„Die Argumente der Molkereien, warum sie nicht ins Börsengeschäft einsteigen, erinnern mich an den Getreidemarkt vor zehn Jahren“, sagt Jobst Jungehülsing aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium, „aber viele Mühlen und Händler, die sich damals gegen die Preisabsicherung gesträubt haben, sind inzwischen vom Markt verschwunden.“
Bis 2003 gab es gekoppelte Prämienzahlungen. Die Preisschwankungen waren gering, der EU-Interventionspreis für Getreide war der Eckpunkt der Preisbildung. Dann hat die EU die Prämien entkoppelt, die Weltmarkt-Schwankungen schlugen immer stärker auf den EU-Markt durch.
Gleichzeitig lief die Preisfindung über Warenterminbörsen, der EU-Interventionspreis hatte kaum noch Bedeutung. Und parallel dazu entwickelten Getreidebauern und Händler Strategien zur Preisabsicherung über Warenterminbörsen, beispielsweise der MATIF in Paris.
Händler gingen pleite.
Einige Müh-len und Händler sperrten sich aber dagegen. Sie setzten weiter allein auf Lagerhaltung. Zwischen den Jahren 2007 und 2009 schwankten die Preise allerdings extrem stark. „Das hat diesen Unternehmen finanziell dann das Genick gebrochen“, sagt Junge-hülsing.Heute sind über 60% der deutschen Getreideernte und über 90% der Raps-ernte über Terminmärkte abgesichert. Und nur einzelne ostdeutsche Groß-betriebe sind selbst an der Börse aktiv. Im Regelfall bietet der Handel den Landwirten diesen Service an.
Jungehülsing: „Die Milch-Branche ist hier noch in einem Lernprozess. Aber sie sollte sich beeilen – sie hat nicht noch mehrere Jahre Zeit!“