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Vordippen hält die Euter gesund

Lesezeit: 6 Minuten

Mit einem PreDipp lassen sich die Zitzen vor dem Melken reinigen und desinfizieren. Unsere Autorin zeigt, welche Mittel sich dafür eignen und was beim Anwenden zu beachten ist.


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Bei Problemen mit der Eutergesundheit sind auf den meisten Betrieben umweltassoziierte Erreger die Leitkeime. Die wichtigsten Maßnahme sind dann immer eine bessere Tierhygiene und Boxenpflege.


Das ist aber meist leichter gesagt als getan. Eine höhere Einstreufrequenz oder Einstreumenge, scheitert oft an der verfügbaren Manpower oder Einstreu. Und auch wenn der Wille da ist, gibt es Arbeitsspitzen, wie zum Beispiel in der Erntezeit, in denen Landwirte nicht das Optimum erreichen.


In diesen Fällen kann ein „PreDipp“ vor dem Melken helfen. Dabei wird ein Dippmittel mit keimreduzierender und/oder reinigender Wirkung vor dem Melken auf die Zitze aufgebracht. So lassen sich die Zitzen unmittelbar vor dem Melken säubern. Eine gute Tierhygiene kann das nicht ersetzen, aber in schwierigen Phasen etwas puffern.


vorbehalte beim PreDipp


Der Vorschlag einen PreDipp in die Melkroutine zu integrieren, stößt bei vielen Betrieben allerdings auf Widerstand. Dieser gründet sich im Wesentlichen auf drei Befürchtungen:


  • Das Vordippen kostet viel Zeit und verlängert die Melkzeit.8


  • Der PreDipp verursacht zusätzliche Kosten.9


  • Inhaltsstoffe des verwendeten Mittels könnten in die Rohmilch gelangen.10


Viele dieser Befürchtungen sind unbegründet. Eine Befragung von mehr als 100 Betrieben in den USA zeigt, dass ein PreDipp den Melkstanddurchsatz nicht verringert. Tatsächlich war die Tierzahl, die pro Arbeitskraft und Stunde gemolken wurde, sogar höher auf Betrieben, die eine vollständige Melkroutine mit Vordippen durchführten. Das hängt wahrscheinlich mit einer besseren Arbeitsorganisation zusammen. Ein PreDipp verlängert also nicht zwangsläufig die Melkzeit. Es kommt darauf an, die Abläufe im Melkstand so zu organisieren, dass er sich gut in die Routine einfügt.


Melkstandreporte zeigen, dass mit der Einführung eines PreDipps die Milchflüsse der Tiere sogar steigen. Denn mit dem gründlichen Abwischen setzt die Melkerin bzw. der Melker einen intensiven mechanischen Reiz. Höhere Milchflüsse verbessern in der Regel den Ausmelkgrad der Tiere, sodass die Abnahmeschwelle angehoben werden kann. Das verkürzt die Melkdauer für das Einzeltier und schont das Zitzengewebe.


Dippmittel rentieren sich


Die Kosten für einen PreDipp variieren mit dem Präparat, der eingekauften Gebindegröße und dem tatsächlichen Verbrauch. Die gängigsten Mittel gibt es pro Liter ab etwa 40 Cent für ein Konzentrat bzw. 4,75 € für ein gebrauchsfertiges Produkt.


Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 3 ml pro Dippen bewegt man sich bei einer Aufwandmenge von etwa 2 l pro Tier und Jahr. Kalkuliert man für eine Mastitis Kosten von ca. 400 €, hat ein Betrieb mit 100 Kühen die Mehrkosten mit drei vermiedenen Mastitiden pro Jahr wieder hereingeholt, selbst wenn er das teure Präparat verwendet.


Rückstände möglich


Die Einwände, die bezüglich möglicher Rückstände in der Rohmilch gemacht werden, sind ernst zu nehmen. Denn Landwirte sind für hygienisch einwandfreie Milch verantwortlich.


Messungen zeigen aber, dass der Einsatz jodhaltiger Dippmittel keine nennenswerten Auswirkungen auf die Konzentration von Jod in der Rohmilch hat. Die Aufnahme von Jod über die Futterration hat einen größeren Einfluss auf die Rohmilchgehalte.


Entscheidend ist auch, wie der Melker den PreDipp aufbringt. Spraypräparate benetzen größere Hautareale als Tauchpräparate, die nur die Zitzen erreichen. Jod scheint eher über die Haut in die Milch zu gelangen als über Rückstände von der Zitze. Landwirte sollten also eine Tauchlösung verwenden. So benetzen sie keine Hautareale, die sie nicht reinigen. Der PreDipp lässt sich vor dem Ansetzen des Melkzeuges sauber entfernen.


