Der Trend geht klar in Richtung Automatisierung. top agrar bietet einen aktuellen Überblick.
Aktuell bieten acht Hersteller Melkkarusselle im deutschsprachigen Raum an. Die meisten haben sowohl Außen- als auch Innenmelker-Anlagen im Programm. Dairymaster bietet allerdings nur Außenmelker an, Impulsa nur Innenmelker.
Während in Norddeutschland mittlerweile bei Neuanlagen vor allem in Außenmelker mit 40 bis 60 Plätzen investiert wird, sind Innenmelker mit 24 bis 28 Plätzen verstärkt im Süden gefragt. Nach Angaben der Hersteller werden immer noch etwas mehr Innenmelker- als Außenmelker-Anlagen verkauft.
Die Trends:
Einige wichtige technische Details zu den Anlagen finden Sie in der Übersicht ab Seite R 38. Vom Grundaufbau gibt es wenig Unterschiede, dafür aber in den Details. Sie können allerdings in der täglichen Melkpraxis eine große Rolle spielen, wie unser Bericht in der top agrar Ausgabe 12/2015 ab Seite R 36 zeigt.Daher ist es ratsam, vor dem Kauf möglichst viele Fabrikate im Praxiseinsatz zu sehen und sich mit den Melkern vor Ort intensiv auszutauschen.
Die zunehmende Automatisierung schreitet auch beim Karussellmelken voran. Während die automatische Vakuumfreigabe und Melkzeug-Abnahme längst bei allen Fabrikaten Standard ist, bieten bisher erst GEA und DeLaval seit ein paar Jahren vollautomatische Anlagen mit Ansetzrobotern an. Sie sind zum Teil sogar bereits mit Melkzeugen (z. B. Apollo-Melkzeug von GEA) ausgerüstet, bei denen Dippfunktion und Zwischendesinfektion integriert sind. Mit dem Multilactor bietet auch Impulsa bei seinen Karussellen bereits eine weitgehende Automatisierung bei Ansetzen, Abnahme und Reinigung der Melkbecher an.
Aber auch alle anderen Fabrikate automatisieren kontinuierlich weitere Prozessschritte, um den Durchsatz, den Melkkomfort und die Hygiene weiter zu verbessern.
Perfektioniert wurden die Eintriebsbereiche, sodass die Tiere ohne Stopp die Plattform betreten können. Das EasyEntry-System von GEA, das komplett ohne Tor auskommt, ist dafür nur ein Beispiel. Bei Dairymaster bleibt das pneumatisch gesteuerte Texastor automatisch offen, wenn auf der Plattform noch Kuhplätze frei sind. Bei diesem Fabrikat bleibt zudem der Rückhaltebügel – sofern vorhanden – am Ende einer Melkrunde unten, wenn es bei der Milchleistung oder Qualität zu große Abweichungen gibt. GEA sieht für Kühe, deren Milch nicht verkehrsfähig ist, ein Backflush-System vor, das automatisch auf eine zweite Milchleitung umschalten kann und das benutzte Melkzeug mit Schlauch gleich mitdesinfiziert. Auch für die Anlagenhygiene kommen neue Lösungen. So hält DeLaval in Kürze zwischen Ein- und Ausgang ein Plattform-Reinigungsmodul bereit.
Bei all den Neuerungen bleibt das Tier aber stets im Blick. So wurde der Standkomfort sowie die Kopffreiheit in vielen Anlagen entscheidend verbessert. Eine weitere Innovation für mehr Tierkomfort ist zum Beispiel auch das Beruhigungstor von DeLaval im Ausgangsbereich, sodass jede Kuh die vorherige vor sich sieht und keine Fluchtpanik aufkommt.
Mehr Informationen:
Dem Melker im Karussell werden heute komfortabel am Touchscreen und in Echtzeit die neuesten Informationen zur Tiergesundheit, Aktivität und Milchqualität – in der Regel über kombinierte Sensorsysteme (z. B. Aktivitätsmesser) gemessen – geliefert.Wer will, kann sich die Infos sogar per Sprachausgabe ansagen lassen. Damit das Sinn macht, darf es nur nicht zu laut in der Anlage sein, aber auch an der Lautstärke arbeiten die Hersteller.
Silvia Lehnert
