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Vier Melkstände im Praxis-Test

Lesezeit: 7 Minuten

Side-by-Side-Melkstände sind gefragt. Doch wie steht es um den Arbeitskomfort? top agrar hat vier Fabrikate in der Praxis getestet.


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Nach der Fischgräte ist der Side-by-Side- bzw. Parallel-Melkstand die gefragteste konventionelle Melktechnik. Die Kühe stehen nebeneinander, also Seite an Seite. Der Melker setzt die Melkzeuge von hinten durch die Beine an. Das verspricht kurze Arbeitswege und einen hohen Durchsatz.


Doch wie komfortabel ist das Melken für Mensch und Tier? Das wollten wir wissen und haben in vier Fabrikaten jeweils eine Melkzeit mitgemolken:


  • Dairymaster, 2x12
  • DeLaval, 2x24
  • GEA, 2x16
  • Lemmer-Fullwood, 2x12


Auch Boumatic, Happel oder SAC haben Side-by-Side-Melkstände im Angebot. Um unsere Ergebnisse übersichtlich darstellen zu können, haben wir uns auf vier Fabrikate beschränkt.


Die Hersteller hatten uns jeweils einen Testbetrieb genannt. Alle Betriebsleiter haben in den letzten zwei Jahren neu gebaut und die Technik installiert. Sie melken zwischen 80 und 550 Kühen.


Die Funktionsfähigkeit der Anlagen haben wir nicht geprüft. Allerdings haben wir uns von allen Anlagen die Abnahmeprotokolle zeigen lassen. Hier gab es nichts zu beanstanden.


Diese Kriterien standen bei unserem Test im Fokus:


  • Standgerüst
  • Ein- und Austrieb
  • Vorarbeiten
  • Melken
  • Nacharbeiten


Gleich- und Wechseltakt:

Schon beim ersten Blick in die Melkstände fällt ein eklatanter Unterschied auf: Bei Dairymaster und Lemmer-Fullwood verläuft die Milchleitung oberhalb der Melkgrube, ist also halbhoch montiert. Dazu setzten beide auf Gleichtakt-Pulsation. DeLaval und GEA haben die Melkleitung tiefverlegt, sie ist unter der Grubenkante platziert. Diese Anlagen arbeiten mit Wechseltakt. Dieser Unterschied macht sich bei der technischen Ausstattung und einigen Testkriterien bemerkbar (Übersicht nächste Seite).


Gerüste unterschiedlich stabil:

Alle Hersteller setzten auf freitragende Standgerüste aus verzinktem Stahl. Mit Querstreben und Bügeln aus Vierkant-Rohren sowie 2-Zoll-Standrohren hat DeLaval die massivste Bauweise im Angebot, hatte aber auch den größten Melkstand. Im Melkstand von Lemmer-Fullwood sind 2-Zoll-Rohre verbaut. Auch Dairymaster setzt auf eine geringere Materialstärke, verbaut dafür aber sehr viele Verstrebungen. Das macht das Gerüst stabil, aber auch unübersichtlich.


Hinzu kommt, dass die Iren sämtliche Kabel offen am Melkstandgerüst entlang verlegen. Die anderen Hersteller verstecken die Technik und Elektronik in einem Edelstahl-Kasten. Bei DeLaval und GEA war direkt unter dem Kasten ein Kotblech montiert, bei Dairymaster und Lemmer-Fullwood haben sich die Betriebsleiter gegen das Kotblech entschieden.


Die Grubenfertigkante schließt bei Lemmer-Fullwood mit einer Gummi-lippe ab. Bei den anderen Herstellern ist es eine reine Edelstahlkante. Bei Dairymaster fällt diese klein und niedrig aus.


Der GEA- und Dairymaster-Melk-stand haben einen ebenerdigen Eingang. Bei den anderen beiden Fabrikaten gibt es eine breite und trittsichere Treppe, bei DeLaval mit Handlauf, bei Lemmer-Fullwood ohne.


