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Symptome und Bekämpfung

Lesezeit: 5 Minuten

Um Erkrankungen durch C. perfringens zu vermeiden, sind immer verschiedene Maßnahmen nötig.


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Das Bakterium C. perfringens Typ A ist vermutlich zusammen mit Schimmelpilzen für das sogenannte Hemorrhagic Bowel Syndrom (HBS) verantwortlich. Dabei bildet C. perfringens Toxine, welche den Darm angreifen. Es kommt zu starken Darmblutungen, die sich in blutigem Kot und schlechtem Allgemeinbefinden äußern. Häufig verenden Tiere innerhalb von 48 Stunden (top agrar, 2/2012, „Schwere Vergiftung durch Darmbakterien“).


Diese durch C. perfringens ausgelöste schwere Erkrankung ist jedoch vermutlich nur „die Spitze des Eisbergs“, so Dr. Hans-Peter Klindworth vom Rindergesundheitsdienst. Denn die Symptome, wie sie auf dem Betrieb Schmidt vorkamen, beschreiben auch viele andere Tierhalter, bei denen Toxine des Erregers nachgewiesen wurden. Dr. Isabel Thielen von der Universität München befragte 55 Betriebe, die ihren Bestand gegen die Erreger C. botulinum und/oder C. perfringens geimpft hatten: Alle Betriebe sagten, dass sie vor der Impfung gehäufte Abgänge, reduzierte Milchleistung und Festliegen von Kühen beobachteten. Fast die Hälfte der Landwirte beschrieb ihre Tiere außerdem als teilnahmslos und müde.


„Die Ausprägung der Symptome ist abhängig von der Menge und Zusammensetzung der ausgeschütteten Toxine durch die Clostridien“, sagt Dr. Klindworth. Nicht immer kommt es zum HBS. Trotzdem stehen wissenschaftlich fundierte Nachweise aus, die den Zusammenhang zwischen dem vermuteten Erreger und dem Krankheitsgeschehen belegen, so Dr. Thielen 2016 in ihrer Dissertation.


Das liegt auch daran, dass das Bakterium C. perfringens überall in der Umwelt und insbesondere im Boden und im Darm von gesunden Menschen und Tieren vorkommt. Das erschwert die Diagnose, denn ein Nachweis des Erregers ist noch kein Beweis der Erkrankung.


Nachweis schwierig


Daher ist es besonders wichtig, den Erreger mit der richtigen Methode nachzuweisen. „Um die krankmachende Fähigkeit des Bakteriums zu beurteilen, ist es wichtig, das Toxinbildungsvermögen zu prüfen“, so Dr. Martin Metzner, Laborleiter am Ripac-Labor in Potsdam. Das Labor isoliert und bestimmt Bakterien aus Kotproben erkrankter Tiere und schließt aus der Art und Menge des Toxins auf deren krankmachende Wirkung. Nach eigenen Angaben weist es so in seiner Diagnostikabteilung wöchentlich C. perfringens bedingte Toxininfektionen bei Rindern nach. Die Proben kommen von unterschiedlich großen Betrieben aus ganz Deutschland.


Gründe und Prophylaxe


Da die Gründe für die Krankheit vielschichtig sind, ist auch die Vorbeugung bzw. Bekämpfung nie durch nur eine Maßnahme möglich:


  • Kühe mit stabilen Pansen- und Darmverhältnissen sind weniger anfällig. Das Bakterium C. perfringens befindet sich im Darm von über 80% der Kühe. Und obwohl auch eine geringe Menge der Bakterien krankmachend sein kann, erkrankt längst nicht jedes Tier. Die Clostridien können erst in den Vordergrund treten, wenn sich die Zusammensetzung der Mikroorganismen im Pansen oder Darm verändert oder wenn die Darmschleimhaut beschädigt ist. Wichtig ist deshalb, dass die Ration ausgewogen und wiederkäuergerecht ist. Auch die längere Gabe von Antibiotika kann die Darmflora verändern.


Zudem beeinflusst Stress die Verhältnisse im Verdauungstrakt. Dieser führt unter anderem zu verminderter oder ungleichmäßiger Futteraufnahme und schwächt das Immunsystem. Daher treten Erkrankungen durch C. perfringens insbesondere bei Kühen auf, die z.B. durch Kalbung, Hitze oder Überbelegung gestresst sind.


  • Die Silagen sollten hygienisch einwandfrei sein. Denn relativ sicher scheint, dass kontaminiertes Grundfutter im Zusammenhang mit dem massiven Auftreten von C. perfringens steht. So gaben auch in der Umfrage von Dr. Thielen ein Viertel der betroffenen Landwirte an, Grassilage auf Flächen ohne feste Bodenplatte zu lagern und Silage von Flächen zu ernten, die zeitweise überschwemmt wurden.


Diese Erfahrung macht auch Dr. Peter Heimberg vom Rindergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen (NRW): „Meist haben die betroffenen Betriebe Probleme mit der Qualität der Grassilage. So steht offenbar ein hoher Rohaschegehalte in Verbindung mit Erkrankungen durch C. perfringens.“ Dafür spricht auch, dass der Rindergesundheitsdienst in NRW in den vergangenen zwei Jahren mit besonders trockenen Sommern weniger Fälle des HBS feststellte. So sollten insbesondere Risikobetriebe die Futterbergung von zuvor überschwemmtem Grünland oder die Futterkontamination bei feuchteren Erntebedingungen vermeiden.


Ein weiterer Risikofaktor sei die Ausbringung von Biogassubstrat auf Grünland, wenn dieses potenziell clostridienbelaste Rohstoffe wie Hühnerexkremente oder Schlachtabfälle enthält, so Dr. Heimberg. Die Clostridiensporen überdauern auch bei hohen Temperaturen lange in der Umwelt. Wenn also Reste des Substrates auf dem Gras verbleiben, gelangen diese bei der Ernte wieder in die Silage.


  • Eine Impfung gegen C. perfringens stärkt die Abwehr. Das zeigt die Erfahrung von Hermann Kethorn von der Raiffeisen Ems-Vechte: „Als Berater in der Praxis haben wir mit Impfungen richtig gute Erfahrungen gemacht.“ Trotzdem betont Dr. Heimberg, dass eine Impfung der Herde nie die Maßnahmen für stabile Pansen- und Darmverhältnisse und gute Silagen ersetzt. Diese Einschätzungen teilen auch die betroffenen Betriebe in der Untersuchung von Dr. Thiele: Rund 33% der Betriebsleiter, die eine Verbesserung der Bestandsprobleme durch Impfung angegeben hatten, empfanden ein Gesamtkonzept für eine verbesserte Herdengesundheit als genauso wichtig wie eine Impfung. Knapp die Hälfte sah die Clostridienimpfung als ausschlaggebend an.


Es gibt zwei zugelassene Impfstoffe am Markt. Außerdem besteht die Möglichkeit, bestandsspezifische Impfstoffe einzusetzen. Welche Tiere der Herde eine Impfung erhalten, hängt von der Ursache der Problematik und von der Höhe der Clostridienbelastung ab. Davon sei auch abhängig, wie häufig eine Wiederholungsimpfung nötig ist, sagt Dr. Heimberg: „Bei extremer Belastung kann eine Impfung über drei Jahre oder länger nötig sein. Gleichzeitig ist es aber dringend nötig, alle weiteren Risikofaktoren auszuschließen.“

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