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Viel tun für gute Qualität

Lesezeit: 5 Minuten

Bullenmäster Claus Berlet aus Hessen erzielt mit Gras in der Ration hohe Zunahmen.


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Claus Berlet aus Schenklengsfeld in Hessen mästet seine Bullen schon immer mit Gras. „Auch mein Vater setzte schon Ende der 80er-Jahre Gras in der Ration ein. Das ergibt sich einfach aus dem Standort“, sagt Berlet.


Die Flächen des Bullenmastbetriebs liegen im Mittel auf 420 m üNN. Die Ackerflächen auf dem sandigen Standort haben zwischen 28 und 45 Bodenpunkten, Maisanbau ist nur mit schwächeren Erträgen möglich. Insgesamt bewirtschaftet der Landwirt 80 ha Ackerland, davon sind 30 ha Mais, außerdem Wintergerste, -weizen und -roggen und 25 ha absolutes Dauergrünland.


Grassilage ab 100. Tag:

Berlet kauft Braunviehkälber im Alter von drei bis sechs Wochen mit einem Gewicht von 65 bis 80 kg aus dem Allgäu. Im Bullenstall steht zu 80% Braunvieh. „Das ist für mich die wirtschaftlichste Rasse, weil man Braunviehkälber günstiger zukaufen kann als Fleckvieh“, sagt Berlet. Im Kälberstall, den er im Rein-Raus-Verfahren betreibt, kann er 100 Kälber in zwei Gruppen auf Stroh unterbringen. Dort erhalten sie Milch am Automaten und eine Trocken-TMR. Von 350 zugekauften Kälbern im Jahr verkauft der Landwirt 150 als Fresser weiter, alle übrigen mästet er selbst.


Ab dem 100. Tag im Betrieb erhalten die Kälber bereits 1 kg Grassilage in der TMR. Mit 300 kg Lebendgewicht wechseln die Bullen in einen 2011 erbauten Stall mit 200 Plätzen. Bis 450 kg Lebendgewicht stehen sie in 10er-Buchten, die zur Hälfte mit Gummimatten ausgelegt sind und haben 2,5 m2 Platz pro Tier. Danach hält Berlet sie bis zur Schlachtreife in Buchten zu jeweils acht Tieren. Diese sind vollständig mit Gummi ausgelegt und jeder Bulle hat 3 m2 Platz.


Nur gute Qualitäten:

Den Anteil der Grassilage in der Ration erhöht Berlet bis zur Endmast. In der Vormast erhalten die Bullen 10%, in der Mittelmast 20 und in der Endmast 30 bis 40% Grassilageanteil am Grundfutter (Übersicht). Das Kraftfutter mischt der Betriebsleiter selbst in einer Mahl- und Mischanlage. Derzeit besteht es aus Gerste, Mineralfutter mit Lebendhefen und Seealgenkalk als Pansenpuffer. Als weitere Proteinquelle setzt Berlet je nach Preiswürdigkeit Raps- und Sojaschrot ein.


Seit fünf Jahren wickelt der Landwirt die Grassilage in Siloballen. „Dabei habe ich die geringsten Verluste“, sagt er. Auch stärker angewelktes Gras siliert in den Ballen sicher. Sein Ziel ist ein Trockensubstanzgehalt von 35%, 6,5 MJ NEL und maximal 18% Rohprotein. Berlet setzt bei jedem Schnitt Milchsäurebakterien ein. Davon verspricht er sich eine gleichmäßigere Silierung über alle Ballen eines Schnittes. Zudem sei er durch die Silierung in Ballen flexibler bei der Lagerung und Fütterung. Und es komme bei geringen Einsatzmengen nicht zur Nacherwärmung und brauche keine separate Technik zur Entnahme. Unterschiedliche Qualitäten der Ballen gleicht Berlet aus, indem er mehrere Schnitte gleichzeitig füttert. Die jüngsten Bullen erhalten fast das ganze Jahr über den ersten Schnitt.


Abgesehen von einem Wickelgerät ist der Betrieb eigenmechanisiert. Auch eine Ballenpresse hat Berlet angeschafft. Mit seiner Mähkombination schneidet er für zwei Milchviehbetriebe rund 250 ha Gras, dafür helfen die Kollegen ihm bei der Bergung der Ballen. „Mein Anspruch ist, dass alles in 24 Stunden erledigt ist, vom Mähen bis zum Stapeln der Siloballen am Lagerplatz“, sagt Berlet.


„Der Aufwand in der Außenwirtschaft ist mit vier Schnitten natürlich größer als einmal Mais einzufahren“, sagt er. Zu dem Mehraufwand der Ernten kommt die Pflege des Grünlands. Je nach Witterung bringt der Landwirt zwei- bis dreimal pro Jahr Gülle mit Schleppschläuchen aus. Die N-Düngung ergänzt er mit schwefelhaltigem Mineraldünger. Jährlich striegelt Berlet die Flächen und sät dabei Gras mit 10 bis 15 kg/ha nach.


Nicht ohne Mischwagen:

Wer Grassilage in der Ration einsetzt, braucht einen Futtermischwagen. Nur darin lösen sich die Ballen gut auf. „Die Bullen können die Mischration mit hohem Grasanteil stärker sortieren als reine Maisrationen“, sagt Berlet. So muss er das Futter auch häufiger nachschieben. Außerdem gibt er beim Mischen Wasser in die Ration. Die Menge passt er je nach Trockensubstanzgehalt der Ration und Selektierverhalten der Bullen an.


Grassilage ist gegenüber Mais ein teureres Futter: Man erntet weniger Ertrag beziehungsweise umsetzbare Energie vom Hektar. Und schlechtere Qualitäten müssen energetisch aufgewertet werden, was bei hohen Getreidepreisen ein Nachteil sein kann.


Für den Standort genau richtig:

Für den Bullenmäster ist der Einsatz von Grassilage auf seinem Standort trotzdem Pflicht: „Ich ernte zumindest einen Teil des Grundfutters nicht vom Ackerland.“ Grünland könne er günstiger pachten. Getreide, das er dafür auf dem Acker produziert, kann er verkaufen oder muss weniger Kraftfutter zukaufen. Außerdem sei Gras bei entsprechender Qualität eine gute Proteinquelle bzw. Sojaersatz. „Wenn die GVO-freie Fütterung auch in der Mast ankommt, sind wir gut aufgestellt“, sagt Berlet. Gleiches gilt für Vorgaben wie die neue Düngeverordnung: „Auf Grünland habe ich durch die mehrfache Ernte höhere N-Entzüge.“ Außerdem zeigten trockene Jahre wie dieses, dass es gut ist, das Risiko für Ernteausfälle auf verschiedene Kulturen zu verteilen.


Die Bullen erreichten im Schnitt der letzten fünf Jahre Zunahmen von gut 1200 g ab 70-kg-Kalb. Die Ausschlachtung liegt im Schnitt bei etwa 55,5% und das Schlachtgewicht bei 420 kg. Inzwischen erreicht der Betrieb bei 80% der Schlachtbullen eine Klassifizierung in R, 5% sind sogar U-Bullen.


Das einzige Problem ist, dass durch die Fütterung mit Grassilage bei etwa 30% der verkauften Bullen das Fett gelblich gefärbt ist. Das monieren teilweise die Schlachtstätten im Süden. Bislang führte es aber nicht zu Abzügen. „Das wäre auch nicht richtig“, sagt Berlet, „der Geschmack ist dadurch nicht beeinträchtigt und das Fettsäuremuster ist sogar günstiger für den menschlichen Verzehr.“

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