Hitzestress, reduziertes Futterangebot oder Transit-phase: Jede Art von physiologischem oder psychischem Stress belastest das Immunsystem von Kühen. Grund dafür ist eine vermehrte Durchlässigkeit bis Entzündung des Darms. Die Folgen sind typische Stoffwechsel-erkrankungen und eine sinkende Michleistung, sagt Prof. Lance Baumgard von der Iowa State Universität (USA). Der Wissenschaftler hat Ursachen und Folgen eines „leaky gut“ (durchlässiger Darm) untersucht.
Der Darm spielt eine entscheidende Rolle im Immunsystem. Gesunde Darmzellen absorbieren Wasser und Nährstoffe, während schädliche Stoffe ausgeschieden werden.
Stress in unterschiedlichster Form beeinflusst diese natürliche Barriere aus Proteinen. Die Darmwand wird durchlässig. Beispiele für Stressfaktoren zeigen Versuche des amerikanischen Forschers: ein reduziertes Futterangebot (unter 40%), Futterentzug (mehr als sechs Stunden) oder künstlich erzeugte Pansenazidose.
Bei einem „leaky gut“ gelangen Bakterien und andere Stoffe durch die Darmwand und in den Blutkreislauf. Das führt zu einer starken Immunreaktion. Diese Immunreaktion kostet Energie: In einem Versuch der Uni Iowa wurde bei Milchkühen eine bakterielle Infektion mit E.coli-Keimen erzeugt. Ein Teil der Gruppe erhielt kontinuierlich Glucose mit einer Infusion. Die Forscher erfassten den Blutzuckerspiegel im Vergleich zu gesunden Tieren. So errechneten sie bei den kranken Tieren einen Mehrverbrauch von 1 kg Glucose innerhalb von zwölf Stunden.
Fazit für die Praxis:
Dieser Energiebedarf des Immunsystems fehlt beispielsweise für die Milchproduktion.Die Lösung liegt laut Prof. Baumgard aber nicht in einer höheren Energiezufuhr. Denn auch pH-Wert-Schwankungen können die Darmfunktion stören und die Symptome verstärken. Deshalb sein Rat auch bei Ketose-Symptomen: Nicht direkt behandeln, sondern auf den Gesamtzustand der Tiere achten.
Sinnvoller sei es, Stress zu vermeiden, um das Immunsystem nicht zu belasten. Beispiele dafür: hohe Futteraufnahmen über den ganzen Tag und ausreichend Wasser-verfügbarkeit, Pansen-Verdauung fördern, Azidosen vorbeugen, Kühlung bei hohen Temperaturen sowie eine optimale Belegdichte.