80 oder 90 Grad-Winkel:

Durch einen Vorwartehof und V-förmigen Eintrieb kommen die Kühe auf allen Betrieben flott in den Melkstand. Bei DeLaval trödeln einige Kühe auf dem Weg zu ihrem Platz etwas, was bei 24 Melkplätzen pro Seite aber unvermeidbar ist.


Bei allen Fabrikaten gibt es Einweisbügel für die Positionierung der Kühe. Bei DeLaval, GEA und Lemmer-Fullwood stehen die Kühe exakt im 90 Grad-Winkel zur Melkgrube. Dairymaster setzt dagegen auf einen 80 Grad-Winkel, um die Platzierung der Kühe zu vereinfachen. Einen Vor- oder Nachteil konnten wir nicht ausmachen.


Bei allen Herstellern sind die Kühe gut positioniert und stehen locker. Die geringste Kopffreiheit gibt es beim Lemmer-Fullwood-Betrieb. Aufgrund der baulichen Lösung stehen die Kühe direkt vor den Seitenwänden des Melkgebäudes. Damit verspielt der Betrieb einen Großteil der Vorteile des Front-austriebs – dem Markenzeichen von Side-by-Side-Melkständen. Denn bei Lemmer-Fullwood fahren die Frontbügel beim Gruppenwechsel nach oben weg. Alle Kühe einer Melkstandseite müssen sich zur Seite drehen und nacheinander den Melkstand verlassen. Bei den anderen drei Fabrikaten öffnet sich der Austrieb nach vorne. Alle Kühe einer Melkstandseite können so gleichzeitig nach vorne austreten. Das beschleunigt den Gruppenwechsel. Ein Einzeltier-Indexing, womit sich der Frontbügel für jedes Tier einzeln steuern lässt, hat kein Betrieb.


Ein oder zwei Milchfilter:

Die vorbereitenden Arbeiten lassen sich in allen Anlagen mit wenigen Handgriffen erledigen. Bei Lemmer-Fullwood ragt der Filter etwas in die Eingangstreppe. Das kann stören. DeLaval hat aufgrund der Dimensionierung (2x24Plätze) zwei Milchfilter verbaut, Dairymaster installiert grundsätzlich zwei Filter.


In allen Fabrikaten lassen sich die Melkzeuge zentral bereitschalten. Zudem ziehen alle Anlagen die Melkzeuge automatisch aus den Spülaufnahmen. Das klappt überall gut.


Alle Hersteller montieren die Spülaufnahmen unterhalb der Melkgrubenkante. Bei GEA und Dairymaster muss der Melker jede Spülaufnahme einzeln vor Melkbeginn einklappen, damit sie nicht stört und nach Melkende wieder ausklappen. Eleganter geht es bei DeLaval und Lemmer-Fullwood: Mit einem Handgriff lassen sich alle Spülaufnahmen einer Seite ein- und ausklappen.


Nach oben oder unten melken:

Unisono setzen die Hersteller auf die automatische Vakuumfreigabe. Das heißt, wenn der Melker das Melkzeug Richtung Euter führt, erfolgt automatisch die Vakuumfreigabe, ohne dass ein weiterer Knopfdruck nötig ist. Bei DeLaval gibt es das Bonbon, dass beim Ansetzen des einen Melkzeugs automatisch das Melkzeug des nächsten Platzes in Bereitschaft geht.


Die Platzierung der Bedienelemente ist in allen Anlagen gut. Bei Lemmer-Fullwood sind sie relativ hoch montiert, sodass kleinere Personen nur auf Zehenspitzen alle Tasten erreichen. DeLaval und GEA haben die Elemente in die Edelstahlverkleidungen eingelassen.


