Auf den ersten Blick macht DMK vieles richtig: leistungsfähige Werke, hohe Investitionen, gute Kommunikation mit den Bauern. Dafür genießt das Unternehmen Ansehen in der Molkereiwirtschaft.
Doch warum zahlt Deutschlands größte Molkerei nur unterdurchschnittliche Milchpreise? Warum liefert der „Leuchtturm“ nicht, wie es sich viele Bauern und Funktionäre nach der Fusion von Nordmilch und Humana erhofft hatten?
Die Erklärung ist sehr einfach: DMK erzielt nur eine geringe Wertschöpfung aus der Milch, brutto rund 70 Cent pro kg, während agilere Unternehmen auch das Doppelte schaffen. Der Konzern produziert vorwiegend Standardware, die am Markt beliebig austauschbar ist. Er hat keine innovativen Produkte. Keine starken Marken und nur ein bescheidenes Werbebudget. Die Produktion von Industrieprodukten und die Internationalisierung wurden viel zu spät begonnen. Dass die Bremer noch an Altlasten der Humana leiden, sei nur am Rande erwähnt. Es wird noch Jahre dauern, bis DMK zu FrieslandCampina und Arla aufschließen kann.
Alternativen gibt es für die Bauern nur wenige. Denn bei Ammerland, Hochwald, Hohenlohe und anderen läuft es kaum besser. Viele Genossen haben sich jahrzehntelang auf der staatlichen Intervention ausgeruht und die Entwicklung von Markenprodukten verschlafen. Die Regale des Lebensmittelhandels beherrschen heute die süddeutschen Privatmolkereien. Bei Spezialprodukten und in den Exportmärkten sind Arla, FrieslandCampina, Nestlé und Co. erfolgreicher unterwegs.
Viele Genossenschaften agieren zu langsam, glänzen mit Massenware, Preisunterbietungen und teuren Doppelstrukturen im In- und Ausland. In einem globalen Milchmarkt und bei rückläufiger Staatsstütze werden sie bei Preisabstürzen stärker abgestraft als gute Marktmolkereien. Verlierer sind die Bauern und deren Familien. Es ist höchste Zeit, dass die Genossen enger zusammenrücken.