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Syrischer Käse aus dem Saarland

Lesezeit: 5 Minuten

Abdul Saymoa vermisste nach seiner Flucht aus Syrien den Käse aus seiner Heimat. Zusammen mit der Landwirtsfamilie Riehm aus Uchtelfangen betreibt er heute die Käserei „Cham Saar“.


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Manchmal ist es ein Zufall, der eine Erfolgsgeschichte zum Laufen bringt. So war es auch bei Abdul Saymoa. Der syrische Flüchtling kam 2015 nach Deutschland. Im Saarland suchte er nach einem Milchviehbetrieb, um Rohmilch zu beziehen. Fündig wurde er in Uchtelfangen auf dem Hof Riehm. Als er mehrmals ca. 30 l Milch gekauft hatte, sprach ihn Betriebsleiter Matthias Riehm an. Saymoa berichtete, dass er aus der Milch traditionellen syrischen Käse herstellte.


Gemeinsame Geschäftsidee


Saymoa brachte Käse zum Probieren vorbei. Nicht nur Matthias Riehm, auch seine Frau Christel, Sohn Matthias und dessen Frau Anna waren begeistert. Die Familie beschloss, Saymoa zu unterstützen. Bisher hatten sie keine Erfahrung in der Direktvermarktung: Matthias und Christel Riehm bewirtschaften den Milchviehbetrieb mit 75 Kühen plus Nachzucht und Ackerbau. Sohn Matthias jun. arbeitet bei einem Lohnunternehmen und Anna bei einem ambulanten Pflegedienst. Dennoch fassten sie den Entschluss mit Abdul Saymoa eine Käserei zu eröffnen.


Christel Riehm erkundigte sich nach rechtlichen Voraussetzungen für die Käserei. Matthias Riehm belegte mit Abdul Saymoa mehrere Lehrgänge zum Käsen. Der 26-jährige übte fleißig Deutsch und bestand mit zähem Lernen den Sachkundelehrgang in der fremden Sprache. Inzwischen leiten Anna und Matthias jun. mit Abdul die Käserei Cham Saar, die im Juli 2018 in Illingen eröffnete. „Der Einstieg war hart, wir haben viel investiert und noch viel mehr Lehrgeld bezahlt“, sagt Abdul Saymoa. „Bis alle Maschinen gekauft und alle Vorschriften erfüllt waren, sind Monate vergangen.“


In den Topf oder aufs Brot


Für die Herstellung seines Käses investierte Saymoa in Geräte aus Deutschland und Italien. Dabei gibt es keine Unterschiede vom syrischen zum deutschen Käse. Das Besondere liegt in der Zubereitung und im Geschmack. Abdul Saymoa produziert in der Käserei vier verschiedene Produkte.


  • Chalali: Weichkäsefäden, vergleichbar mit Mozzarella
  • Baladia: Weichkäsewürfel mit Salz, ähnelt Mischung aus Feta und Halloumi
  • Sourki: Frischkäse mit Kräutern
  • Geklärte Butter zum Anbraten


Alle Käsesorten legen Saymoa und seine beiden syrischen Mitarbeiter frisch in Salzlake ein. Der Salzgehalt sowie der pH-Gehalt unterscheiden sich von heimischen Käsesorten. Der traditionelle syrische Käse enthält mehr Milchsäure. Wegen des Salzgehalts wird empfohlen, das Produkt vor dem Verzehr abzuspülen oder einzulegen. Denn 100 g Käse enthalten 8,8 g Kochsalz.


„Man kann Chalali, Baladia oder Sourki zum Überbacken verwenden, in einer Gemüsepfanne zum Verfeinern, als Käsewürfel oder einfach so aufs Brot oder als Snack“, erklärt Anna Riehm die Vielfalt. Zwar sind türkische und arabische Lebensmittelgeschäfte und Großhändler die Hauptabnehmer. Doch die Zahl deutscher Kunden steigt kontinuierlich. „Abdul war häufig in den Medien präsent, woraufhin die Nachfrage in unserem Onlineshop anstieg – vor allem von deutschen Endverbrauchern“, sagt Anna Riehm.


Im Onlineshop gibt es das 300-g-Glas Chalali in Salzlake für 5,20 €. 300 g Baladia kosten 4,30 € und 450 g Butterfett sind für 7 € erhältlich.


Riesige Nachfrage


Das Interesse an dem syrischen Käse aus Illingen ist groß. „Wir dachten, wir brauchen zwei Jahre, bis wir die gesamte Milch der Riehms verarbeiten können. Aber es dauerte nur zwei Monate“, sagt Saymoa.


Etwa 1000 l Milch pro Tag verarbeitet er. Obwohl mehr Nachfrage da wäre, kann Familie Riehm ihrem Geschäftspartner nicht mehr Milch zur Verfügung stellen. Einen Teil müssen sie noch an ihre Molkerei abgeben. Die Suche nach weiteren Milchlieferanten lief bisher erfolglos. „Wir hätten bereits die Nachfrage für die doppelte Tagesmenge“, bedauert Saymoa. Er ist in Deutschland der einzige Hersteller dieser Spezialitäten und deshalb auch so gefragt. Aus den 1000 l Milch produziert er 180 bis 200 kg Käse pro Tag.


Als im vergangenen Jahr der erste Käse zu vermarkten war, fuhr der Syrer direkt zu diversen türkischen und arabischen Geschäften, um sein Produkt zu bewerben. Schnell wollten auch diverse Großhändler mit ihm zusammenarbeiten. Inzwischen fährt Abdul Saymoa Liefertouren in ganz Deutschland, die Niederlande und nach Österreich. Nach Schweden liefert er seinen Käse mit einer Spedition aus. Auch einige regionale Lebensmitteleinzelhändler bieten den Käse an und weitere Anfragen liegen schon vor. Es bleibt allerdings das Problem mit der fehlenden Milch.


Der Erfolg geht weiter


Den Vertrieb übernimmt Abdul Saymoa fast vollständig selbst. Er hält den Kontakt zu den Händlern und den Geschäften. Auch sein Deutsch ist inzwischen durch die viele Übung richtig gut.


Den Onlineshop betreiben Anna und Matthias Riehm jun. Sie kümmern sich auch um die Verwaltungsarbeit. Auch wenn Riehms neben der Käserei noch in ihren Berufen arbeiten, glauben sie an die Produkte und an Abdul Saymoa. Der ist inzwischen mehr als nur ein Geschäftspartner. Zwischen den Familien hat sich eine Freundschaft entwickelt.


katharina.luetke-holz@topagrar.com


katharina.luetke-holz@topagrar.com


Zuerst erschienen in „Hofdirekt“ von Anja Rose.

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