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…und das Problem löst sich in Wasser auf

Lesezeit: 5 Minuten

Wenige Tränken, schlechte Wasserqualität – Wassermangel löst bei Milchkühen häufig unbemerkt Gesundheitsprobleme aus. Wo hakt es?


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Mehrere Seiten lange Befunde der Futteranalyse und detaillierte Rationsberechnungen gehören wie selbstverständlich zu einem guten Management von Hochleistungskühen. Das Wasser wird aber nur selten untersucht, das Wasserangebot nur grob kalkuliert. Und wenn bei den Kühen Symptome von Wassermangel auftreten, denken Landwirte und Berater zuerst an Fehler bei der Fütterung oder der Haltung. Das zeigt auch dieser Fall aus der Praxis, zu dem wir gerufen wurden:


Ausgangssituation


Ein Milchviehbetrieb hält 500 laktierende Milchkühe in einem neuen Stall. In der Trockenstehperiode und zur Abkalbung stehen sie im alten Stall. Seit dem Umzug der Kühe in den neuen Stall haben die Kalbenden häufig Wehenschwächen und Nachgeburtsverhaltungen. Ihr Kolostrum hat oft minderwertige Qualität. Die neugeborenen Kälber sind krankheitsanfällig. Die Kühe erholen sich in der weiteren Laktation, geben Milch in erwarteter Menge und sind gesund. Da die Ursache unklar war, starteten wir mit einem Betriebsbesuch.


  • Trockensteher- und Anfütterungsgruppe: In der Trockenstehphase und der Vorbereitung zur Kalbung bzw. während der Kalbung laufen die Kühe im alten Stall in Gruppenboxen mit Stroheinstreu für je 25 Tiere. In jeder Gruppe hängen vier kleine Rohrventiltränken an der Wand, die teilweise durch Absperrgitter blockiert sind.


Die Kühe scheinen sehr nervös. Sie sind teilweise etwas übergewichtig. Einige Kühe haben eine erhöhte Körpertemperatur, aber es sind keine weiteren gesundheitlichen Störungen zu erkennen. Die TMR-Fütterung erscheint einwandfrei. Die Haltung ist abgesehen von der Gruppengröße akzeptabel.


  • Melkende Kühe im neuen Stall: Gesundheit, Haltung und Fütterung sind vorbildlich.
  • Kälber bis 14. Lebenstag: Haltung in Iglus. Aktuell sind alle Kälber gesund.
  • MLP: Milchleistung liegt bei 31 kg mit 4,05% Fett, 3,38% Eiweiß und 212000 Zellen. Laut Fütterungskontrollbericht haben 20% der Kühe zu Laktationsbeginn einen Energiemangel und zu Laktationsende einen Energieüberschuss. Die Zwischenkalbezeit ist mit 409 Tagen zu hoch. Vermutlich leiden die Kühe zum Laktationsstart unter Stoffwechsel- bzw. Fruchtbarkeitsproblemen. Die Milchfettkonzentration fällt in den ersten 100 Laktationstagen von 4,58 auf 3,79% Fett. Das lässt Ketoseprobleme nach der Kalbung und im weiteren Verlauf Azidosen vermuten.


Laborbefunde


Wir zogen Blut- und Harnproben, um die Stoffwechsellage von Tieren aus allen Produktionsbereichen zu beurteilen.


In der Gruppe der Trockensteher haben drei von fünf untersuchten Kühen Anzeichen für Wassermangel, der sich in der Konzentrierung des Urins zeigt. In der Anfütterungsgruppe haben vier von zehn Kühen Anzeichen für Wassermangel und eine zu geringe Futteraufnahme. Hinweise auf Azidosen oder Ketosen gibt es nicht. Die Kälber bis 14 Tage haben Anzeichen für Infektionen, Proteinmangel, Blutarmut und Austrocknung.


Die Laborergebnisse bestätigen unsere Beobachtung im Stall: Im Trockensteherbereich besteht durch die kleinen, zum Teil versperrten Rohrventiltränken ein starker Tränkwassermangel. Aus diesen kann die Kuh nicht 5 bis 10 l in Zügen von je einem Liter saufen.


Dadurch sinken Futteraufnahme und Verdauungsleistung. Nervosität, Nachgeburtsverhaltung und sichtbare Austrocknung nach der Kalbung sind weitere Folgen für die Kuh. Durch die Verdauungs- und Stoffwechselstörungen der Trockensteher ist auch die Qualität ihres Kolostrums schlecht. Das wiederum führt zu Gesundheitsproblemen der neugeborenen Kälber.


Erfolge


Der Betrieb sollte dringend Beckentränken mit mind. 10 l Nachlauf in 30 Sekunden installieren. Die Gruppe der abkalbenden Kühe sollte in mind. zwei kleinere Gruppen geteilt werden.


Sechs Monate nachdem der Betrieb Beckentränken in der Vorbereitergruppe einbaute, zeigten sich deutliche Erfolge: Die Laborbefunde der Kühe vor der Kalbung gaben keinen Hinweis mehr auf Wassermangel. Obwohl die Gruppengröße in der Vorbereitungsphase gleich blieb, sind Wehenschwäche und Nachgeburtsverhalten nach der Kalbung kein Problem mehr. Die Kälbergesundheit verbesserte sich bei gleicher Haltung und gleichem Personal deutlich. Die Verluste lebender Kälber in den ersten drei Monaten liegen unter 5%. Im vergangenen Monat starb ein Kalb von 75 lebend geborenen Kälbern. Es gab keine Totgeburt in diesem Monat.


Wasser für die Gesundheit


Der Erfolg im Praxisfall lässt sich mit der Funktion des Wassers für die Fruchtbarkeit und im Stoffwechsel der Kuh erklären. Die Pansenflora der Kuh braucht ausreichend Wasser. Auch während der Trockenstehzeit muss der Pansen optimal weiterlaufen, damit der Organismus genug Nährstoffe hat, um das werdende Kalb zu versorgen. Gleichzeitig benötigt die Kuh diese Nährstoffe, um bereits die Entwicklung des Follikels für das nächste Kalb und die Entwicklung der Milchdrüse für die Milchproduktion nach der Kalbung zu sichern. Die Kuh nimmt in der Trockenstehzeit etwa 50 l Wasser pro Tag auf. Ab 20°C Lufttemperatur aufwärts kann der Wasserbedarf bis auf das Doppelte ansteigen.


Durch die Kalbung entsteht bei der Kuh ein Wasserdefizit. Inzwischen gehört es zum Standard, der Kuh nach der Kalbung warmes Wasser anzubieten. Häufig ist danach aber die Wasseraufnahme der Kühe durch ungeeignete Tränken eingeschränkt. Bei Durst aktiviert der Stoffwechsel der Kuh den „Wassersparmodus“. Das wassersparende antidiuretische Hormon (ADH), das dem Oxytocin chemisch stark ähnelt, besetzt wegen seiner größeren Wirksamkeit die Rezeptoren fürs Oxytocin.


Der Durst lässt daraufhin nach, aber auch die Uteruskontraktion und die Milchabgabe verringern sich. Die Folgen sind Nachgeburtsprobleme und geringere Leistung wodurch die Kuh noch weniger säuft und frisst.


katharina.luetke-holz


@topagrar.com

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