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Vier Kälber-Böden im Praxistest

Lesezeit: 6 Minuten

Die Politik will die Kriterien für Böden in der Kälberaufzucht und -mast verschärfen. Prof. Dr. Martin Ziron von der FH Soest hat vier Systeme verglichen.


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Obwohl schon über ein Jahr vergangen ist, sitzt der Schreck vielen Kälbermästern noch in den Knochen: In einem Schreiben hatten die Veterinäramter in Nordrhein-Westfalen sie aufgefordert, in nur sechs Wochen ein Konzept zur Umgestaltung der Böden vorzulegen. Ansonsten drohe die Schließung des Betriebes und eine Kürzung der Prämien. Grund sei die mangelnde Rutsch- und Trittsicherheit der praxisüblichen Bongossi-Holzspalten.


Nach heftigem Protest haben sich die Kälbermäster mit dem Landwirtschaftsministerium NRW auf einen Kompromiss geeinigt (ausreichend Raufutter; Antirutschleisten). Fest steht jedoch, dass das Ministerium über kurz oder lang die Anforderungen an die Böden ändern wird. Betroffen wären nicht nur Kälbermäster, sondern auch Aufzuchtbetriebe für Kälber und Fresser. Und zwar bundesweit. Denn rechtlich greift die Tierschutznutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV).


Aktuell zugelassen sind perforierte Böden mit Spaltenmaßen von 2,5 cm und elastisch ummantelten Balken. Zudem sind Balken mit elastischen Auflagen mit höchstens 3 cm Spaltenbreite bei Auftrittsbreiten von 8 cm erlaubt. Rostböden sind in der Verordnung nicht berücksichtigt. Für Neubauten gibt es regionale Unterschiede. Die Veterinärbehörden bevorzugen elastische Oberflächen.


Vier Böden im Test:

Um zu klären, welchen Einfluss die Bodengestaltung auf die Sauberkeit des Bodens und der Kälber sowie das Liege- und Aktivitätsverhalten der Tiere hat, haben der Bundesverband der Kälbermäster, die Landwirtschaftskammer NRW und die Fachhochschule Südwestfalen in Soest eine Untersuchung gestartet. Auf einem Praxisbetrieb wurden vier unterschiedliche Varianten zeitgleich verglichen: Bongossi-Holzspalten, elastisch ummantelte Spalten (ICE), Kunststoff-Rostböden (MIK) und eine Gummiauflage (Kraiburg) auf Spalten.


Wie in der Kälbermast üblich, wurden die Tiere mit 14 Tagen eingestallt und bis zur neunten Lebenswoche in Einzelboxen gehalten. Danach erfolgte die Gruppenhaltung mit je sechs Tieren bis zum Mast-ende (26 Wochen). Alle Tiere wurden täglich bonitiert. Unterteilt wurde in die Kategorien sauber, leicht verschmutzt und stark verschmutzt. Zusätzlich wurde das Liege- und Aktivitätsverhalten erfasst.


Die Ergebnisse:

Die Studie zeigt, dass alle vier Varianten die Bedingungen für eine tiergerechte Haltung erfüllen. Doch gibt es Unterschiede (Übersicht, S. R 30).


  • Sauberkeit der Böden: Der Kunststoff-Rostboden (MIK) und die Bongossi-Holzspalten waren am saubersten. Bei den Einzelboxen entfielen etwa 80 % der Bonituren auf die Note 1 (sehr sauber). Die ummantelten Spalten (ICE) und die Gummiauflagen waren im Schnitt deutlich schmutziger (ca. 50 % Note 1).


Das liegt am unterschiedlichen Perforationsgrad: Beim ICE-Boden ist die Auftrittsbreite mit 12 cm deutlich größer als bei den anderen Varianten. Die Gummimatten mit 3 cm Spaltenweite lagen auf Bongossi-Holzspalten mit 2,5 cm breiten Spalten. Dadurch wurde der Kot nicht optimal durchgetreten.


  • Sauberkeit der Kälber: Erwartungsgemäß hatten die MIK-Böden und die Bongossi-Holzspalten den höchsten Anteil sauberer Kälber (über 90 % Note 1). Der ICE-Boden hatte vermehrt leicht verschmutzte Kälber (18 % Note 2).


Dies liegt an der breiten Auftrittsfläche (12 cm). Kotreste haben einen längeren Weg, bis sie zu den Spalten gelangen. Durch die Wölbung fließt Urin gut ab und der Boden kann schneller trocknen.


