Viertel im Darm ankommen.


KEIN PHASIN IN DER MILCH


Zwei Milchviehbetriebe machten im Jahr 2017 den Praxistest mit der phasinreichen Stangenbohnensorte „Anellino Giallo“. Die Feldbestände hatten einen Bohnenanteil von 28%. So hatte die Mischsilage einen Rohproteingehalt von 9% in der TM. In der begleitenden Untersuchung fütterten die Landwirte je nach Ration zwischen 5,3 und 7,5 kg TM der Mais-Bohnen-Silage für mindestens vier bzw. acht Wochen. Die totale Mischration der Betriebe hatte einen durschnittlichen Energiegehalt von 7 MJ NEL je kg TM und einen Gehalt an nutzbarem Rohprotein von 163 g nXP je kg TS.


Im gesamten Untersuchungszeitraum ließ sich Phasin weder im Kot noch in der Milch nachweisen. Zudem blieben die Tiere gesund und ihre Leistung stabil. Dies legt nahe, dass die ohnehin vernachlässigbar niedrigen Phasingehalte im Futter im Pansen weiter reduziert wurden. Es dürfte kaum noch Phasin den Dünndarm erreicht haben.


katharina.luetke-holz@topagrar.com


katharina.luetke-holz@topagrar.com


Dieser Artikel ist zuerst im bioland-Fachmagazin 06/2019 erschienen.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.