Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Stilllegung 2024

topplus Aus dem Heft

Was bringt der Blick von außen?

Lesezeit: 4 Minuten

Wenn das Management nicht dem Anspruch der Kühe genügt, sind Krankheiten und eine kurze Nutzungsdauer die Folge. Wie sich Produktionskrankheiten durch externe Beratung vermeiden lassen, zeigt ein Beispiel aus Schleswig-Holstein.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Das Leistungspotenzial der Milchkühe ist in den letzten Jahrzehnten durch Zuchtfortschritt und eine veränderte Haltung und Fütterung erheblich gestiegen. Doch häufig hängt das betriebliche Management dem hinterher.


Dieses Ungleichgewicht führt erst zu schleichenden Leistungseinbußen und später zu unterschiedlichsten Krankheitsverläufen. Produktionskrankheiten wie Milchfieber, Euter- und Gebärmutterentzündungen, Klauenerkrankungen und Stoffwechselstörungen können zum frühen Abgang der Kühe führen. So veränderte sich die Nutzungsdauer von Milchkühen in Schleswig-Holstein in den letzten Jahrzehnten kaum und liegt im Mittel weiter bei nur 34 Monaten.


Bei einer hohen Arbeitsbelastung fällt es Betriebsleitern oder Herdenmanagern häufig schwer zu erkennen, wann Management oder Arbeitsweise den aktuellen Bedürfnissen einer Herde nicht mehr entsprechen.


Einzelbetriebliche Beratung


Das folgende Beispiel eines Beratungsangebotes in Schleswig-Holstein soll zeigen, wie ein Perspektivwechsel durch externe Berater Schwachstellen aufdecken und beheben kann: SVN Optipro ist ein Beratungsangebot der Spermavertrieb Nord, einer Tochtergesellschaft der Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH). Das Team besteht inzwischen aus fünf Beratern, die seit 2014 einzelbetriebliche Beratung anbieten. Seit 2016 können alle Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein die Beratung kostenlos nutzen.


Denn mit dem Ziel, den Milcherzeugern ein Konzept zur Vermeidung von Produktionskrankheiten anzubieten, erfolgte eine europaweite Ausschreibung des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein (heute MELUND). Das Beratungsprogramm SVN Optipro erhielt den Zuschlag für die EU-Mittel. Das hat zur Folge, dass bis 2018 bereits rund 160 Betriebe das Beratungsangebot in Anspruch nahmen. Die Förderung läuft noch bis 2020.


Die Beratung des Betriebs läuft immer nach dem gleichen Schema ab:


Datenanalyse: Die Berater werten Milchleistungs- und Besamungskennzahlen vor dem Betriebsbesuch aus. Eutergesundheit, Reproduktionsdaten, Ernährungszustand, Milchleistung, Lebensleistung und Abgangsdaten stellen sie in einem Ampelsystem dar.


Betriebsbesuch: Bei einem Betriebsrundgang bewertet der Berater die Haltung, Fütterung, und Wasserversorgung sowie den Ernährungszustand aller Altersgruppen. Den Gesundheitsstatus der Herde erfasst der Berater auf Basis einer Befragung des Landwirtes sowie der Auswertung des Klauenpflegers.


Anschließend erläutert der Berater Ursachen für festgestellte Probleme. Gemeinsam mit dem Betriebsleiter legt er individuelle Ziele fest und bespricht Wege der Umsetzung.


Empfehlungsschreiben: Der Betrieb erhält ein Schreiben mit den Möglichkeiten der Umsetzung und erklärenden Fachinformationen.


Erfolgskontrolle: Die Datenanalyse und ein Betriebsbesuch finden nach sechs bis zwölf Monaten erneut statt. Der Berater passt dabei die Ziele an und erstellt ein zweites Empfehlungsschreiben.


Status quo


Von 2016 bis 2017 führten die Berater in Schleswig-Holstein 116 erste Betriebsbesuche durch. Im Durchschnitt halten diese Betriebe 136 Kühe mit 9169 kg Milchleistung und einer Zellzahl von 190150. Der Anteil der Kühe mit unter 100000 Zellen liegt bei 63%.


  • Eutergesundheit: Eine gute Melkroutine und -hygiene haben neben weiteren Faktoren einen großen Einfluss auf die Eutergesundheit. Dennoch machten die Berater auf jedem zweiten Betrieb Vorschläge zur Verbesserung der Melkroutine. In diesen Herden lag die durchschnittliche Zellzahl bei 212800 und die Zahl der Euterbehandlungen bei 17% im Vergleich zu 165150 Zellen und 13% Euterbehandlungen auf Betrieben mit guter Melkroutine.
  • Klauengesundheit: Guter Liegekomfort ist eine wichtige Voraussetzung für gesunde Klauen. Die Berater bewerteten den Liegekomfort in den Milchkuhbetrieben mit Schulnoten von 1 bis 6. 54% der Betriebe erhielten Note 3 oder schlechter. In Herden mit gutem bis sehr gutem Liegekomfort liefen im Schnitt 7% der Kühe lahm. Bei befriedigendem bis ungenügendem Komfort waren es 20% der Herde. Insgesamt schnitten Hochboxen besser ab als Tiefboxen.
  • Stoffwechselgesundheit: Die Fütterung hat großen Einfluss auf Stoffwechselstörungen wie Milchfieber, Ketose oder Acidose. Die Berater beurteilten die Fütterung anhand von Parametern wie der Futterlagerung, der Nährstoffversorgung oder der Fressplatzbreite. Wenn Betriebe die Hälfte der Fütterungsstandards nicht erfüllten, traten häufiger Stoffwechselprobleme auf.
  • Fruchtbarkeit: Der Gesundheitsstatus der Herde sowie das Management beeinflussen die Reproduktionsleistung. Zur Bewertung der Fruchtbarkeit nutzen die Berater neben zahlreichen Fruchtbarkeitskennzahlen unter anderem die Zwischenkalbezeit. Kühe mit einer Milchleistung von unter 8500 kg sollen spätestens nach 385 Tagen erneut kalben. Zwischen 8500 und 10000 kg Leistung sollte die Zwischenkalbezeit unter 405 Tagen liegen. Bei einer Leistung von mehr als 10000 kg sind 405 bis 430 Tage noch rentabel. 92% der Herden in der unteren Leistungsklasse überschritten den Zielwert, in der mittleren Klasse waren es 52% und in der Kategorie über 10000 kg rund 26%.


Die ersten Erfolge


Die Berater besuchten in 2016 und 2017 bereits 48 Milchviehbetriebe erneut, um den Erfolg der Maßnahmen zu prüfen. Nach Aussage der Landwirte verbesserte sich die Gesundheit der Herde teils deutlich. So sank auf vielen Betrieben vor allem die Anzahl klinischer Ketosen, Acidosen und Mastitiden (Übersicht). Jedoch gibt es zwischen den Beratungsbetrieben weiterhin starke Unterschiede, daher ist bei der Auswertung immer der Einfluss von Betriebseffekten zu berücksichtigen.


Was die Beratung auf Praxisbetrieben bewirken kann, lesen Sie auf den folgenden Seiten. ▶


katharina.luetke-holz@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.