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Viel Licht auch an trüben Wintertagen

Lesezeit: 5 Minuten

Die Kühe von Klaas und Christian Geerdes aus Ostfriesland stehen in Deutschlands erstem Serrestall. top agrar nimmt das neue Konzept zusammen mit Architekt Friedhelm Börger von der Niedersächsischen Landgesellschaft unter die Lupe.


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Das ist doch ein Gewächshaus“, dachte Klaas Geerdes, als er zum ersten Mal von dem Konzept „Serrestall“ mit dem typischen Foliendach des niederländischen Anbieters ID Agro hörte. Der Landwirt aus Bunde bei Leer (Ostfriesland) plante im Jahr 2014 einen neuen Stall. Bei der Suche nach einem Konzept stieß er mit seinem Sohn Christian auf den „Serrestall“. Serre ist französisch und bedeutet „Wintergarten“. ID Agro baut die Ställe seit 16 Jahren, in den Niederlanden gibt es bereits 250 davon. In Deutschland dagegen gab es das Konzept noch nicht. „Wir waren erst skeptisch. Aber als wir den ersten Stall besichtigt hatten, waren wir vor allem von der Helligkeit und der Luftqualität angetan. Darum entschieden wir uns dafür“, sagt Geerdes.


Bei dem Konzept liefert der Hersteller den Oberbau. Der Landwirt dagegen wählt Grundriss, Aufstallung und Melktechnik und lässt die Bodenplatte einschließlich Güllekeller erstellen. Geerdes Stall ist innen als Sechsreiher mit zwei außen liegenden Futtertischen konzipiert (siehe Grundriss auf S. R31). Unter den Laufgängen befindet sich der insgesamt 4000 m3 fassende Güllekeller.


Dachkonstruktion:

Das Besondere an dem Stall ist das sogenannte Tonnendach, das aus fünf Bögen besteht. Es ist bespannt mit einer dunklen Membran, die nur ca. 20% des anfallenden Sonnenlichts durchlässt. Der Hersteller verspricht eine Helligkeit von bis zu 15000 Lux, selbst bei starker Bewölkung sollen 1000 Lux möglich sein. ID Agro gibt auf das Foliendach acht Jahre Garantie.


Zwischen jedem Bogen verläuft eine Dachrinne, die nicht nur das Regenwasser abführt, sondern auch als statisches Element mit in das Tragsystem integriert ist. Im Bereich dieser Tonnendachkehlen ist das Dach laut Bauherr begehbar, um beispielsweise Verunreinigungen entfernen zu können. „Wir haben jetzt rechts und links eine Traufenhöhe von 5,50 m, was bei einem Pultdach anders gewesen wäre“, nennt Geerdes einen weiteren Vorteil. Die hohen Traufen sollen eine gute Querlüftung gewährleisten. Wegen der mehrteiligen Tonnendächer ist die Gesamthöhe der Stallanlage deutlich niedriger als bei gewöhnlichen Rinderställen.


Melktechnik:

An der Westseite des Stalles sind drei Melkroboterboxen in-stalliert. Die Kühe müssen auf dem Weg zum Roboter erst durch den Klauenwaschstand, wo die Klauen sensorgesteuert mit Wasser und später mit Desinfektionsmittel besprüht werden.


Die Milch fließt in einen 12000 Liter-Tank und wird über einen Platten-kühler vorgekühlt. Die Wärme nutzt Geerdes zum Anwärmen des Tränkewassers.


Direkt neben den Roboterboxen ist das Stallbüro untergebracht. Es ist 60 cm erhöht und besitzt eine Fensterreihe zum Stall, aber auch zum Melkroboter. Hier steht auch der Betriebscomputer. Vom Schreibtisch aus können die Landwirte die Herde beobachten.


Alle mit der Melktechnik verbundenen Aggregate im Stall sind frequenzgesteuert – auch die Lampen. Die 40 LED-Röhren im Stall werden über ein Lichtprogramm gesteuert. Das meiste Licht kommt aber über das Dach.


Liegeboxen:

Familie Geerdes hat sich für Hochboxen entschieden. Die Kuh-matratzen sind mit Schaumstoff und Granulat gefüllt. „Wir haben kein eigenes Stroh im Betrieb, daher haben wir uns für ein System entschieden, bei dem wir wenig einstreuen müssen“, erklärt Geerdes. Die Matratzen werden einmal am Tag mit einer dünnen Schicht Strohmehl eingestreut. Pro Tag benötigt der Betrieb 20 kg.


Kuhkomfort:

Rechts und links vom Melkroboter ist jeweils eine Strohbox eingerichtet. Nur im Bereich der Strohboxen gibt es Sicherheitsfressgitter. „Wir wollten diese eigentlich über die ganze Länge des Futterganges einsetzen, aber haben für das Geld stattdessen einen Klauenwaschstand installiert“, erklärt Gerdes. Denn nur so konnten sie in dem Kostenrahmen bleiben, den sie sich wegen des niedrigen Milchpreises gesteckt hatten.


Grund für die Waschanlage sind Probleme mit Mortellaro in der Herde. Das regelmäßige Waschen und Desinfizieren soll die Ausbreitung eindämmen. Die Futtertische sind durch ein einfaches Querrohr vom Stall abgetrennt.


Alle Spalten im Stall sind mit einer Oberflächenstruktur versehen. Das soll die Rutschfestigkeit erhöhen. Im Wartebereich hat sich Geerdes für Spalten mit Gummieinlage entschieden.


Erste Erfahrungen:

Die Landwirte haben den Stall für knapp unter 7000 € pro Kuhplatz bauen können (netto für den kompletten Stall inklusive Stalleinrichtung und Melktechnik, ohne Außenbefestigung). Allerdings haben sie rund 400 Stunden Eigenleistung eingebracht.


Die eigene Herde und Tiere von einem aufgegebenen Betrieb haben sie Ende Oktober aufgestallt. Nach vier Wochen liegt zwar noch keine ausführliche Erfahrung vor. „Aber wir sind begeistert, dass es selbst im November so hell im Stall ist“, stellt Geerdes fest. Noch müssen viele Tiere zum Melkbereich getrieben werden, was aber nicht am neuen Stall, sondern am noch ungewohnten Melkroboter liegt. Den Klauenwaschstand nehmen sie dagegen gut an. Vater und Sohn sind überzeugt, dass sie mit dem Serrestall einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit gemacht haben. Hinrich Neumann

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