Biozide vs. Reinigungsmittel


Auf dem Markt sind verschiedene Mittel erhältlich. Präparate mit schnell wirkenden Komponenten auf Chlor- oder Jodbasis haben sich in der Praxis bewährt. Anders als für Zitzentauchmittel, die als PostDipp nach dem Melken verwendet werden, gibt es für Vordippmittel aktuell noch keine offizielle Listung der DLG.


Rechtlich geregelt ist das Anwenden von Dippmitteln in der Verordnung (EG) 853/2004 mit spezifischen Hygienevorschriften für Lebensmittel tierischen Ursprungs. Hier wird allerdings nicht zwischen der Anwendung vor oder nach dem Melken unterschieden.


Laut Verordnung dürfen keimreduzierende oder desinfizierende Zitzenbäder oder -sprays nur verwendet werden, wenn sie als Biozid-Produkt zugelassen oder registriert sind. Sie benötigen also eine Biozidnummer. Ausgenommen davon sind Produkte, die keine Keimreduktion versprechen und nur „Reinigen“ sollen. Auch eine geringe Menge biozider Wirkstoffe ist möglich, wenn diese nicht speziell zur Desinfektion beitragen sollen.


Grundsätzlich trägt der Landwirt als Lebensmittelunternehmer die letzte Verantwortung für Rückstände in der Milch und für die Einhaltung etwaiger Grenzwerte. Umso wichtiger ist eine sorgfältige Anwendung und das Berücksichtigen der Herstellerangaben.


Das Anwenden eines desinfizierenden PreDipps kann allerdings die Keimzahl auf der Zitzenhaut deutlich reduzieren. Das spiegelt sich in niedrigeren Keimgehalten in der Rohmilch wider (siehe Übersicht).


Für jodhaltige Mittel zeigen Studien, dass sich der Standard Plate Count (Bakterienzahl) für Rohmilch um das Fünf- bis Sechsfache reduziert. Betriebe, die eine vollständige Melkroutine inklusive eines PreDipps durchführen, haben im direkten Vergleich mit Betrieben ohne Vordipproutine geringere Mastitisraten.


Richtig anwenden


Ein PreDipp sollte etwa 30 Sekunden einwirken, bevor er entfernt wird. In die Melkroutine lässt sich das zum Beispiel einbauen, indem die Tiere beim Betreten des Melkstandes gedippt werden. Der Melker arbeitet den zutretenden Tieren entgegen und fördert so den Tierverkehr. Wenn das letzte Tier den Melkstand betreten hat, beginnt der Melker beim ersten Tier mit der weiteren Melkroutine aus Vormelken und Abwischen. So wird die empfohlene Einwirkzeit in der Regel automatisch erreicht.


PreDipps lassen sich fast immer gut schäumen, weil sie für eine effektive Reinigungswirkung oft Tenside enthalten. Schaumdippbecher reduzieren den Verbrauch und bewirken eine gute Anhaftung des Mittels an der Zitze. Für größere Betriebe oder in Melkkarussells kommen zum Teil Lanzen zum Einsatz, die das Mittel automatisch schäumen und die Arbeit erleichtern. Die Dippbecher sollten Landwirte nach dem Melken reinigen und trocknen lassen.


Der PreDipp lässt sich mit Einwegtüchern oder gewaschenen Stofftüchern wieder entfernen. Gewaschene Tücher sind saugfähiger und vermeiden Müll. Sie dürfen jedoch nicht selbst zur Infektionsquelle werden. Optimal ist eine Wäsche bei >60°C mit einem desinfizierenden Waschmittel. Eine anschließende Heißtrocknung hygienisiert die Tücher zusätzlich.


Wer darauf verzichtet, muss verhindern, dass sich in der feucht warmen Waschtrommel Keime auf den Tüchern bilden. Es empfiehlt sich, die Maschine per Zeitschaltuhr oder Vorwahl so zu starten, dass sie direkt vor der nächsten Melkzeit fertig ist.


Es lässt sich also festhalten: Ein PreDipp bedeutet einen kleinen Mehraufwand und Organisationsarbeit rund ums Melken. Für die Eutergesundheit ist er aber für fast jeden Betrieb zu empfehlen und ein Versuch kostet nicht mehr als ein Dippbecher und ein Kanister Dippmittel.


Ihr Kontakt zur Redaktion:


anke.reimink@topagrar.com

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