Bei der Sicht auf die Euter gibt es große Unterschiede. Klar ist, dass der Melker bei Parallel-Melkständen deutlich weniger vom Tier sehen kann als z.B. in Fischgräten-Melkständen. Doch beim GEA-Melkstand sieht man außer den Füßen wenig vom Tier – bei Färsen häufig nicht einmal das Euter.


Das liegt an der weit herunterragenden Verkleidungen, dem Kotblech und der Edelstahlkante. Obwohl DeLaval die gleichen Bauteile hat, kann der Melker mehr vom Euter und dem Tier sehen.


Ohne Kotblech und tiefhängende Verkleidungen ist die Sicht bei Dairymaster und Lemmer-Fullwood ohnehin deutlich besser. Hinzu kommt, dass diese beiden Hersteller in eine halbhoch verlegte Leitung melken, also nach oben. Sie kommen komplett ohne Schlauchführung aus, die Melkzeug-Positionierung erfolgt ausschließlich über den Milch- und Luftschlauch. DeLaval und GEA brauchen dazu ein Bauteil mehr. Sie melken in eine tiefverlegte Melkleitung nach unten. Damit das Melkzeug richtig sitzt, haben sie zur Schlauchführung ein zusätzliches Seil verbaut.


Melkzeug-Position:

Insgesamt ist bei allen Herstellern die Melkzeugpositionierung gut bis sehr gut unter dem Euter. Das sollte beim Melken von hinten aber auch so sein.


Alle Betriebsleiter haben durch eine großzügige Bauweise beim Melkgebäude für optimale Licht- und Luftverhältnisse beim Melken gesorgt. Das spricht für viel Komfort für Mensch und Tier. Bei der Lichtinstallation im Melkstand gibt es vorwiegend Eigenleistungen. Auffällig ist, dass es trotz doppelter Lichtleisten relativ dunkel unter den Eutern ist. Das liegt am Schattenwurf der Verkleidungen. Hier sollten die Hersteller besser beraten und praktikable sowie bezahlbare Lösungen bieten.


Alle Melkstände sind sehr leise. Wenn es laut wird, liegt es fast immer am Schnellaustrieb. Wenn Gummipuffer verschoben, wenig elastisch oder zu schwach sind, schlägt beim Hochfahren des Schnellaustriebs Metall auf Metall. Auch hier sollten alle Hersteller optimieren, besonders Dairymaster.


Noch schwerer wiegt allerdings, dass bei den Iren die Arbeitsbedingungen für den Melker am schlechtesten sind. Zum einen ist der Melker nur durch Rohre vor schlagenden Tieren geschützt, hier besteht Verletzungsgefahr. Zum anderen ist der Melker nahezu ungeschützt dem Kot und Urin der Kühe ausgesetzt. Und weil die Grubenkante sehr flach ist, laufen Kot und Urin in die Melkgrube. Das ist kein schöner Arbeitsplatz.


Viel Wasser verbraucht:

Das Einsetzen der Melkzeuge in die Spülaufnahme ist bei allen Fabrikaten gewöhnungsbedürftig. Im Vergleich ist es bei GEA am umständlichsten. Hier sitzt das Melkzeug auch recht „wackelig“.


Die Reinigung der Gesamtanlage ist bei Dairymaster am aufwendigsten. Hier gibt es viele Rohre, die sich relativ umständlich säubern lassen. Zudem verläuft die Elektronik ungeschützt durch das Melkstandgerüst, sodass Vorsicht beim Wasserspritzen geboten ist. Praktisch aber teuer beim DeLaval-Melkstand ist, dass sämtliche Technik im Keller (Unterflur) installiert ist.


Eine Zukunftsaufgabe für die Hersteller sollte das Schonen von Ressourcen sein. Beispielsweise benötigt der GEA-Betrieb (2x16) pro Melkzeit etwa 500 l für die Melkanlagenreinigung und nochmals 1000 l Wasser für die Melk-standreinigung. Pro Tag sind das 3000 l Wasser. Hier sind effizientere Systeme wünschenswert. P. Liste

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