  • Liegedauer: Die Gesamtliegedauer der Tiere lag zwischen 17 und 19 Stunden (71 bis 81 % eines Tages). Das entspricht den Anforderungen für Kälber dieser Altersstufe. Die höchste Liegedauer erreichte mit 19,4 Stunden das MIK-System, gefolgt von den Gummimatten mit 18,5 Stunden. Die Kälber auf den Systemen Bongossi und ICE lagen zwischen zwei und eineinhalb Stunden weniger.
  • Abliegen/Aufstehen: Neben der Gesamtliegedauer ist wichtig, wie häufig sich die Tiere hinlegen und aufstehen. Hierbei spielt die Trittsicherheit des Bodens eine entscheidende Rolle. Haben die Tiere einen festen Stand, ist die Gefahr des Ausrutschens gering und sie stehen öfter auf, beispielsweise zum Saufen. Sind die Böden hingegen glatt, verzögern sie das Aufstehen.


Auf beiden elastischen Varianten (Gummiboden und ICE) legten sich die Kälber häufiger hin und wiesen im Durchschnitt über 30 Minuten kürzere Liegeperioden auf. Auf dem MIK- und Bongossi-Boden haben die Kälber insgesamt länger gelegen und sind seltener aufgestanden. Das zeigt, dass das Abliegen den Tieren hier Probleme bereitet.


  • Trittsicherheit: Über das Aktivitätsverhalten der Kälber wurde die Trittsicherheit bei sauberem und bei stark verschmutztem Boden ermittelt.


Im Vergleich zu den anderen Systemen verhielten sich die Kälber auf dem sauberen ICE-Boden relativ ruhig. Dennoch war die Anzahl der beobachteten Ausrutscher verhältnismäßig hoch. Bei jedem dritten Spielen rutschten sie aus (Verhältnis Ausrutschen zu Spielen: 1 : 3). Das lässt vermuten, dass sich die Tiere auf dem Boden unsicher fühlten.


Probleme bei dreckigen Böden:

Auf dem Bongossi-Boden (sauber) lag das Verhältnis zwischen Ausrutschen und spielerischen Aktivitäten bei ca. 2 : 1, was sehr schlecht ist. Die Tiere rutschten doppelt so häufig aus, als sie spielten.


Bei dem sauberen Gummiboden kamen die Kälber bei etwas weniger als der Hälfte ihrer spielerischen Aktivitäten ins Rutschen. Auf dem MIK-System (sauber) waren die Tiere am aktivsten und rutschten gleichzeitig am seltensten aus (Verhältnis Ausrutschen zu Spielen: 1 : 9,25). Hier scheinen die Tiere am wenigsten in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu sein.


Ist der Boden verschmutzt, waren die Kälber auf den Bongossi-, MIK- und ICE-Systemen kaum aktiv. Dennoch rutschten sie häufig aus. Nur der Gummiboden scheint den Kälbern auch bei verschmutztem Untergrund noch genügend „grip“ zu bieten. Die Anzahl an spielerischen Aktivitäten hat sich hier noch erhöht, ohne dass die Kälber häufiger ausrutschten.


Tipps für die Praxis:

In der Studie fiel der Einfluss der Fütterung (Flüssigkomponente) auf die Buchtensauberkeit auf. Wenn die Tiere vermehrt Kot ausscheiden (mehr Flüssigkomponente), sind alle Bodensysteme stark verschmutzt. Hier ist das Management des Betriebsleiters gefragt. Aber auch die Hersteller sind in der Pflicht. Zum Teil müssen sie noch Verbesserungen nachholen.


Beim ICE-Boden (ummantelte Spalten) verschmutzen die Kälber stark und rutschen oft aus. Eine neue Variante mit einer Auftrittsbreite von nur 10 statt 12 cm soll die Trittsicherheit verbessern.


Bei Gummimatten gibt es jetzt Varianten, die einen höheren Perforationsgrad haben. Zudem werden die Schlitze in den Matten an die Unterkonstruktion angepasst, damit der Boden sauberer bleibt. In Neubauten muss darauf geachtet werden, dass bei Gummiauflagen die Unterkonstruktion gleich große oder größere Spaltenmaße aufweist. Durch die Stege bei der Anfertigung der Schlitze darf es nicht zur Brückenbildung (Kot) kommen.


Der MIK Kunststoff-Rostboden fällt positiv durch die hohe Sauberkeit auf. Den Tieren bietet er durch die vorhandenen Mulden selbst im verschmutzten Zustand ausreichend Trittsicherheit.


Der Bongossi-Boden ist relativ sauber, hat aber Defizite im Tierverhalten. Die Kälber rutschen oft aus.

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